Collection Baccara Band 0267
wirklicher Held. Wie die in den Liebesromanen, die sie las. Oder in den alten Schwarzweiß-Filmen, in denen Männer noch Männer waren und Frauen – sie knabberte an ihrer Unterlippe – keine Klempnerinnen.
„Aber der Medienwahnsinn …“
„Geht vorbei“, schnitt Solange Wellfounders Protest ab. „Hier, meine Herren“, sie deutete mit der Hand auf Abbie, „ist meine Enkelin. Erbin des Unternehmens, das jeden Einzelnen von Ihnen beschäftigt. Ich erwarte, dass Sie ihr denselben Respekt und dieselbe Höflichkeit zollen, die Sie mir in den letzten fünfundzwanzig Jahren gezeigt haben. Gibt es noch Fragen?“
Abbie war höchst erleichtert, als die acht Vorstandsmitglieder und auch der Geschäftsführer aufstanden und ihr die Hand reichten. Alle, einschließlich Anwalt Thurston, hießen sie überschwänglich willkommen. Jetzt gehörte sie also dazu, doch das würde sie nicht davon abhalten, in ihr gewohntes Leben zurückzukehren. Sie würde den vierteljährlichen Meetings beiwohnen und den halbjährlichen Versammlungen mit den Designern. Das bekam Abbie in den Griff. Zweimal im Jahr ein Kurztrip nach New York und regelmäßige Besuche auf dem Anwesen der D’Martines waren keine große Sache. Sie freute sich wirklich darauf, ihre Großmutter so oft wie möglich zu besuchen.
Nachdem die Gäste sich verabschiedet hatten, zogen sie sich in die Bibliothek zurück. An dem herrschaftlichen Schreibtisch ihres Großvaters, mit Doug an der einen und Solange an ihrer anderen Seite, unterschrieb Abbie ein Dokument nach dem anderen. Thurston gab zu jedem kurze Erklärungen ab.
„Dieses lesen Sie bitte besonders aufmerksam, Miss Harper“, sagte Thurston.
Das Dokument betraf einen Fonds, aus dem ihr jährlich eine gigantische Summe zur Verfügung stand. „Was ist das?“ Abbie blickte zu ihrer Großmutter. „Das ist zu viel Geld.“ Sie schüttelte den Kopf. „Das kann ich nicht annehmen.“
„Das Geld gehört dir. Das und noch viel mehr. Du kannst es nach Belieben ausgeben.“
Abbie seufzte. Das war einfach zu viel. „Ich will meine Eltern finanziell unterstützen“, gestand sie. „Aber das …“, sie blickte auf die astronomische Summe, „… ist viel mehr, als ich brauche.“
„Bitte, Miss Harper“, drängte Thurston und verdrehte die Augen. „Jetzt machen Sie nicht so ein Theater darum, sondern unterschreiben Sie.“
„Brandon“, sagte Solange scharf. „Sie waren in den letzten dreißig Jahren mein engster Vertrauter. Ich möchte das nicht ändern, aber das Theater, das Sie heute veranstaltet haben, lässt mich darüber nachdenken.“
Abbie unterschrieb hastig das Dokument. „Bitte.“
Thurston nahm die Dokumente und steckte sie in seine Aktentasche. Er lächelte gequält. „Wir sehen uns morgen Abend bei der Gala.“
Solange bedachte ihn mit einem strengen Blick. „In dieser Angelegenheit ist noch nicht das letzte Wort gesprochen, Brandon. Ich möchte den Grund wissen, warum Sie hinter meinem Rücken mit dem Vorstand gesprochen haben. Bei anderer Gelegenheit“, fügte sie hinzu und entließ ihn mit einem herablassenden Nicken.
„Ich möchte nicht der Grund für irgendwelche Probleme sein“, sagte Abbie. „Diese Menschen haben jahrelang loyal zu dir gestanden.“
Solange tätschelte Abbies Hand. „Mach dir deswegen keine Gedanken, meine Liebe. Wir haben alle unseren Platz im Leben, und glücklicherweise bin ich hier der Boss.“ Sie lächelte. „So wie du es eines Tages sein wirst.“
Solange stand auf und verließ die Bibliothek. Abbie und Doug blieben allein zurück.
„Was habe ich getan?“, stöhnte Abbie.
Doug trat näher zu ihr und legte tröstend die Hand um ihren Arm. „Du hast das Richtige getan. Du konntest nicht anders handeln.“
Abbie traten die Tränen in die Augen. „Ich muss hier raus“, murmelte sie. „Ich muss nachdenken. Und das kann ich hier nicht.“
Doug schenkte ihr ein Lächeln, das sie erbeben ließ. „Da kenne ich genau den richtigen Ort.“
Die Musik dröhnte so laut, dass die Wände des angesagten Nightclubs bebten.
Doug führte Abbie in eine kleine Nische etwas abseits vom Geschehen, sodass sie etwas für sich waren. „Was möchtest du trinken?“, fragte er, nachdem sie sich gesetzt hatten.
Sie zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Wein? Was schlägst du vor?“
Er dachte einen Moment nach. Ihm war gar nicht der Gedanke gekommen, dass sie nicht an Alkohol gewöhnt war. Er musste vorsichtig sein, denn zu seinen Aufgaben gehörte
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