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Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. M. Goeglein
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Spiegel voller Schweiß- und Spuckeflecken, und Willy hatte mir gezeigt, wie ich mit weichen, fließenden Bewegungen zuschlagen konnte. Das war so ähnlich, als ob man Tanzbewegungen lernte, nur mit Armen und Händen anstatt mit Beinen und Füßen. Er ließ mich langsamer machen, um mich zu korrigieren, und dann wieder schneller werden, wenn mein Körper einen Rhythmus fand, meine Augen mein Spiegel-Ich als Gegner ansahen, und dann war es, als hätte jemand das Startseil eines Außenbordmotors gezogen – Gerade, Gerade, Schlag, Haken – und noch einmal! – Gerade, Gerade, Schlag, Haken – und noch einmal, bis meine Arme zitterten, mir die Hüften weh taten und ich überzeugt war, dass es eine knochige Achtjährige, deren Nase aus dem Kopfschutz hervorguckte wie der Schnabel eines eingesperrten Tukans, ohne Weiteres mit dem Schwergewichts-Champion der Welt würde aufnehmen können.
    Oder zumindest mit dem Silver-Gloves-Gewinner von Chicago.
    Willy nahm seine Brille ab, wischte sich mit dem Daumen den Schweiß von seinen Augenbrauen und sagte mir, ich sollte drei Runden seilspringen, während er einige Telefongespräche erledigte, was seine Umschreibung für ein kleines Nickerchen am Nachmittag war. Nachdem sich seine Bürotür geschlossen hatte, hörte ich meinen Namen. Ein Junge lachte mich aus dem Ring heraus an, hatte sich gegen die Seile gelehnt und ließ die Hände baumeln, die in dick gepolsterten Handschuhen steckten, und ich sagte: »Uh-Oh.«
    »Hey, Rispol-ita.« Er grinste. »Haste Lust auf eine Runde Sparring?«
    Hector Puño hatte den Spitznamen »Uh-Oh« verpasst bekommen, weil es genau das war, was seine Gegner in der Silver-Gloves-Klasse der Zwölfjährigen dachten, wenn sie seine schreckliche rechte Faust kommen sahen. Trotz seines Rufs war er immer freundlich und sprach ganz sanft mit mir; auf mich wirkte er im Grunde wie ein rundlicher, knuffiger Teddybär in Boxershorts aus Satin. Damals, nach zwei Jahren Training, hatte ich nur mit einer Handvoll Gegner im Ring gestanden, mit ausgewählten Jungs, die Willy als sicher betrachtet hatte. Ich war nach meinen blitzschnellen Kombinationen aufgeheizt, hatte genug von »sicheren« Gegnern und spürte vor nichts Angst. Willy würde sauer sein, wenn er mich erwischte, aber ich wusste, dass seine schläfrigen »Telefongespräche« meist mindestens sechs Runden dauerten, und bis dahin würde ich mit Uh-Oh fertig sein. Ich sagte: »Wir machen nur Bewegungsübungen, okay, Uh-Oh? Allerhöchstens ein paar leichte Schläge? Du bist mir ja meilenweit überlegen, was Größe und Gewicht angeht.«
    » Come si este ˇ loco. Ja, na klar. Ich will nur an ein paar Sachen mit meiner Rechten arbeiten.«
    Ich zog Sparring-Handschuhe an, Uh-Oh drückte die Seile auseinander und ich kletterte in den Ring, dann ertönte der Buzzer. Einige Sekunden lang standen wir uns gegenüber, hielten die Hände hoch erhoben und bewegten uns im Kreis, als liefen wir Schlittschuh auf der Matte. Und dann schoss Uh-Ohs linker Arm nach vorn wie ein Aal und zupfte an meinen Handschuhen. Ich drehte mich zur Seite, aber er war schon da und sprang vor mir auf und ab. In einer Hinsicht gleicht Boxen dem Standardtanzen – es geht immer darum, wer führt. Selbst, wenn er mit dem Rücken an den Seilen steht, bewegt sich der Führende so, dass sein Gegner ihm folgen muss, und kontrolliert die einzelnen Züge eines Kampfes. Uh-Oh war jetzt genau vor mir, und ich ging mit der Linken auf ihn los, unter der er sich lächelnd duckte. Ich tat einen Schritt, schlug eine Gerade, verfehlte ihn und folgte ihm zum Rand des Rings. Und da wirbelte er plötzlich herum, ich drehte mich weg, und nun stand ich mit dem Rücken in der Ecke, und nur in der letzten Sekunde, als ich schon das Zischen einer einschlagenden Granate hörte und es vor meinen Augen hinter dem Kopfschutz blitzte, sah ich seine Rechte, die genau auf mein Gesicht zielte.
    Das war kein leichter Stups von einem Teddybären.
    Das war ein Dampfhammer vom starken Mann im Zirkus.
    Es war ein massiver, harter Schlag, und er fühlte sich an, als ob die ganze Ungerechtigkeit, die sich je in der Geschichte der Menschheit ereignet hat, auf meine Nase prallte. Glühender Schmerz breitete sich in meinem Kiefer und meinen Zähnen aus, krallte sich in meine Augen, fuhr in meine Ohren und erzeugte das Gefühl, die ganze Welt sei gegen mich. Irgendwie konnte ich mich auf den Beinen halten, und ich wollte mich gerade geschlagen geben, als ich die winzigen,

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