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Code Freebird

Code Freebird

Titel: Code Freebird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Gruppen in Verbindung gebracht wird.
    Eine mutige These, dachte Levy. Wobei der Sprengstoff TATP die bevorzugte Waffe islamistischer Terroristen war. Die Anschläge in London und viele in Israel wurden damit verübt.
    Aber gerade das Beispiel London hatte auch gezeigt, dass TATP nicht zwangsläufig eine Verwicklung von arabischen Terroristen bedeuten musste, da die dortigen Täter als Einheimische, sprich Engländer, einzustufen waren. Zudem handelte es sich bei TATP um einen mit einfachen Mitteln herzustellenden und äußerst effektiven Sprengstoff, dessen Detonationsgeschwindigkeit an militärischen Sprengstoff heranreichte. Die Zutaten fanden sich in Nagellack, Haarfärbemittel und Salzsäure, die in jeder Drogerie beschafft werden konnten. Eine attraktive Waffe sowohl für naiv-unbedarfte Amateure als auch für kaltblütige Profis.
    Was jedoch noch immer fehlte, war ein Bekennerschreiben. Nach vier Wochen, beziehungsweise zehn Tagen, war es an der Zeit, dass sich die verantwortliche Gruppe zu Wort meldete. Doch nichts Ernstzunehmendes tat sich – ausgenommen die Trittbrettfahrer, denen jedoch die entscheidenden Informationen fehlten: Um welche Art Sprengstoff handelte es sich? Womit wurde er gezündet? Welche Komponenten wurden verwendet?
    Das konnte nur der wirkliche Täter wissen.
    Obgleich bei den ersten beiden Anschlägen kein deutscher Staatsbürger getötet worden war, war die Wirkung enorm. Levy hatte sie bis in das Kaff an der Ostsee gespürt. Die Welt steht in Flammen hatte sein Therapeut gesagt. In dem kleinen Wirtshaus, wo er zu Abend aß, war die Stimmung zuerst von Entrüstung, dann von Betroffenheit geprägt, schließlich schlug sie in eine Art Selbstverteidigung um.
    Die allgemeine wirtschaftliche Misere im Osten, das noch immer lähmende Gefühl der Benachteiligung nach bald zwei Jahrzehnten der Wiedervereinigung, die anhaltende Landflucht der Jungen und schließlich auch noch Muslime, die sich daranmachten, das Grundgesetz gegen die Scharia auszutauschen – all dies war der Nährboden einer um sich greifenden Verunsicherung.
    Nie zuvor hatte man den Beschwichtigungen der Politiker weniger Glauben geschenkt. Es schien fast so, als ob sie wider besseres Wissen die Bevölkerung vorsätzlich und anhaltend belogen.
    Nicht anders konnte Levy die Zeitungsartikel und Fernsehbeiträge bewerten, die ihm Alexej an die Protokolle und Berichte angehängt hatte. Die heimischen Verantwortlichen gerieten immer mehr ins Visier der öffentlichen Meinung. Was gedachte der Staat gegen die Gefahren zu tun? Konnte man sich im eigenen Land noch sicher fühlen? Welche Maßnahmen mussten konkret ergriffen werden, damit Sicherheit und Ordnung wieder gewährleistet werden konnten?
    Einer Antwort darauf hatte Levy an diesem Tag ins Auge geschaut. Dem Lauf einer Heckler & Koch, der Maschinenpistole eines deutschen Polizisten. Daneben, zum Landesschutz verpflichtet und das Schnellfeuergewehr geschultert, ein Bundeswehrsoldat. Sicherheit war nicht mehr länger unterteilt in außen und innen, ab jetzt war der Schutz oberstes Staatsziel, dem sich Recht und Freiheit des Einzelnen unterzuordnen hatten.
    Wann endlich, fragte sich Levy, fangt ihr an, einer Bedrohung nicht mit Abschottung, sondern mit Offenheit zu begegnen, um einer möglichen Eskalation Einhalt zu gebieten?
    Stattdessen verbarrikadieren sie sich und wetzen die Messer.
    Levy gähnte und schaute dabei auf die Computeruhr. Sie meldete zwanzig vor elf. Eigentlich war es noch nicht Zeit fürs Bett, aber der Tag hatte ihn viel Kraft gekostet. Nicht zuletzt wegen der Auseinandersetzungen mit Demandt. Der bestand weiterhin darauf, dass die Hamburger Ermittlungen in die landesweiten, sprich die hessischen des BKA einfließen sollten. Alles andere wäre eine Verschwendung von Ressourcen, und schließlich würde Michaelis mit ihrem Team den Fall ohnehin nicht stemmen können.
    Nachdem Levy und Michaelis ihn in diesem Glauben beließen, wurden die anstehenden Aufgaben verteilt. Levy musste sich schnellstens einarbeiten. Unterstützung würde er von Demandt und seinen Leuten wohl kaum zu erwarten haben, selbst wenn er sich beim Innensenator beschweren würde. In diesem Fall schien Demandt ganz auf amerikanischer Linie zu sein. Er spielte sein Spiel, und Levy gehörte zur gegnerischen Mannschaft.
    Die Maske der elektronischen Telefonanlage zeigte einen eingehenden Anruf auf dem Bildschirm. Levy las die Nummer. Sie war ihm unbekannt. Wer rief so spät bei ihm an?, fragte er

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