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Code Freebird

Code Freebird

Titel: Code Freebird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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erworben hatte. Das Ding haftete fest am Stoff, ließ sich nicht lösen. Die Kleine umklammerte es und zerrte weiter daran. Die Drähte am Sprengstoffgürtel spannten sich gefährlich.
    »Lass los«, sagte sie. »Das ist gefährlich. Bitte.«
    »Vesna!«, befahl eine Frauenstimme.
    Die Kleine drehte sich um und sah das vorwurfsvolle Gesicht ihrer Mutter. Ihr böser Blick genügte, und die Kleine ließ los.
    Candice atmete auf, obwohl ihr Herz raste. Vorsichtig tastete sie nach den Drähten. Es schien alles in Ordnung.
    Der Busfahrer war noch zwei Reihen entfernt. Schnell, jetzt, bevor noch mehr passierte.
    Eine Kurve brachte sie aus dem Gleichgewicht. Sie fand gerade noch Halt an einer Stange. Der Blick des Busfahrers im Spiegel richtete sich auf sie.
    »Setzen Sie sich oder bleiben Sie stehen«, sagte er bestimmt über die Schulter hinweg. »Umhergehen ist während der Fahrt untersagt.«
    Doch Candice ließ sich nicht aufhalten und ging weiter.
    Als sie ihn endlich erreicht hatte, forderte sie ihn auf, Hilfe zu rufen.
    Der Fahrer schüttelte den Kopf und wies zu einem Schild über der Windschutzscheibe. Das Sprechen mit dem Fahrer ist während der Fahrt verboten.
    So viel Deutsch verstand sie, dass sie ein laut vernehmbares Fuck! nicht unterdrücken konnte.
    »Setzen Sie sich bitte!«, wiederholte der Fahrer scharf, »oder Sie steigen an der nächsten Haltestelle aus.«
    »Stop the bus«, befahl sie, »now! There’s a bomb on the bus.«
    »Setzen!«
    Die Handystimme meldete sich. »Sie sollten auf ihn hören.«
    Candices Kopf schoss herum. Er war an Bord. Wie konnte er sonst die Unterhaltung mit dem Busfahrer verfolgen?
    Sie blickte in Dutzende Augen, die sie im Gespräch mit dem Fahrer beobachtet hatten. Wer von ihnen war es?
    Candice bahnte sich einen Weg nach hinten, prüfte jeden Mann eindringlich, an dem sie vorbeikam.
    Der Bus verringerte die Geschwindigkeit und fuhr die nächste Haltestelle an. Fahrgäste erhoben sich, drängten an ihr vorbei Richtung Ausgang. Die Türen öffneten sich. Neue Fahrgäste stiegen zu, andere aus. Unmöglich, hier den Überblick zu behalten. Dennoch spähte sie zwischen Armen und Taschen nach einem Handy.
    »Where are you?«, schrie sie die Fahrgäste an.
    Einer hatte nun definitiv genug. »Sie steigen jetzt besser aus«, sagte der Busfahrer, der zu ihr aufgeschlossen hatte.
    Doch Candice weigerte sich. Er war noch hier im Bus. Sie würde ihn kriegen.
    »Hands off!«, fauchte sie den Busfahrer an, der sie am Arm gefasst hatte, um sie zum Ausgang zu bugsieren.
    Er ließ sich nicht beirren. »Bitte, verlassen Sie den Bus. Sonst muss ich die Polizei rufen.«
    »Police?«, verstand Candice. »For heaven’s sake, yes!«
    Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, begann sie, ihre Uniform aufzuknöpfen. Die Sprengvorrichtung würde ihn überzeugen.
    Der Busfahrer verstand das falsch. Unter neugierigen Blicken bugsierte er sie hinaus. Sie fiel hin, umringt von verständnislosen Fahrgästen.
    Aus der Menge trat jemand hervor, ein Mann, er beugte sich hinunter und half ihr auf. Der Mann schaute ihr in die Augen und lächelte.
    »Never forget this«, sagte er.
    Dann griff er zwei Drähte, die aus ihrer Bluse herausschauten und riss sie ab.
    Candice wusste nicht, wie ihr geschah. Jetzt war es so weit.
    Sie schloss die Augen.
    Sie hörte noch, wie sich die Türen schlossen und der Bus davonfuhr.
    Das Handy in ihrer Hand piepte. Automatisch führte sie es ans Ohr.
    »Furcht ist ein bemerkenswertes Gefühl. Nicht wahr?«, hörte sie die vertraute Stimme sagen. »Das Leben ist viel zu kostbar, um es anderen zu nehmen. Vergessen Sie das nie wieder. Goodbye, Candice.«
    Der Bus war längst außer Sichtweite, die Menschentraube hatte sich aufgelöst. Candice stand noch immer regungslos, das Unvermeidliche erwartend, die Augen geschlossen, am Rand des Gehwegs an einer stark befahrenen Straße.
    Im Moment des Todes war sie völlig ruhig. Sie kannte dieses Gefühl gut, hatte es bei anderen schon oft gesehen, allerdings nie am eigenen Leib erfahren.
    Doch warum wartete er so lange darauf, ihr das Leben zu nehmen? Hatte er ihre Angst noch nicht genügend genossen?
    Nein, sie würde es beenden. Ein letzter Akt ihres freien Willens. Sie griff die restlichen Drähte und riss sie mit einem Schwung heraus.
    Nichts geschah. Keine Explosion zerriss sie in tausend Stücke. Sie öffnete die Augen, sah sich mit einem Bündel Drähten in der Hand und einer offenen Bluse dastehen. Ihre Anspannung entlud sich in

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