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Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Titel: Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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sich in der dunklen, kühlen Tiefe wohl wie Fische im Wasser. Ein normales U-Boot würde bei diesem Druck zerquetscht. Hätten Sie mir diesen Anblick vor einer Woche geschildert, hätte ich gesagt, mein schlimmster Alptraum wäre wahr geworden. Aber sie lächelten mich an. Sie schnitten komische Grimassen, versuchten, mich zum Lachen zu bringen. Fast schien es, als tanzten sie mir etwas vor. Ich hatte bestimmt den Verstand verloren, denn ich fand, es hatte etwas Tröstliches.«
    »Aber genau das war ihre Absicht«, sagte ich. »Sie wollten Sie retten. Uns alle.«
    »Wo mögen sie jetzt sein? Das frage ich mich immer wieder. Nach dem, was Sie alle gesagt haben, glaube ich zu wissen, woher sie kommen. Aber wo sind sie jetzt?«
    Beinahe hätte ich gesagt, sie seien alle verschwunden – entweder schon jetzt oder sehr bald. Ich stellte mir vor, wie sie sich in den Lichtbalken unter Wasser tollten. Vielleicht konnten sie sich sehen, aber sie wußten natürlich, daß sie sich in derselben Realität weder berühren noch gemeinsam existieren konnten. Als die Wellenfunktion schließlich zusammenbrach, würden sie alle (alle bis auf ein Paar, jedenfalls) zu existieren aufhören. Eine ziemlich dünne Apotheose.
    Ich glaubte also die Antwort auf Müllers Frage zu wissen, gleichzeitig aber war ich nicht sicher, wie ich meine Antwort vertreten sollte – oder ob ich es verantworten konnte, einen Mythos zu schaffen. Statt dessen sagte ich ihm nur die halbe Wahrheit. »Sie haben sie in Meereslebewesen verwandelt«, sagte ich. »Ich glaube nicht, daß wir sie noch einmal an Land sehen werden.«
    Oder irgendwo sonst, hätte ich hinzufügen können.

29
    »Diese anderen … « Das Grauen verzerrt Aris Gesicht, und selbst Joszef sieht aus, als hätte er einen bitteren Geschmack im Mund.
    »Mehr kann ich über sie nicht berichten«, sagt Forster ruhig. »Nur noch das: Troy hat mir erzählt, Thowintha hätte, nachdem sie sich geweigert hatte, Nemo zu töten, zu ihr gesagt: ›Die Ablehnung der Gleichartigkeit ist eine schwere Last.‹«
    »Und das heißt?«
    »Darauf müssen Sie selber kommen. Aber bedenken Sie, daß Thowintha eins war mit seinem/ihrem Weltenschiff. Vielleicht müssen wir das Einssein mit unserer Welt lernen, die ja auch unser Raumschiff ist. Vielleicht haben das Troy und Redfield, und vielleicht sogar Nemo auf seine Art …« – an dieser Stelle wirft Forster dem Commander einen seltsamen Blick zu, den keiner der anderen bemerkt – »bereits gelernt.«
    Das erste Grau des Morgens zieht unaufhaltsam vor den hohen Fenstern der Bibliothek herauf. Der Commander stochert zum letztenmal in der Glut des Feuers. Es gibt kein Brennholz mehr; in dieser langen Nacht ist alles verbraucht worden. »Die Einzelheiten werden wir also nie erfahren? Sie sind alle im Holocaust des roten Bereichs verlorengegangen?« Die Glut zerbröckelt und verteilt sich auf dem Steinboden vor dem Kamin, und die roten Flammen umzüngeln in raschem Rhythmus die rotglühenden Kohlen.
    Forster hat sich den Rest des rauchigen alten Scotch eingeschenkt. Nachdenklich schwenkt er das Glas und nimmt einen Schluck. »Wenn ich die theoretischen Strukturen richtig verstanden habe, haben Penrose und die anderen …«
    »Penrose?«
    »Ein Mathematiker und Kosmologe des zwanzigsten Jahrhunderts. Er war der Ansicht, in Singularitäten – schwarzen Löchern – gehe Information verloren. Wohingegen auf Quantenebene ständig Information erzeugt wird, denn auf dieser Ebene hat ein einziger Input viele mögliche Outputs.«
    Nie zeigt sich Joszef interessierter, als wenn es darum geht, etwas Abstraktes zu verstehen. »Also nach dem Zusammenbruch der Wellenfunktion? Auf derselben Makroebene?«
    »Richtig.«
    »So daß all diese Angelegenheiten entschieden werden, wenn sämtliche Objekte, die noch in unserem Himmel verharren, extrem rotverschobene Objekte geworden sind …«
    »Verzeihen Sie, Joszef«, unterbricht Forster. »Das wird alles schon viel früher entschieden.«
    »Aber was ist mit ihnen geschehen?« will Joszef wissen. »Mit denen, die sich an Bord des Schiffs befanden, das zu Amalthea wurde? Den … anderen?«
    Forster zuckt mit den Schultern. »Wir werden unser Leben leben, nehme ich an. Irgendwo auf dieser reichen Erde. Oder auf einer anderen, die genauso ist.«
    Allmählich gewinnt er sein Lächeln zurück, ein verhaltenes, trauriges Lächeln. »Damals, als das erste Weltenschiff gelandet war … das muß im Oligozän gewesen sein. Das wahre

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