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Code Freebird

Code Freebird

Titel: Code Freebird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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sich.
    »Levy«, sprach er müde ins Mikrofon und schickte ein Gähnen hinterher.
    Eine Frauenstimme meldete sich. Sie war ihm unbekannt. Auch woher sie anrief, konnte er nicht genau verstehen. Im Hintergrund sprachen noch andere Personen. Er verstand nur zwei Wörter: Klinik und besorgniserregend.
    » Wer sind Sie?«, wiederholte er die Frage.
    »Mein Name ist Hingsen«, antwortete sie. »Ich rufe im Auftrag von Dr. Felsenberg an.«
    »Wer ist Dr. Felsenberg?«
    »Der behandelnde Arzt von Frank de Meer, Ihrem Bruder. Sie sind doch Balthasar Levy?«
    Levy schluckte. Mit einem Schlag hatte ihn seine Vergangenheit eingeholt. So wie ein Tropfen Wellen schlägt, so breitete sich Unruhe in ihm aus. Er fühlte, wie seine Fingerspitzen kribbelten und sich seine Zehen verkrampften. Für ein Gespräch über seinen Bruder war es eindeutig noch zu früh.
    »Was wollen Sie?«, fragte er barsch.
    »Dr. Felsenberg bittet um ein Gespräch mit Ihnen.«
    »Wieso? Was will er von mir?«
    »Wie gesagt, es geht um Ihren Bruder. Sein Zustand gibt Anlass zur Sorge. Dr. Felsenberg möchte …«
    »Kein Interesse«, unterbrach Levy sie.
    »Wie bitte?«
    »Ich sagte, ich habe kein Interesse, mit wem auch immer über Frank de Meer zu sprechen.«
    »Meinen Unterlagen zufolge sind Sie der einzig lebende Familienangehörige. Sie können doch nicht …«
    »Und ob ich kann. Rufen Sie hier nie wieder an.«
    Levy klickte das Gespräch weg. Es gelang ihm nicht sofort. Seine Hand zitterte, und der Mauszeiger schlug Haken wie ein Hase auf der Flucht.
    »Hören Sie, wir benötigen Ihre Einwilligung, was im Falle …«, hörte er die Frau noch sagen, bevor die Verbindung ganz abbrach.
    »Zum Teufel mit ihm«, schickte Levy hinterher.
    Er stand auf. Sein Körper fühlte sich an, als hätte er in die Steckdose gefasst, seine Gedanken überschlugen sich. Bilder von brennenden Körpern schossen ihm durch den Kopf. Verzweifelte Schreie drangen aus dem dunklen Keller seiner Erinnerungen nach oben. Das Gesicht seines Bruders in der Maske des Anubis tauchte vor ihm auf. Er meinte, den Geruch von Benzin und verkohltem Fleisch zu riechen.
    Dieser verdammte Geruch. Er musste raus aus seinem Körper, aus seinem Gehirn, aus seinem Leben.
    Wo war die Flasche? Er blickte sich um. Nichts vorhanden, was ihm Erleichterung verschaffen könnte. Demandt hatte die Wohnung nach seiner Einlieferung ins Krankenhaus gesäubert. Hatte er noch die Reserve für den Notfall? Die hatte Demandt bestimmt nicht gefunden. Dafür war das Versteck zu gut.
    Levy ging ins Badezimmer. Die Wanne war in einem gefliesten Sockel eingelassen. Eine Kachel ließ sich entfernen, um Zugang zum Abfluss zu bekommen. Er drückte die Kachel nach hinten weg und streckte den Arm hinein. Dort, wo der Abfluss im Mauerwerk verschwindet, hatte er die Flasche deponiert. Sie musste mittlerweile zur Köstlichkeit gereift sein.
    Während er blind im finsteren Loch Reste von Dichtungsmitteln, verwaiste Spinnennetze und tote Käfer ertastete, brannte es ihm heiß in Mund, Kehle und Brust.
    Verdammt, wo war das Ding nur? Er hatte die Flasche eigenhändig an die Krümmung des Rohrs gelegt, damit er sie schnell zur Hand hatte, wenn er sie brauchte.
    Doch da war nichts außer Schmutz und Friedhof.
    Er zog den Arm heraus und blickte hinein. Das einfallende Licht reichte nicht aus, um die Schatzhöhle zu erhellen.
    Eine Taschenlampe. Er hatte noch eine. Irgendwo. Er brach die Suche ab, nahm stattdessen die Streichhölzer.
    Auf dem Rücken liegend, hielt er den Arm und die Flamme ins dunkle Versteck. Irgendwoher kam hier Zugluft. Die dünne Flamme erlosch schnell. Dem nächsten Streichholz erging es nicht besser. Eins ums andere verbrannte am roten Schwefelkopf.
    Klopapier. Das war die Lösung. Er rupfte ein, zwei Meter ab, zerknüllte es zu einem Ball und zündete ihn an. Mit der Eleganz eines Fußballanfängers kickte er ihn ins Loch.
    Auf den Knien verfolgte er wie zum Freitagsgebet gebeugt den Gang der Dinge. Die Flammen ließen die verstaubten Spinnennetze schmoren und die dürren Käferbeine zucken. Ein hohler Panzer poppte wie ein Maiskorn im heißen Topf zur Seite.
    Er sah wirr hüpfende Schatten, hörte panisch flüchtende Mitbewohner auf dünnen Beinchen und roch ätzendes Chitin. Der Geruch war so intensiv, dass Levy augenblicklich zurückzuckte.
    Er schnäuzte aus, um diesen beißenden Gestank aus Nase und Hirn zu bekommen; er hatte eine ekelerregende Spur auf seinen Schleimhäuten hinterlassen.
    Levy setzte

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