Collection Baccara Band 326
Verantwortung zu übernehmen und den Namen der Familie zu schützen. Als seine Mutter kurz nach der Highschool schwanger geworden war, hatte sein Großvater durchgesetzt, dass sein Vater sie ehelichte, damit das Kind den Familiennamen bekam und sein guter Ruf keinen Schaden nahm.
Misty wollte Cullen nicht in diese Lage bringen und ihm nicht eine Situation aufzwingen, die er hassen und die er ihr irgendwann übel nehmen würde. Nein, es war besser so. Sie ging ihm seit Monaten aus dem Weg, seit sie den Schwangerschaftstest gemacht und der Bluttest beim Arzt ihre Vermutung bestätigt hatte.
Wenn sie das noch etwas länger schaffte, bis das Studio auf eigenen Beinen stand, dann wäre alles okay. Sie wäre in der Lage, endlich den Betrag zurückzuzahlen, den er investiert hatte, und irgendwann würde er zu der Erkenntnis kommen, seine unbeantworteten Anrufe bedeuteten, dass sie ihn nicht mehr sehen wollte.
Sie hasste diese feige Art der Trennung, aber es war für alle Beteiligten das Beste.
Er war gut zu ihr gewesen. Besser, als eine Frau wie sie es eigentlich verdient hatte. Deshalb, und weil sie ihn so sehr mochte, bürdete sie ihm nicht eine Ehe und ein Kind auf, denn beides hatte er weder geplant noch gewollt.
Misty drückte sich von der Spiegelwand ab, an der sie gestanden, oder richtiger, gelehnt hatte, als die Musik endete, und die Schritte der Tänzer langsamer wurden. Sie merkte, dass sie nicht ganz bei der Sache war, trotzdem war die Stunde problemlos verlaufen. Dies war ein Kurs mit Erwachsenen, sie begriffen schneller als Kinder.
„Gut gemacht“, lobte sie und klatschte anerkennend in die Hände. „Das nächste Mal möchte ich aber, dass Sie …“
Sie verstummte, da der Raum sich plötzlich um sie zu drehen begann. Alles wurde unscharf bis auf einen kleinen Punkt in der Dunkelheit. Eine Zehntelsekunde später versank sie in Schwärze.
Cullen saß in der Nische im Restaurant seines Bruders, die für die Familie reserviert war. Une Nuit war Bryans ganzer Stolz. Das angesagte Lokal in der Ninth Avenue in New York City war nobel eingerichtet, und er hatte sich auf französische und asiatische Küche spezialisiert. Restaurantkritiker lobten ihn für die gewagten Menüs. Im Moment trank Cullen eine Tasse Kaffee, irgendeine ausgefallene Kreation, die sein Bruder diese Woche ausprobierte.
Er erwartete John Harlan zum Lunch. Sie waren seit Jahren befreundet, und nach einer Partie Golf am Samstag, bei der John ihn vernichtend geschlagen hatte, hatte Cullen angefangen darüber nachzudenken, ob er ihm die Probleme anvertrauen sollte, die er derzeit mit Misty hatte.
Tatsächlich war er nicht sicher, ob er jemandem von ihr erzählen wollte. Da sie seine Anrufe aber nicht beantwortete und er gern zu ihr fliegen und selbst herausfinden würde, was zum Teufel los war, meinte er, ein kleiner Rat von einem Freund könnte nicht schaden.
Dummerweise gab es diesen verdammten Wettstreit im Unternehmen, den sein Großvater Patrick Elliott zwischen seinen Kindern angezettelt hatte. Wer von ihnen die besten Umsätze in seinem Ressort erzielte, würde die Leitung von EPH übertragen bekommen, sobald Patrick sich zurückzog. Stünden sie deshalb nicht alle so unter Druck, wäre er längst nach Las Vegas geflogen. Er war aber so mit Arbeit überhäuft gewesen, dass er in den letzten Monaten kaum aus dem Büro gekommen war, ganz zu schweigen davon, dass er Zeit für einen Kurzurlaub gehabt hätte.
„Darf ich mich zu dir setzen?“
Cullen schaute auf und war überrascht, seine Cousine Scarlet zu sehen. Sie trug wie üblich ein sehr ausgefallenes Outfit, doch die leuchtenden Farben und das modische Design passten zu ihrer schillernden Persönlichkeit.
„Hm.“ Er blickte an ihr vorbei, dann wieder in ihre grünen Augen. „Ich erwarte …“
„Mich.“
Wie aus dem Nichts erschien John Harlan, und Cullen dachte, dass man blind sein müsste, damit einem die plötzliche Nervosität seiner Cousine nicht auffiel.
„Also drei Gedecke?“, fragte Stash, der Manager des Restaurants, und amüsierte alle mit seinem lustigen französischen Akzent.
„Nein.“ Scarlet stolperte einen Schritt zurück und stieß mit seinem Freund zusammen.
John erwischte sie am Ellenbogen und hielt sie einen Moment länger, als Cullen es bei flüchtigen Bekannten erwartet hätte. Bevor er fragen oder auch nur spekulieren konnte, was sich zwischen den beiden abspielte, klingelte sein Handy. Er blickte auf das Display, und als er die Nummer
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