Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth
Kilometer beträgt –, kann Phobos doch eine tragende Rolle bei der zukünftigen Erforschung des Weltraums spielen. Er ist möglicherweise nach dem Mond der nächste Himmelskörper, der Besuch von Menschen erhält, da er eine ideale Erkundungsbasis für den Mars darstellt.
Als erster hatte diese Idee möglicherweise der Schriftsteller Laurence Manning, ein früheres Mitglied der American Rocket Society. In ›The Wreck of the Asteroid‹ (Wonder Stories, 1932) landen seine Forscher zunächst auf Phobos und haben eine Menge Spaß daran, bei nur einem Tausendstel der Erdanziehungskraft darauf herumzuhüpfen. Bis einer von ihnen es übertreibt, die Fluchtgeschwindigkeit erreicht – und hilflos auf die lauernde Marsoberfläche zu fallen droht …
Das ist eine nette Situation voller Dramatik, die der Autor nach allen Regeln der Kunst ausgeschmückt hat. Die Mannschaft mußte ihren allzu sorglosen Kollegen mit einem Notstart verfolgen, in der Hoffnung, ihn einzuholen, bevor er einen neuen Krater auf der Marsoberfläche erzeugen konnte.
Ich spiele nur ungern den Spielverderber, aber das ist schlichtweg unmöglich. Obwohl sie äußerst gering ist (nur etwa 20 Meter pro Sekunde, im Vergleich zu den 11.200 Metern pro Sekunde auf der Erde), könnte nicht einmal ein Olympiasieger im Hochsprung die Fluchtgeschwindigkeit auf Phobos erreichen – schon gar nicht, wenn er von einem Raumanzug behindert wird. Und selbst wenn er es könnte, bestünde keine Gefahr, auf den Mars zu fallen – denn er würde sich immer noch mit den 8000 Metern pro Sekunde der Umlaufgeschwindigkeit von Phobos bewegen. Seine unbedeutende Muskelkraft würde daran praktisch nichts ändern. Daher würde er sich auch weiterhin auf der gleichen Umlaufbahn wie Phobos befinden, nur um ein paar Kilometer verschoben. Und nach einer Umkreisung wäre er wieder an seinem Ausgangspunkt …
Wenn sie sich näher dafür interessieren, empfehle ich Ihnen ›Jupiter V‹ (in Reach for Tomorrow). Die Geschichte spielt auf dem mittlerweile Amalthea genannten Mond, der in der Vor-Voyager-Zeit der innerste Satellit des Jupiters war. Ein Sturz auf den Jupiter wäre ein viel spektakuläreres Schicksal als ein Sturz auf den Mars; es ist allerdings auch ein viel schwierigeres Unterfangen. (›Wenn alles klappt‹, wird die bereits stark verspätete Galileo-Mission uns dieses Kunststück im Jahr 1995 vorführen.)
›Hide and Seek‹ ist nicht die einzige meiner Geschichten, die sich mit Phobos befaßt; in › The Sands of Mars‹ (1954) hatte ich ihn brutal in eine Minisonne verwandelt (wobei ich es sorgsam vermied, mich genauer über diese Technologie auszulassen), um so das Klima auf dem Mars zu verbessern. Mittlerweile sehe ich darin einen Probelauf für die Sprengung des Jupiters in 2010: Odyssey II.
Kurz nach Erscheinen von ›Hide and Seek‹ fragte mich ein anderer britischer Science-fiction-Autor argwöhnisch: »Haben Sie je die Geschichte ›Brown on Resolution‹ von C.S. Forester gelesen?«
Ich verneinte wahrheitsgemäß. »Ich fürchte, ich habe nicht einmal die Hornblower-Bücher gelesen. Wovon handelt sie denn?«
Nun, Brown war offenbar ein britischer Seemann während des ersten Weltkrieges, dem es, nur mit einem Gewehr bewaffnet, gelang, von seinen verschiedenen Verstecken auf einer kleinen Felseninsel aus einen deutschen Kreuzer in Schach zu halten. (Die Geschichten ähneln sich nicht nur stark, einen Krieg später entstand daraus auch ein ausgezeichneter Spielfilm mit Peter O’Toole in der Hauptrolle. Der Held von Murphy’s War hatte es immer noch, praktisch im Alleingang, mit Deutschen zu tun; als Ire hätte er aber sicher genauso gerne gegen die Briten gekämpft.)
Zu meinem Bedauern bin ich immer noch nicht dazu gekommen, mit Forester über seine Geschichte zu sprechen; anläßlich eines gemeinsamen Abendessens in der herrlichen Painted Hall des Royal Navy Colleges in Greenwich habe ich die Chance dazu verpaßt. Eigentlich ein Jammer, denn dann hätte ich Gelegenheit gehabt, eines meiner Lieblingszitate loszuwerden: ›Talent borgt – Genie dagegen stiehlt.‹
Jahrzehnte, bevor uns das Viking-Raumschiff die ersten Nahaufnahmen von Phobos lieferte, stand bereits fest, daß ein Felsklumpen, der nur ein paarmal größer als Manhattan war, keine Spur von Atmosphäre haben, geschweige denn Leben beherbergen konnte. Wenn mich mein Gedächtnis jedoch nicht völlig täuscht, hatte Burroughs plündernde Phobianer den Mars überfallen lassen. Wie die
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