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Code Freebird

Code Freebird

Titel: Code Freebird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Handy die Zahlen 9-1-1 ein.«
    »Einen Teufel werde ich tun. Ich bringe mich doch nicht selbst um.«
    »Vertrauen Sie mir. Wenn ich Sie töten wollte, wären Sie längst schon tot.«
    Candice überlegte. Sie hatte keine andere Wahl. Nach der letzten Ziffer hörte sie eine Stimme aus dem Hörer: Zeit zu sterben.
    »Was soll das?«, fragte sie aufgeregt.
    »Sie haben gerade die Bombe an ihrem Körper scharfgeschaltet.«
    »Wie … ich verstehe nicht. Sie sagten doch …«
    »Sorry, ich habe wohl gelogen.«
    »Sie verdammtes Schwein.«
    »Lügen sollten Ihnen vertraut sein. Sie sind das Gift, das Ihr Land seit vielen Jahren in der Welt versprüht. Und Sie sind ein Teil dieser Lüge.«
    Candice war nun nicht mehr zu halten. Sie wusste, dass sie sterben würde. Und wenn es schon sein musste, dann sollte es durch ihre eigene Hand geschehen. Sie griff an einen der Drähte.
    Der Name ihres Sohnes, Jackson, schoss ihr durch den Kopf. Sollte er ohne Mutter aufwachsen? Sein Vater war unbekannt, ihn hatte es bis auf die eine Nacht in diesem irakischen Gefängnis nie gegeben. Er war versetzt, später bei einer Explosion in Bagdad getötet worden. Jackson war allein. Sie war sein einziger Bezugspunkt. In einem Heim der Army wollte sie ihn nicht wissen.
    »Was wollen Sie?«, sagte sie ins Handy.
    »Gehen Sie raus auf die Straße. Unterbrechen Sie in keinem Fall die Verbindung. Wenn Sie es dennoch tun, geht die Bombe hoch. Haben Sie mich verstanden?«
    Candice bejahte. Sie richtete ihre Kleidung, verließ die Toilette, durchquerte den Verkaufsraum und trat auf die Straße.
    »Was jetzt?«, sprach sie ins Handy.
    »Zu Ihrer Linken sehen Sie eine Bushaltestelle. Beeilen Sie sich.«
    Er war in der Nähe und beobachtete sie, ging es Candice durch den Kopf. Sie blickte sich um. Gegenüber war ein türkisches Café. Die Männer tranken Cai und spielten Tavla. Sie schauten zu ihr herüber. War es einer von ihnen?
    Ein paar Meter weiter war ein Gemüsehändler. Frauen mit Kopftuch sprachen mit dem Verkäufer. Neben ihm ein junger Mann. Auch er beobachtete sie.
    Der Bus schnitt ihr die Sicht ab. Er hielt an der Bushaltestelle, ließ einige Fahrgäste aussteigen und fuhr weiter.
    »Wir nehmen den nächsten«, hörte sie aus dem Handy.
    »Sind Sie wahnsinnig? Mit einer Bombe am Bauch steige ich in keinen Bus.«
    »Wollen Sie leben?«
    »Ja.«
    »Dann tun Sie es. Gehen Sie los.«
    Candice war nicht allein an der Bushaltestelle. Eine Gruppe von acht Leuten wartete ebenfalls auf den nächsten Bus. Unter ihnen war eine Frau mit Kopftuch und Kind. Sie ging zu ihr.
    Während sie das Mikro am Handy mit einem Finger abdeckte, bat sie die Frau flüsternd um Hilfe. »Holen Sie die Polizei. Schnell.«
    Die Frau schaute sie an, unsicher, was die amerikanische Soldatin von ihr wollte.
    Candice wiederholte ihre Bitte. Die Frau drehte sich um.
    »Bitte, helfen Sie mir.«
    Der nächste Bus hielt.
    »Steigen Sie hinten ein«, befahl die Stimme aus dem Handy.
    An ihr vorbei drängten Menschen in den Bus, andere heraus. Wenn sie tat, was der Mann ihr sagte, dann würde sie ihn jetzt abhängen. Er war irgendwo hier draußen. Er würde es nicht wagen, einen vollbesetzten Bus in die Luft zu sprengen. Zumindest hoffte sie das. Es war eine Chance, und sie stieg ein. Einige Fahrgäste betrachteten sie neugierig, andere vermieden den direkten Augenkontakt.
    Bis zur nächsten Haltestelle verhielt sie sich ruhig und wartete ab, ob die Stimme sich melden würde. Sie tat es nicht.
    »Sind Sie noch da?«, sagte sie ins Handy.
    Keine Antwort.
    »Hallo, hören Sie mich?«
    Nichts.
    Jetzt könnte sie es wagen. Der Busfahrer war bestimmt über Funk mit der Leitstelle verbunden. Er könnte einen Notruf absetzen. Sie schob sich vorsichtig an den im Gang Stehenden vorbei.
    Ein Mädchen, vier oder fünf Jahre alt, einige Reihen vor ihr, schaute sie mit großen Augen an. Sie hatte noch nie einen weiblichen Soldaten gesehen. Candice versuchte ein Lächeln. Es misslang. Die Kleine stand auf.
    Als Candice vor ihr stand, streckte sie die Arme in die Höhe, als wollte sie hochgehoben werden.
    Candice sah sich nach den Eltern um. Niemand reagierte, alle schauten zum Fenster hinaus.
    »Darf ich vorbei?«, sagte sie.
    Doch die Kleine verstand nicht. Candice beugte sich zu ihr hinunter, wollte sie zurück auf den Sitz heben.
    Da packte sie zu. Etwas an Candices Uniform übte einen Reiz auf das Mädchen aus. Etwas Glitzerndes, eine Auszeichnung, die sie sich in zwei Kriegsjahren im Irak

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