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Code Freebird (German Edition)

Code Freebird (German Edition)

Titel: Code Freebird (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Levy sie stoppte. «Aber ich noch nicht. Worum geht es darin?»
    «Eine der größten Sauereien der US-Streitkräfte. Es geht um den Einsatz des Napalm-ähnlichen Kampfstoffes Weißer Phosphor gegen irakische Widerstandskämpfer, aber auch gegen die Zivilbevölkerung in Falludja, einer Stadt rund fünfzig Kilometer westlich von Bagdad. Warshovsky hatte es kurz erwähnt – Operation Phantom Fury. Sie waren auf der Suche nach Sarkawi, den sie dort vermuteten. Doch er war es nicht, wie sich später herausstellte. Zu spät für Hunderte von Menschen, die von den Amerikanern gezielt getötet wurden.»
    «Napalm ist mir bekannt. Aber was ist Weißer Phosphor?»
    «Es wird als Brandstoff, als Beleuchtungsmittel, aber auch in Granaten verwendet, die schnell große Nebelwände erzeugen.
    Im Zweiten Weltkrieg hat die britische Luftwaffe ein Gemisch aus Weißem Phosphor und Kautschuk für ihre Brandbomben eingesetzt. Durch den Kautschuk bleibt die zähflüssige Masse kleben und verursacht auf der Haut der Opfer nicht zu heilende Wunden. Noch heute werden an der Ostsee Munitionsreste angespült, da sie nach dem Krieg von den Alliierten einfach im Meer entsorgt wurden.
    Das Zeug ist hinterhältig. Auf den ersten Blick sieht es aus wie Bernstein. Nimmt man es in die Hand, kann es unlöschbar bis auf den Knochen brennen.»
    «Ja, ich hab mal was darüber gelesen. Brennenden Phosphor darf man nicht mit Wasser löschen, da die Gefahr besteht, dass der Phosphorstaub in die feinen Ritzen der Haut gespült wird und nach Verdunsten des Wassers sich von selbst wieder entzündet. Am besten nimmt man Sand oder Morast.»
    «Sofern er zur Hand ist. Eine Person, die damit in Kontakt kommt, wird versuchen, die brennenden Stellen auszuschlagen. Das ist die normale Reaktion. Doch durch das Kautschuk-Gel bleibt es an der noch nicht brennenden Hand haften, und so verteilt es sich weiter. Wie hinterlistig und menschenverachtend kann man eigentlich noch sein?»
    «Dieses Zeugs kam in Falludja zum Einsatz?»
    «Ja, obwohl die Amerikaner es im Nachhinein bestritten haben. Erst als sie nicht mehr anders konnten, gaben sie es zu. Allerdings behaupten sie noch immer, dass es nur gegen die Rebellen eingesetzt wurde. Als könnte man den Einsatz von Weißem Phosphor überhaupt zielgenau und begrenzt steuern.»
    «Hatte Warshovsky nicht von der Evakuierung der Zivilbevölkerung aus Falludja berichtet?»
    «Kann sein. Aber entscheidend ist doch, dass durch die Zusatzprotokolle der Genfer Konvention der Einsatz von Weißem Phosphor gegen Menschen untersagt ist. Und rate mal, wer diese Vereinbarung nicht unterschrieben hat?»
    «Die USA?»
    «Genau. Sie rechtfertigen den Einsatz damit, dass er als Beleuchtung gegen gegnerische Kämpfer benutzt werde und dass Weißer Phosphor nicht als chemische Waffe zu bezeichnen ist. Der Unterschied zwischen Napalm, das definitiv zu den weltweit geächteten chemischen Waffen gehört, und Weißem Phosphor liegt aber nur darin, dass anstatt Benzin Kerosin zum Einsatz kommt. Wie wir alle wissen, brennt Kerosin weitaus schneller und stärker als Benzin.
    Die Amis haben Saddam den Besitz von chemischen Waffen vorgeworfen, aber nicht er, sondern sie selbst haben sie zum Einsatz gebracht. So wie auch Clusterbomben, die Tausende von Menschen getötet oder zu Krüppeln gemacht haben, und abgereichertes Uran in Panzermunition.
    Das ist alles eine einzige Farce. Massenvernichtungswaffen werden bei den anderen nicht geduldet, nur die Vereinigten Staaten dürfen sie einsetzen. Und das, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen.»
    Levy konnte dem schwer etwas entgegensetzen. Mit normalem Verstand war all das nicht nachvollziehbar.
    «Wollen wir uns das Video anschauen?», fragte er.
    «Ich warne dich. Die Aufnahmen sind sehr drastisch.»
    Levy betätigte den Play-Button.
    Nach fünf Minuten wusste er, dass er es besser hätte bleiben lassen. Nach dreißig Minuten kämpfte er gegen einen kaum zu unterdrückenden Brechreiz an.
    Derart schreckliche Bilder hatte er nie im Leben zuvor gesehen. Da hingen Fleischfetzen von Gesichtern und Leibern, geschmolzene Körper ließen kein Geschlecht mehr erkennen, bis auf die Knochen waren Menschen von der Hitze des Phosphors verbrannt. Abgeschossen wurde es von Hubschraubern aus, und wenn es wie behauptet zur Beleuchtung des Kampfgebietes dienen sollte, stellte sich die Frage, wieso es in Richtung Boden und nicht in die Luft geschossen wurde. «Sie zünden eine Lampe ja auch nicht unter dem Bett an, wenn

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