Codewort: Dumpernik (German Edition)
dem rostigen Gartentor, das zum Häuschen seiner Familie führte. Bella rannte weiter zu ihrem Wohnblock. Der Lift war besetzt, also hetzte sie die Stufen hinauf. Im ersten Stock aber zögerte Bella kurz. Ob der Dumpernik schon seinen Namen angebracht hatte?
Leise schlich sie zur Tür Nummer 10. Tatsächlich! Auf dem Schild stand: Papelok.
Bella legte ihr Ohr an die Tür. Zuerst hörte sie nur ihr eigenes Herzklopfen. Doch dann – ja, da war ein Geräusch!
Hinter Bella surrte der Lift. Sie gab ihren Lauschposten blitzartig auf und lief weiter in den dritten Stock. Dort fand sie die Wohnung zu ihrer großen Erleichterung leer vor. Auf dem Tisch lag ein Zettel: „Das Essen steht im Rohr. Bin mit Clemens Turnsachen einkaufen. Bis später!“
Bella schlang den Kaiserschmarren kalt hinunter. Dann schnappte sie sich den Überwachungsplan, den sie gestern noch ausgearbeitet hatte. Zehn Minuten später kam sie völlig außer Atem zeitgleich mit Sami beim Birnbaum an.
„Na endlich“, tönte es von oben. Bella war überrascht, dass Clemens auch schon da war. Als alle auf dem Ast saßen, erklärte er: „Ich habe gleich bei den ersten Turnsachen ja gesagt. Mama hat sich so darüber gefreut, dass sie mich entlassen hat. Aber um vier müssen wir wieder daheim sein, sie will mit uns die Stundenpläne durchgehen.“
Bella nickte ungeduldig. Sie wandte sich an Sami und Jasmin. „Und – wie lange dürft ihr?“ Sami musste um drei zum Fußballtraining. Und Jasmin hatte schon am zweiten Schultag Hausaufgaben auf. „Okay, dann die Kurzfassung: Der Dumpernik heißt Papelok, und Sami und ich haben ihn mit Windeln erwischt.“
Das war den anderen zu wenig Information. Also berichtete Bella von der missglückten Beschattung und hängte auch gleich noch ihren Lauschverdacht an.
Jasmin runzelte die Stirn. „Ein Geräusch wie Kratzen und Schaben? Vielleicht lässt der Dumpernik Papelok ja die Wände neu streichen. Andererseits: Dass er Windeln kauft und sich bei der Polizei rumtreibt, ist schon sehr verdächtig.“
„Ja, aber wir brauchen Beweise für seine Schandtaten“, sagte Sami.
„Genau“, bestätigte Bella. Sie zog den Überwachungsplan aus ihrer Hosentasche. „Ich habe mir alles überlegt. Zur Polizei können wir nicht gehen, die würden uns nur auslachen. Auch unsere Eltern werden’s nicht verstehen – ihr wisst ja, wie sie sind. Nur die Fährtenbande kann das in die Hand nehmen! Für eine Befreiungsaktion ist es zu früh, dafür wissen wir noch zu wenig. Aber das wird sich ändern. Ich werde weiterhin an Papeloks Wohnungstür lauschen. Clemens versucht, sich als nettes Nachbarskind mit ihm anzufreunden und ist quasi der Lockvogel. Du, Jasmin, übernimmst eine Aufgabe, die sich heute neu ergeben hat. Erstens: Was im Second-Hand-Laden war für den Verdächtigen so interessant? Und zweitens: Wird er es kaufen?“
Bella musste kurz Luft holen. Sami nutzte die Pause und fragte: „Und ich? Und ... wir beide gemeinsam?“
Clemens grinste. Bella drohte ihm mit dem Hula-Hoop und sagte zu Sami: „Das hängt von deinem Fußballtraining ab. Aber du kannst dir schon mal notieren: Polizeirevier. Du und ich werden nämlich überwachen, ob der saubere Herr Papelok vom ersten Stock sich dort wieder einfindet – mit dreckigem Stab oder Stecken, egal!“
Das hatte Sami jetzt hundertprozentig verstanden. Er strahlte. Mit einem neuerlichen Schwur auf lückenlose Beschattung trennte sich die Fährtenbande – ohne zu bedenken, dass Bellas Plan eine große Schwachstelle enthielt: Es waren keine Ferien mehr!
Zwischen Kennenlern-Tagen, Nachmittagsunterricht, Flötenstunden, Hausaufgaben, Training und dem Besorgen von Schulsachen fanden die Kinder kaum Zeit für die Überwachung. So war das Beweismaterial nach der dritten Schulwoche noch immer recht dürftig. Jasmin hatte es am Computer ihrer Trafiktante zusammengefasst. Sie saßen bei einer extragroßen Portion Eis im Eissalon, und Jasmin las vor:
1. In der Nähe der Polizei wurde Papelok von Bella und Sami nicht mehr gesichtet.
2. Dafür hat ihn Clemens mit einem Läuseshampoo im Lift getroffen.
3. Er hat auf Clemens als Lockvogel nicht reagiert, sondern nur böse geschaut.
4. Bella ist sicher, auch ein Wimmern aus der Wohnung gehört zu haben.
5. Die Verkäuferin im Second-Hand-Laden erkannte den Dumpernik laut Beschreibung nicht.
Es könnten ihm dort ein Hut, ein Globus oder die bunten Kinderjacken gefallen haben.
6. Ich, Jasmin, habe den Verdächtigen zufällig am
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