Collection Baccara Band 0267
Geräuschlos glitt sie auf. Sein Blick fiel auf die Person, die auf dem Badewannenrand saß.
Abbie.
Die Anspannung wich von ihm. Er steckte die Waffe wieder ein und klopfte gegen den Türrahmen.
Verwirrt über die unerwartete Störung drehte Abbie sich um und sah ihn an. Sie presste die Hand gegen die Brust. „Meine Güte, Doug, hast du mich erschreckt.“
Er blickte sich um. Abbie hatte den eleganten Wasserhahn abmontiert. Einzelteile lagen auf dem Toilettendeckel und auf dem Boden neben ihrem Fuß. Sein Blick verweilte bei dem Knöchel, der zu diesem Fuß gehörte und glitt dann weiter hinauf zu ihrem Knie und dem teilweise entblößten Schenkel. Da sie auf dem Beckenrand saß, war ihr Rock hochgerutscht, was sie offensichtlich nicht bemerkt hatte. Oder es war ihr egal.
„Entschuldige“, sagte er, immer noch abgelenkt von dem Anblick. „Ich habe mir Sorgen gemacht, weil du plötzlich verschwunden warst.“
Abbie konzentrierte sich wieder auf den Wasserhahn. „Ich hatte keine Lust, mir das Gerede des Anwalts noch länger anzuhören. Ich mag ihn nicht. Und ich bin ziemlich sicher, dass er mich auch nicht mag.“
„Anwälte sind besonders vorsichtig.“
„Ich mag ihn trotzdem nicht“, entgegnete sie bockig.
„Woher hast du das Werkzeug?“
„James hat es mir besorgt.“ Sie konzentrierte sich mehr auf den Wasserhahn als auf die Unterhaltung.
Doug musste lächeln. Typisch Abbie.
„Dieses ständige Tropfen hat mich genervt“, erklärte sie. „Wissen reiche Leute denn nicht, dass es dafür Klempner gibt?“
„Da dies ein Gästezimmer ist, hat es bisher wahrscheinlich keiner der Angestellten bemerkt.“
„So, fertig. Die Wasserrechnung sollte im nächsten Monat etwas niedriger ausfallen.“
Sie schwang ihr Bein über den Wannenrand und stand auf. „Ich muss James das Werkzeug zurückbringen.“ Sie sammelte die Sachen zusammen und zupfte an ihrem Rock, als hätte sie gemerkt, dass er ihre Beine angestarrt hatte.
„Ich gehe mit dir.“
Sie errötete leicht, was sie noch verführerischer machte. „Keine Sorge“, sagte sie. „Ich werde dich heute Abend nicht wieder anflehen, mich zu küssen.“
Doug stellte sich ihr in den Weg, als sie an ihm vorbeigehen wollte. „Nur damit du es weißt“, sagte er. „Du müsstest mich nicht anflehen.“
„Es läuft alles nach Plan. Bald sind wir reich.“
Joe lauschte der Stimme am anderen Ende der Leitung. Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.
Ja, stimmte er wortlos zu, sie würden reich werden. Aber nur einer von ihnen würde den Reichtum genießen können.
Abbie vermittelte am Mittwoch schon einen wesentlich entspannteren Eindruck, wie Doug erleichtert feststellte. Sie hatte jeden Morgen und jeden Abend mit ihren Eltern in Meadowbrook telefoniert, was enorm geholfen hatte, ihre Ängste zu mindern. Falls Solange D’Martine sich an Abbies ständigen Erwähnungen ihrer Eltern störte, so zeigte sie es nicht.
Sein Blick glitt zu ihr, wie immer, wenn sie in demselben Raum war. In dem dunkelblauen Hosenanzug und mit ihrer angenehmen und aufmerksamen Art stand sie den anderen Anwesenden weder in Eleganz noch Auftreten nach. Doch er wusste, dass dahinter ein ganz normales Mädchen steckte, das keine Reichtümer brauchte, um eine Lady zu sein.
Als er sie jetzt betrachtete, neben ihrer Großmutter auf einem kleinen Sofa in dem riesigen Salon sitzend und auf die letzten Vorstandsmitglieder wartend, wurde der Wunsch, sie näher kennenzulernen, übermächtig. Aber das verstieße gegen die Regeln. Ganz davon abgesehen, dass er Abbie seine wahre Identität bisher verschwiegen hatte. Keine Beziehung sollte auf einer Täuschung aufgebaut werden. Er hatte zwar gute Gründe für die Geheimhaltung seiner Identität, war aber nicht sicher, ob Abbie das genauso sehen würde.
Er blickte auf seine Uhr – zwanzig nach fünf. Der letzte Gast, der noch fehlte, hatte das akademische Viertel bereits überschritten. Die anderen sieben Vorstandsmitglieder und auch der Geschäftsführer hatten mit einem Cocktail in der Hand Platz genommen. Doug spürte, dass nicht alle der Anwesenden glücklich über die bevorstehenden Veränderungen waren.
Um fünf vor halb sechs führte der Butler das verspätete Vorstandsmitglied in den Salon.
„Entschuldigen Sie bitte meine Verspätung“, sagte der Mann. „Auf dem Festland ist der Verkehr zusammengebrochen, sodass ich eine spätere Fähre nehmen musste.“ Er setzte sich auf den freien Platz neben Thurston.
Weitere Kostenlose Bücher