Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer
der Panzerschweber mitrechnete, die nicht zum Einsatz gekommen waren. Dass sie sich geopfert hatten, hatte den Truppen der Nergal erlaubt, die gesamte westliche Hälfte der Enklave einzunehmen, und dazu vier der sieben Transporter auf der Ostseite. Nun näherten sie sich vereinzelten Widerstandsnestern, die Terrageborenen stets unter dem Feuerschutz der Panzerschweber .
Wenn nicht innerhalb der nächsten dreißig Minuten irgendetwas ganz furchtbar schieflief, dann würden sie diese Schlacht gewinnen!
Colin überließ den ›Muskeln‹ seiner Panzerung die Anstrengung des Kletterns, sondierte währenddessen mit seinen durch Dahak modifizierten Implantaten das Gelände, und sie näherten sich immer mehr dem Gedanken- und Datengewirr, das vom Kommandodeck stammte. Jiltanith und er befanden sich nur noch ein Deck darunter, als Colin die automatischen Waffensysteme spürte. Sie waren unter einem Tarnfeld verborgen, doch das hätte besser eingestellt sein müssen, und selbst in optimiertem Zustand hätte es doch Colins Implantate nicht zu täuschen vermocht.
»Halt!«, raunte er Jiltanith zu.
»Was habest du erspürt?«
»Fallen und Energiegewehre«, erwiderte er geistesabwesend und untersuchte schon das komplizierte Geflecht einander überdeckender Schussfelder. »Verdammt, das ist echt knifflig. Na gut …«
Er klaubte sein GravGewehr aus dessen Halterung. Vielleicht wäre das Energiegewehr effizienter gewesen, aber es war hier viel zu beengt, um diese Waffe einzusetzen.
»Was tust du denn?«
»Ich werde uns den Weg freimachen«, sagte er und drückte ab.
Ein ganzer Sturm von Geschossen wirbelte den Schacht entlang, diese bohrten sich bis fast zur Hälfte ihrer Länge in den Panzerstahl, bevor sie explodierten. Scannerantennen, Auslöser und Zielerfassungssysteme wurden in Stücke gerissen, und das Waffensystem spielte verrückt. Der Schacht über Colin verwandelte sich in ein wirres Durcheinander aus umherzuckenden Energiestrahlen und massiven Projektilen.
Ruckartig hob Anu den Kopf, als in einem der Wartungsschächte ein furchtbares Getöse erklang. Seine automatischen Abwehrsysteme waren ausgelöst worden, aber irgendetwas stimmte nicht. Die schossen nicht gezielt – die rissen sich selbst in Stücke!
Die Zerstörung dauerte gut dreißig Sekunden, dann sondierte Colin vorsichtig die rauchenden Trümmer.
»Das war's. Andererseits haben wir gerade ziemlich laut angeklopft. Meinst du, wir sollten weitermachen?«
»'s will mir scheinen, uns bleibt keine andere Wahl!«
»Ich hatte schon befürchtet, dass du so etwas sagen würdest. Komm!«
Anu wandte sich von seiner Konsole ab, und sein Gesichtsausdruck war beinahe entspannt.
Es würde noch eine Weile dauern, doch die schiere Kühnheit dieses Angriffs war entscheidend. Diese schweren Panzerschweber hatten ernstlichen Schaden angerichtet, doch was die Enklave letztendlich erledigt hatte, das war das Überraschungsmoment. Die Träume von fünfzigtausend Jahren zerrannen gerade zwischen seinen Fingern, und das war allein die Schuld dieser feigen Verräter von der Nergal ! Nein: Es war zwar deren Schuld, aber auch die Schuld seiner eigenen, feigen Untergebenen.
Aber wenn er hier verlor, dann konnte er immer noch dafür sorgen, dass auch sie verloren. Ruhig schritt er über das Kommandodeck zum Sessel vor der Feuerleitstelle hinüber und versenkte seine Gedanken ganz in die Konsole. Er hätte eigentlich eine echte Bombe einsetzen sollen, aber das musste jetzt ausreichen.
Er leitete die Sequenz ein, mit der die Zündung vorbereitet wurde, dann hielt er inne. Nein. Warten. Wer auch immer da gerade versuchte, hier einzudringen, sollte auch ankommen! Anu wollte, dass wenigstens einer von diesen Mistkerlen wusste , was mit seiner tollen, verfluchten Welt passieren würde!
Colin half Jiltanith dabei, aus dem Wartungsschacht zu klettern, dann stockte er, und sein Gesicht wurde kalkweiß. Oh Gott! Dieser Hurensohn machte gerade jeden einzelnen Gefechtskopf in sämtlichen Munitionsdepots scharf!
»Komm schon!«, rief er und rannte auf das Kommandodeck zu. Mit der flachen Hand schlug er auf den Automatikabschaltknopf und stürmte durch die Luke, kaum dass sie sich weit genug für ihn geöffnet hatte. Er hob das Energiegewehr, schwenkte es zur Konsole des Kommandanten hinüber; doch noch während er in der Raum gestürmt kam, wusste er schon, dass er die Lage falsch eingeschätzt hatte. Wie eine riesige Hand packte ihn ein Fesselfeld, umklammerte ihn mit stählernen
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