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Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Titel: Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BÖRSENMEDIEN AG
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Äußerungen entstand der Eindruck, Osama bin Laden sei unbewaffnet gewesen – ein gefundenes Fressen für die Presse. Am Ende hieß es, bin Laden sei nach fast einstündigen Kampfhandlungen getötet worden, im Zuge derer die SEALs sich zwei Stockwerke nach oben gekämpft, Osama in seinem Schlafzimmer vorgefunden und kaltblütig erschossen hätten.
    Kein Wunder, dass den Nachrichtensprechern und Experten die Formulierung „Todesmission“ herausrutschte.
    Fakten waren Mangelware, auch ganz oben an der Spitze. In einem PBS -Interview räumte Leon Panetta ein: „Ich kann Ihnen sagen, dass es einen Zeitraum von knapp 20 bis 25 Minuten gab, in dem wir nicht genau wussten, was vor sich ging.“
    In Ermangelung von Informationen aus dem Weißen Haus wucherten immer üblere Gerüchte.
    In Wirklichkeit war es so: Während des gesamten Einsatzes feuerte das SEAL-Team 6 nur zwölf Kugeln ab. Durch diese Schüsse wurden Osama bin Laden, sein Sohn und zwei Leibwächter getötet. Die Männer waren alle bewaffnet oder hatten Waffen in nächster Nähe.
    Die Frau von Abu Ahmed al Kuwaiti wurde versehentlich erschossen. Sie stand hinter ihrem Mann, als er sich auf einen Schusswechsel mit dem vorbeifliegenden Hubschrauber einließ. Die SEALs, die in bin Ladens Schlafzimmer eindrangen, warteten nicht ab, bis er zur Waffe griff. Sie schossen zuerst. Amal erlitt einen Streifschuss, als die SEALs auf ihren Mann schossen, der zu diesem Zeitpunkt von ihrem Nachthemd verdeckt wurde und nach einer automatischen Waffe griff. Bin Laden starb, als er die Hand nach einem Gewehr und einer Pistole ausstreckte, die offen neben dem Kopfende seines Bettes lagen.
    Nach dem Einsatz wurde bin Ladens Leichnam an Bord eines der MH-47 geladen und nach Dschalalabad zurückgeflogen. Er wurde fotografiert, es wurden Fingerabdrücke und eine weitere DNS-Probe genommen. Dann wurde sein Körper an Bord einer V-22 Osprey zum Flugzeugträger USS Carl Vinson in den Indischen Ozean geflogen.
    Die DNS-Proben bestätigten Osama bin Ladens Identität und eine auf dem Flugzeugträger durchgeführte Blutuntersuchung ergab sehr niedrige Cortisolwerte, was die Diagnose Morbus Addison bestätigte. Gemäß islamischer Tradition wurde Osama gewaschen, in saubere Tücher gehüllt und auf See bestattet, während der Flugzeugträger von der pakistanischen Küste aus Kurs nach Süden nahm.
    Bereits Tage nach der Operation arrangierte die CIA erste Treffen mit Autoren. Die Behörde wusste, dass das JSOC nicht mit Journalisten oder Historikern zusammenarbeiten würde – ihre Chance zur Schilderung der Ereignisse in Abbottabad. Das war der Stoff für Legenden. Man musste lediglich den mit gezückten Notebooks wartenden Journalisten die Fakten übermitteln.
    Doch welche Geschichte stimmte? Die vom 45-minütigen Feuergefecht? Die von der „Todesmission“ von Abbottabad? Die Berichte wurden immer wieder korrigiert und irgendwann wedelte der Schwanz mit dem Hund. Da griff das Weiße Haus durch. In der zweiten Maiwoche wurden alle Verlautbarungen untersagt. Wer etwas durchsickern ließ, riskierte seinen Job. Das erwischte das für die Öffentlichkeitsarbeit zuständige Office of Public Affairs (OPA) der CIA auf dem falschen Fuß, denn es stand bereits in Verhandlungen mit mehreren Autoren. Schriftsteller und Drehbuchschreiber, die eingeladen worden waren, um Hintergrundinformationen zu erhalten, wurden unvermittelt rausgeekelt. Anrufe bei OPA-Mitarbeitern blieben unbeantwortet. E-Mails wurden ignoriert. An die Stelle von Andeutungen und Zuflüsterungen trat eisige Stille. Auf einmal hieß es, es gebe keine Geschichte.
    Dem JSOC kam das sehr entgegen.
    Dort legte man keinerlei Wert auf Publicity. Die SEALs waren bei der Rückkehr in die Vereinigten Staaten bass erstaunt darüber, dass ihre Beteiligung enthüllt worden war. Noch unverständlicher war, warum sich das Weiße Haus überhaupt geäußert hatte. Die SEALs hatten eine solche Menge unschätzbarer Informationen gewonnen, dass man al-Qaida damit ein für alle Mal hätte erledigen können. Wäre die Operation geheim gehalten worden, wäre sie für die Pakistanis ein ewiges Rätsel geblieben und für die al-Qaida ein unvorstellbarer Albtraum.
    Man hätte die Mission später veröffentlichen können – vorzugsweise nachdem die SEALs die restliche Führungsspitze von al-Qaida neutralisiert hätten. Das SEAL-Team 6 hatte sein Leben aufs Spiel gesetzt, um die Computer und Festplatten aus der Al-Qaida-Zentrale sicherzustellen.

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