Code Freebird
die religiösen Führer der Stadt, schwor, dass er sich nicht in der Stadt befände, erklärte die Army, Falludja in jedem Fall ›auszuräuchern‹ und ›keine Gefangenen zu machen‹. Das war eines der größten Kriegsverbrechen, die es jemals gegeben hat.«
»Natürlich war er dort«, widersprach Warshovsky.
»Woher wollen Sie das wissen? Sie haben ihn nicht gekriegt.«
»Weil er uns durch die Finger gerutscht ist.«
»Blödsinn.«
»Es reicht«, schritt Nimrod ein. Dann, zu Warshovsky gewandt: »Nach Falludja haben Sie nichts mehr von ihm gehört?«
»Nein, bis eben vor knapp einem halben Jahr. Keine Ahnung, was er in der Zwischenzeit gemacht hat und warum er sich noch im Irak aufhielt. Er war ja Zivilist.«
»Sie sind sicher«, fragte Levy, »dass er sich zum Zeitpunkt des Anrufs tatsächlich im Irak aufgehalten hat?«
»Ich habe es angenommen. Er wollte sich ja dort mit mir treffen.«
»Er könnte Sie aber genauso gut von Deutschland aus angerufen haben?«
»Möglich. Die Telefonverbindung war aber so schlecht, als stünde er an einer irakischen Straßenecke.«
»Ist er konkret geworden, ich meine, hat er präzisiert, was er von Ihnen wollte?«
»Nein, nicht in diesem Gespräch. Er wollte alles Weitere bei unserem Treffen besprechen.«
»Sie aber haben abgelehnt.«
Warshovsky nickte. »Ich habe ihm klargemacht, dass ich auf seine Bekanntschaft verzichten kann.«
Enttäuschung machte sich breit. Nimrod, Levy und Aaliyah sagten eine Weile nichts. Erneut war die Suche nach dem Blade Runner in einer Sackgasse geendet.
»Ich hörte, Sie haben Probleme mit Bombenanschlägen in Deutschland«, sagte Warshovsky.
Levy nickte. »Ja, und wir befürchten, dass sie nicht von radikal-islamistischer Hand durchgeführt wurden.«
»Sondern?«
»Eine mögliche Spur führt zu Ihrem ehemaligen Trupp.«
Warshovsky lachte. »Ihr Attentäter soll einer von uns gewesen sein? Ich bin es auf jeden Fall nicht.«
»Und Hernandez? Würden Sie es ihm zutrauen?«
»Möglich. Aber dazu müsste er sich entscheidend verändert haben. Er wollte nichts mehr mit der Army und dem Krieg zu tun haben.«
»Fällt Ihnen vielleicht jemand ein, zu dem Hernandez Kontakt hatte?«, fragte Levy. »Ich meine, der uns etwas zu seinem Aufenthaltsort sagen kann?«
Warshovsky dachte nach. »Nein, tut mir leid.«
Er schaute auf die Uhr. »Mein Dienst beginnt in einer Stunde, und ich möchte noch duschen. Konnte ich Ihre Fragen so weit beantworten?«
Nimrod nickte und bedankte sich.
»Dann wünsche ich Ihnen noch einen schönen Tag«, sagte Warshovsky und verschwand in den Umkleidekabinen.
»So ein Mist!«, rutschte es Levy heraus.
»Es war einen Versuch wert«, antwortete Nimrod.
»Kaufst du ihm die Geschichte ab?«, fragte Aaliyah und meinte Levy.
»Wer sind Sie eigentlich?«, kam ihm Nimrod zuvor.
»Darf ich vorstellen: Aaliyah Roshan«, antwortete Levy, »Reporterin eines Senders aus Dubai. Sie verfolgt die gleiche Spur wie wir.«
Nimrod war sich nicht schlüssig, was er davon halten sollte. »Was wollen Sie vom Blade Runner?«
»Ich will, dass er über seine Erlebnisse im Irak berichtet.«
»Welche neuen Erkenntnisse erhoffen Sie sich davon?«
Levy schaltete sich ein. Er wollte keine Grundsatzdiskussion führen. »Colonel, können wir das später im Auto besprechen? Ich denke, es wird Zeit, dass wir aufbrechen.«
Und zu Aaliyah: »Willst du mitfahren?«
»Nein, ich bin mit meinem eigenen Wagen da. Danke.«
»Gut, wir sehen uns.«
»Wann?«
Levy zuckte mit den Schultern. Er wusste keine Antwort. Ohne ein weiteres Wort machte er sich mit Nimrod auf den Weg zum Auto. Der Gedanke, vielleicht auch der Wunsch, dem Blade Runner trotz des negativen Berichts von Warshovsky nahe gekommen zu sein, ließ Levy nicht los.
»Was beschäftigt Sie?«, fragte Nimrod, als sie im Wagen Platz genommen hatten.
»Ich weiß nicht, irgendetwas ist da, was ich noch nicht erkannt habe.«
»Können Sie es umschreiben? Vielleicht fällt mir dazu etwas ein.«
»Nach all dem, was wir wissen, konzentrieren wir uns auf eine Person, die Erfahrung mit Sprengstoff hat. Sie scheint wider alle sonstigen Erkenntnisse in diesem Blade Runner zu liegen. Er war Teil eines Trupps von … fünf Mann.«
»Woher wissen Sie das?«
Levy erinnerte sich an Cromley und dessen Bericht. Und an das Foto, das er ihm gegeben hatte. Wo war es noch? Levy kramte in seinen Taschen.
»Hier«, sagte er, als er es in der Brusttasche gefunden hatte. Er zeigte es Nimrod.
»Was
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