Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer
Unterlicht-Kampfschiff Osir hier und wartete auf ihn, doch eine Woche hatte nicht ausgereicht, damit die Mitarbeiter der NASA sich an sie hätten gewöhnen können.
Colin rückte seine Kopfbedeckung zurecht und machte sich dann auf den Weg, sich der kleinen Gruppe anzuschließen, die bereits vor der Rampe der Osir wartete. Colin war dankbar, dass genau diese Menschen ihm etwas Privatsphäre gelassen hatten, sodass er einige Augenblicke allein, zusammen mit der ständig anwesenden Ehrengarde, vor dem Ehrenmal hatte nachdenken können. ›Das Ehrenmal‹. Das war der einzige Name, den es hatte, wahrscheinlich auch der einzige, den es jemals haben würde, und der reichte auch voll und ganz aus. Fünfzig Meter hoch ragte der polierte Obsidianschaft vor dem White Tower auf, schimmernd und ohne jede Verzierung, und auf dem Sockel aus schlichtem Panzerstahl waren die Namen und der Heimatplanet all derer verzeichnet, die im Kampf gegen die Südstaatler gefallen waren.
Es war eine lange Liste. Colin war näher herangetreten, hatte die zahllosen Namen betrachtet, bis er die beiden gefunden hatte, nach denen er suchte. ›SANDRA YVONNE TILLOTSON, LT.COL., USAF, ERDE‹ und ›SEAN ANDREW MACINTYRE, US FORSTWIRTSCHAFTSDIENST, ERDE.‹ Mein Bruder und meine alte Freundin sind in guter Gesellschaft, dachte er traurig. In der Gesellschaft der Besten.
Nun, da er die Gruppe erreicht hatte, versuchte er die Trauer ein wenig zu verdrängen. Dort stand Horus mit General Gerald Hatcher, Sir Frederick Arnes und Marschall Vassily Chernikov – den drei Männern, die mehr als alle anderen einen ganzen Planeten zusammengehalten hatten, nachdem mehr und mehr ungeheuerliche Berichte aus der Antarktis eingetroffen waren. Nachdem erst einmal bekannt wurde, wie viel davon wirklich den Tatsachen entsprach, war praktisch jede Regierung auf dem gesamten Planeten gestürzt, und es war Colin immer noch nicht ganz klar, wie diese Männer es geschafft hatten, wenigstens noch für einen Hauch von Ordnung zu sorgen, auch wenn sie einige Verbündete der Nergal in den Reihen ihres Militärs hatten.
»Horus.« Colin nickte seinen Freund zu. »Es sieht ganz so aus, als wärst du hier in guten Händen.«
»Das scheint mir auch so«, erwiderte Horus mit einem kleinen, ein wenig wehmütigen Lächeln.
Nur elf der erfahreneren Imperialen der Nergal hatten das Gefecht überlebt, und sie hatten sich dafür entschieden, auf dem Planeten zu bleiben, auf dem sie schon so viele Jahre ihres Lebens verbracht hatten. Colin war sehr froh darüber. Sie hatten sich das Recht, diesen Planeten endlich wieder zu verlassen, mehr als verdient, aber irgendwie wäre das Colin dennoch falsch vorgekommen. In einem schon wörtlichen Sinne waren sie, die letzten Überlebenden, Paten der Menschheit oder zumindest des Teils der Menschheit, der von Terra stammte. Wenn es irgendjemanden gab, der sich um die Geschicke der Erde würde kümmern können, dann waren sie das.
Und es musste sich jemand um die Geschicke der Erde kümmern! Eine zweite Front automatisierter Stationen war nicht mehr erreichbar, und das bedeutete, dass die Aufklärer der Achuultani höchstens noch fünfundzwanzig Monate entfernt waren. So viel Zeit blieb Colin noch, das Imperium zu erreichen, herauszufinden, warum nicht längst Abwehrmaßnahmen eingeleitet worden waren, Hilfe herbeizurufen und wieder in das Sol-System zurückzukehren. Das war eine gewaltige Aufgabe, und um ehrlich zu sein bezweifelte er, dass es ihm gelingen würde, sie zu erfüllen. Und es war auch nicht gerade beruhigend, dass immer noch niemand auf die Nachrichten geantwortet hatte, die Dahak aussandte, nachdem die erforderlichen Ersatzteile für das HyperCom aus der Enklave bei ihm angelangt waren.
Es sah ganz so aus, als bestünde die einzige Möglichkeit, Hilfe zu finden – so es überhaupt jemanden gab, der ihnen würde helfen können –, darin, aufzubrechen und sie persönlich hierher zu schaffen, und das konnte nur Dahak allein. Und das wiederum bedeutete, dass die Erde auf sich allein gestellt sein würde, bis die Dahak wieder zurückkehrte.
Die Lage war nicht ganz so aussichtslos, wie sie hätte sein können. Vorausgesetzt man durfte von Dahaks Aufzeichnungen über alle bisherigen Vorstöße der Achuultani ausgehen, dann waren die Aufklärer derselben deren gesamten Flottenverband um ein Jahr oder sogar achtzehn Monate voraus, und die Erde würde auch nicht völlig schutzlos sein, wenn sie einträfen. Neben der Osir waren alle
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