Collection Baccara Band 0267
zugetraut werden, besonders von Leuten, die ich liebe und respektiere.“
„Wer hat dir die schlimmsten Dinge zugetraut, Honey?“
Carlene blickte ins Leere. „Als ich von der Highschool abging, wusste ich genau, was ich werden wollte, nämlich Lehrerin. Also habe ich sofort mit dem Studium begonnen und keine Vorlesung ausgelassen, um möglichst schnell fertig zu werden. Mit dreiundzwanzig hatte ich bereits die Zeit als Referendarin absolviert, und im gleichen Jahr wurde mir eine Position als Lehrerin angeboten. An einer Highschool in meiner Heimatstadt.“ Sie holte tief Luft. „Vielleicht war ich zu jung, um an einer Highschool zu unterrichten. Schon möglich. Ich war ja nicht viel älter als die Kids in den Abschlussklassen.“
Obwohl sie eine perfekte Haushälterin und Köchin war, überraschte es Win gar nicht, dass sie eine Ausbildung zur Lehrerin gemacht hatte. Der Beruf passte zu ihr, und sie war bei ihren Schülern bestimmt sehr beliebt gewesen. So nett, wie sie mit Kindern umging. Warum hatte sie ihren Job trotzdem aufgegeben?
Da sie nicht weitersprach, stellte Win ihr eine harmlose Frage. In der Hoffnung, Carlene damit zum Reden zu bringen. „Was hast du denn unterrichtet?“
Sie schaute ihn an. „Französische und Englische Literatur.“
„Nicht gerade meine Lieblingsfächer“, erwiderte er und trank einen Schluck Rotwein. Der schmeckte gar nicht so schlecht, das musste er zugeben. Obwohl … ein Scotch war ihm schon lieber.
Carlene lächelte nachsichtig. „Verstehe. Nicht jeder mag Literatur. Ich allerdings schon, nach wie vor.“
„Was hat dich dann veranlasst, der Schule den Rücken zu kehren?“
Ein Schatten flog über ihr Gesicht, und wieder blickte sie ins Leere. „Das erste Jahr war fantastisch. Ich habe mich gut mit den Schülern verstanden, und die anderen Lehrer schienen mich zu mögen.“
„Das hat sich im zweiten Jahr geändert?“
„Ja. Der Direktor ist in den Ruhestand gegangen, und sein Nachfolger war ein ganz anderer Typ als er. Ich mochte ihn nicht, ich fand ihn sogar widerlich. Trotzdem bin ich eine Zeit lang recht gut mit ihm ausgekommen. Bis er mir zu verstehen gab, dass er mit mir ins Bett wollte.“
„Hat der Kerl dich etwa belästigt?“, fragte Win empört.
„Na ja. Er war zu clever, um irgendetwas zu tun, wofür ich ihn hätte anzeigen können. Aber er hat Andeutungen gemacht und mich wie unabsichtlich berührt, wenn wir uns im Flur begegnet sind. Solche Sachen.“
„Dieser Mistkerl!“
Carlene trank einen Schluck Wein. „Ja, und das Schlimmste war, dass dieser Mistkerl mit der nettesten Frau verheiratet ist, die ich je getroffen habe. Wie kann ein Mann so eine Frau betrügen? Nachdem er mich mehrere Wochen genervt hatte, hat er mir eines Tages sehr deutlich gesagt, was er von mir wollte. Und ich habe ihm ebenso deutlich mitgeteilt, dass ich nicht interessiert wäre.“
„Wie bei Lonny?“ Hoffentlich. Dieser feine Herr Direktor hätte es verdient, dass ihm jemand kräftig auf die Zehen trat.
Sie lächelte schwach. „Nein, gewalttätig bin ich nicht geworden. Aber er hat mich trotzdem verstanden. Leider war er ein schlechter Verlierer. Er hat die Abfuhr nicht weggesteckt, sondern angefangen, mich zu schikanieren. Hat mich ständig kritisiert und ist in mein Klassenzimmer gekommen, um zuzuhören. Unter dem Vorwand, dass er eine so junge Lehrerin kontrollieren müsse. In Wirklichkeit wollte er mich nur verunsichern. Und ich habe immer noch geglaubt, ich hätte die Sache im Griff. Ich war ein solcher Dummkopf.“
Win verstand gut, wie sie sich fühlte. Ihr war übel mitgespielt worden, und jetzt machte sie sich den Vorwurf, nicht clever genug gewesen zu sein. Oh ja, da konnte er mitreden. „Wie ging es weiter?“
„Ich hatte einen Baseballspieler in meiner Klasse. Siebzehn Jahre und klug, aber leider sehr faul. Der Junge hat weder Hausaufgaben gemacht noch für die Prüfungen gelernt. Und ich habe mir erlaubt, ihn nach seinen Leistungen zu beurteilen … statt nach seinen sportlichen Fähigkeiten.“
Win hatte davon gehört, dass Lehrer häufig gezwungen wurden, erfolgreichen Sportlern bessere Noten zu geben, als sie verdienten. „Und das hat einigen Leuten nicht gefallen.“
„Ganz und gar nicht.“ Carlene schlug die Beine übereinander. „Da seine schulischen Leistungen immer schlechter wurden, drohte dem Jungen der Rausschmiss aus dem Baseballteam. Und um das zu verhindern, hat mich der Direktor aufgefordert, sämtliche Arbeiten dieses
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