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Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden

Titel: Codewort Geronimo - der Augenzeugenbericht zum Einsatz der Navy-SEALs gegen Osama bin Laden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BÖRSENMEDIEN AG
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auf. Er sprach mit Stimmverschlüsselung, eine der unsichersten Kommunikationsmethoden, und verwendete die Kurzbezeichnungen, die für die Operation festgelegt worden waren. Er wusste, dass seine Worte nicht nur bei seinem Chef, Admiral McRaven, ankamen. Washington hörte mit.
    Scott begann mit der in seinen Augen wichtigsten Nachricht: „Apache okay.“
    Das hieß, es waren keine SEALs getötet oder verwundet worden oder vermisst. Er fuhr fort: „Tomahawk zurzeit negativ.“ Sie hatten bisher keine Strela-Raketen gefunden – falls überhaupt welche hier gewesen waren.
    „Comanche, Chippewa, Echo. KIA.“ Bin Ladens Kurier, al Kuwaiti, und Arshad Khan, Feinde, im Kampf gefallen.
    „Chappo, Echo. KIA.“ Chappo war Häuptling Geronimos Sohn – und der Codename für Khalid bin Laden. Die Botschaft bedeutete, dass Khalid tot war.
    „Cochise, Echo. Zurzeit Mike.“ Bin Ladens zweiter Sohn Hamza trug den Codenamen Cochise. Man hatte ihn auf dem Anwesen vermutet, doch falls er hier war, hatten sie ihn nicht gefunden. Wenn er geflohen war, dann war er noch besser getarnt als ein Stealth Hawk. Die SEALs hatten das Gelände lückenlos abgeriegelt. Hamza war Echo, Mike – für Enemy (Feind) und Missing (nicht da).
    Dann kam Kerr zu dem Punkt, auf den alle warteten. Langsam sagte er: „Geronimo, Echo. KIA.“ Osama bin Laden war tot.
    In der CIA-Zentrale schaute der Direktor durch seine Brille auf das Blatt, das ihm beim Start der Mission zugegangen war. Es war das Verzeichnis der Kurzcodes. Während er Scott Kerrs Stimme lauschte, hatte er wie ein Bingospieler mit einem Bleistift Kreuze auf der Liste gemacht. Endlich hörte er ein Wort, das wirklich etwas bedeutete. Geronimo.
    Panetta war über General Webbs Laptop mit dem Weißen Haus verbunden. Er hatte ein eigenes kleines Fenster auf dem Bildschirm, über das er seine Kommentare abgeben konnte. Dabei konnte er sich nur auf die Daten von der Sentinel-Drohne stützen. Und die lieferte lediglich Außenbilder vom Gebäude. Quälende 15 Minuten vergingen, bis Scott Kerr bestätigte, dass Osama im Haupthaus gewesen und getötet worden war. Triumphierend meldete Panetta: „Geronimo, E, Enemy. Killed in action.“
    Der Präsident sagte: „Wir haben ihn.“
    Später sollten Bilder aus dem Kontrollraum im Weißen Haus zeigen, wie mehrere prominente Gesichter wie gebannt auf die Übertragung vom Zielort schauen. Außenministerin Clinton wurde aufgenommen, wie sie sich die Hand vor den Mund hielt – mit entsetztem Gesichtsausdruck. Andere wirkten stoisch.
    Das Foto zeigt Präsident Obama, Außenministerin Clinton und Vizepräsident Biden aber nicht in dem Moment, in dem sie von Osama bin Ladens Schicksal erfuhren. Das Bild wurde einige Minuten später aufgenommen, als es so aussah, als hätte das Verhängnis SEAL-Team 6 doch noch eingeholt. Auf den Videobildern war gerade ein Hubschrauber abgestürzt.
    Leon Panetta blieb stumm. Er hatte keine Ahnung, was vor sich ging. Und auch sonst niemand.
    Razor 1 konnte schließlich doch auf dem Hausdach landen. Dort blieb der Hubschrauber während des Einsatzes, mit laufenden Rotoren und offenen Türen. Dann erhielt er Befehl, abzuheben und vor dem Grundstück zu landen, um die Einsatzkräfte wieder aufzunehmen. Der Chef der Crew kletterte an Bord, die Türen wurden geschlossen und die Triebwerke fuhren hoch. Im Nachthimmel über dem Anwesen war allerhand los. Vom Orbit aus sahen vier Satelliten zu. 6.000 Meter über Abbottabad zog die Sentinel-Drohne gemächlich ihre Kreise. Ihre Kameras waren auf das Zielobjekt gerichtet. Sie übertrug Aufnahmen ans Joint Operations Center in Dschalalabad, die in Echtzeit an Leon Panetta in der CIA-Zentrale und an den Kontrollraum im Weißen Haus weitergeleitet wurden.
    In 90 Metern Höhe pendelte der Chinook, der als Geschützplattform dienen sollte, langsam über 400 Meter hin und her und hielt nach Truppen oder Fahrzeugen Ausschau, die zu der keine eineinhalb Kilometer von bin Ladens Haustür entfernten Garnison in der Militärakademie Kakul unterwegs waren.
    Razor 2 schwebte nach wie vor 50 Meter über der Südspitze des Grundstücks und hielt Wache.
    Razor 1 hob vom Dach des Hauptgebäudes ab und steuerte einen Landeplatz 100 Meter westlich vom Command Bird an der Straße an. In undurchdringlicher Finsternis überquerte der Stealth Hawk die schmale, umfriedete Zufahrt, die das Grundstück zweiteilte. Der Helikopter ging in den Sinkflug über. Razor 1 verlor langsam an Höhe und kippte zur

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