Collection Baccara Band 326 (German Edition)
Hintern machen. Wenn das bedeutete, dass er skrupellos war, dann musste er eben damit leben. Nette Kerle fingen nur selten die bösen Jungs. Selbst Cops mussten manchmal skrupellos sein. Wer wüsste das besser als er? In seiner Familie gab es genug davon.
„Und?“ Sie klang angespannt und ungeduldig. „Nehmen Sie den Job an?“
„Ja“, erwiderte er scheinbar ungerührt. „Ich werde die Berge nach ihm absuchen.“
„Gut.“ Sie stieß die angehaltene Luft aus. „Ich komme mit Ihnen.“
Einen Moment lang war Tanner kurz davor zu explodieren. Fast hätte er Ms Stewart sehr direkt gesagt, was er davon hielt, nämlich gar nichts. Doch stattdessen lachte er nur schallend.
„Das glaube ich nicht“, stellte er fest, als er sich wieder halbwegs beruhigt hatte. „Ich spiele doch nicht den Babysitter für eine Tochter aus gutem Hause, die auf High Heels durch die Berge stöckelt.“
Brianna wippte mit einem Fuß, der in einem Stiletto steckte, und lächelte entspannt. „Mr Wolfe, ich brauche keinen Babysitter. Ich kann sehr gut auf mich selbst aufpassen.“
„Schon klar.“ Spöttisch erwiderte er ihr Lächeln. „Im Nobelrestaurant oder einer Edelboutique kommen Sie sicher bestens klar. Fahren Sie zurück zu Ihrem Daddy, Baby. Ich arbeite allein.“
„In diesem Fall nicht“, erwiderte sie schlicht. „Bei diesem Job wird der Verbrecher zu zweit gejagt. Und ich bin nicht Ihr Baby.“
Wieder lachte er.
Er hätte besser geschwiegen.
Kerzengerade saß Brianna Tanner Wolfe gegenüber. Ihr Kaffee und ihr Scone wurden kalt, und sie blickte Tanner unverwandt an. Er würde sie nicht davon abbringen, ihn auf seiner Suche zu begleiten. Nicht, wenn Leben und Glück ihrer Schwester davon abhingen, dass sie ihren Angreifer ausfindig machten. Denn die Familie kam für Brianna an erster Stelle.
Sie würde nicht tatenlos dasitzen und diese Aufgabe jemand anderem überlassen. Sie musste etwas unternehmen und wollte an der Suche teilnehmen. So war sie erzogen worden, und so führte sie ihr Leben. Selbst für ihre Arbeit in der Universitätsbibliothek in Pennsylvania galt dasselbe Prinzip: Brianna übernahm immer die Verantwortung.
Es spielte keine Rolle, dass es hier nicht darum ging, untermauernde Fakten für abwegige Theorien von Studenten oder für die Vorlesungen der Professoren zu finden. Hier ging es um Leben oder Tod, und der Tod konnte möglicherweise auch ihr eigener sein.
Doch sie tat das alles für Dani.
Eisig hielt sie Tanners Blick stand und wartete auf seine Antwort.
„Ich sagte Nein, Ms Stewart.“ Der Blick seiner dunklen Augen war düster. „Ich übernehme keine Verantwortung für eine Begleitung. Ich arbeite immer allein.“
„Wieso?“ Ganz bewusst gab sie sich gelassen und trank einen Schluck. „Ich vermute mal, dass eine Suche zu zweit mehr Erfolg verspricht als allein.“
„Sie fragen, wieso? Weil Sie eine Frau sind, das ist der Grund.“
Eine Frau. Fast hätte sie verächtlich geschnaubt. Sein überheblicher Tonfall machte sie wütend. „Soweit ich weiß, gibt es auch weibliche Kopfgeldjäger.“
„Ja, aber diese Frauen sind zäh und wurden nicht zeit ihres Lebens von Daddy verwöhnt.“ Aus seinem Lächeln war jegliche Wärme verschwunden. „Dennoch würde ich mit keiner dieser Frauen gemeinsam einen Job übernehmen.“
Briannas Zorn wuchs. Sie stellte ihren Becher lieber weg, bevor sie ihn diesem Dickschädel noch an den Kopf warf. Herablassende Männer konnte sie auf den Tod nicht ausstehen.
„Mr Wolfe, trotz meines reichen Daddys komme ich sehr wohl allein zurecht. Als leidenschaftlicher Jäger hat mich mein Vater schon mit zwölf im Umgang mit Waffen vertraut gemacht. Ich war oft mit ihm im Gebirge, bin mit ihm in Afrika auf Safari gegangen, und obwohl ich bei diesen Safaris nur mit meiner Kamera bewaffnet war, kenne ich mich sehr gut aus mit Handfeuerwaffen und Gewehren.“
„Ich bin beeindruckt.“
Das klang reichlich gelangweilt.
Verdammt, dachte Bri und biss die Zähne zusammen, um nicht laut loszuschreien. „Ich bin noch nicht fertig.“ Ihre Stimme war angespannt. „Ich habe Kampfsportarten trainiert, auch Nahkampf. Ich weiß mich zu verteidigen.“
„Freut mich zu hören.“ Wirklich erfreut schien er allerdings nicht zu sein, immer noch lag eine Spur von Ungeduld in seiner Stimme. „Jede Frau sollte sich in Selbstverteidigung auskennen. Aber das ändert nichts daran, dass ich allein arbeite.“
Typischer Einzelgänger, dachte sie. Der einsame Wolf,
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