Collection Baccara Band 326
Mutter auf sich zu ziehen.
„Grandpa“, sagte sie mit flacher Stimme und trat zurück, um den alten Herrn eintreten zu lassen.
Patrick Elliott war groß und hatte kurzes graues Haar. Misty wusste, dass er Ende siebzig sein musste, doch er sah zehn Jahre jünger aus. Seine Augen waren strahlend blau und ließen keinen Zweifel daran, wer den Elliotts die Augenfarbe vererbt hatte.
Misty hatte ihn erst einmal getroffen, bei einer kleinen Familienfeier, auf der Cullen an ihrer Seite geblieben war und sie standhaft beschützt hatte. Und auch wenn sich Patrick an dem Tag ihr gegenüber distanziert verhielt, zeigte er sich nicht unbedingt feindselig.
Heute trug er einen eleganten grauen Anzug und wirkte etwas nervös, weil er einen Raum betrat, dem man deutlich ansah, dass er die Domäne von Frauen war, die sich im Hochzeitsfieber befanden.
„Ich würde gern kurz mit der Braut unter vier Augen sprechen, wenn das möglich ist“, sagte er.
Seine Stimme war tief, aber nicht so barsch oder herrisch, wie die anderen Familienmitglieder sie beschrieben hatten.
Bridget verschränkte streitlustig die Arme vor der Brust. „Ich glaube nicht …“
„Natürlich“, unterbrach Misty sie.
Alle Ängste, die sie dank Bridgets beruhigender Worte verdrängt hatte, waren auf einen Schlag wieder da, doch sie würde sich niemals weigern, mit Cullens Großvater zu sprechen. Nicht einmal jetzt, da sie damit rechnen musste, die Standpauke ihres Lebens verpasst zu bekommen.
Der Mann hatte klar zum Ausdruck gebracht – allerdings bisher nur anderen gegenüber –, dass er ihr ablehnend gegenüberstand, ihrer Herkunft, ihrer Berufswahl, ihrer Beziehung mit Cullen. Trotzdem würde er nach der Hochzeit ihr Verwandter sein, der leibliche Urgroßvater ihres Kindes. Da konnte sie ihn zumindest seine Meinung äußern lassen. Doch egal was er ihr sagen wollte oder wie ärgerlich die Begegnung mit ihm ausfallen mochte, sie würde nach unten gehen und zum Altar schreiten und den Mann heiraten, den sie liebte.
„Bist du sicher?“, fragte Bridget. Zweifel, Sorge und sogar Hass auf ihren Großvater standen ihr deutlich ins Gesicht geschrieben.
Misty rang sich ein Lächeln ab, um mehr Zuversicht zu demonstrieren, als sie tatsächlich verspürte. „Ich bin sicher.“
Bridget nickte und öffnete widerstrebend die Tür. „Ich bin draußen, falls du mich brauchst.“ Sie warf ihrem Großvater einen letzten misstrauischen Blick zu, dann verschwand sie im Flur.
Patrick sah ihr nach, bevor er sich wieder zu ihr umdrehte. „Danke.“
Er schaute sich im Raum um und nahm alle Zeichen für die Vorbereitung einer Hochzeit in sich auf. Haufenweise Kleidung und Schuhe, Blumenarrangements, Schminkutensilien, Nagellack und Parfum. Dann glitt sein Blick über ihren wohlproportionierten Körper und verharrte schließlich auf ihrem gewölbten Bauch.
„Ich habe eine Veränderung bei meinem Enkel festgestellt, seit er mit Ihnen zusammen ist.“ Patrick schob die Hände in die Hosentaschen und wippte auf den Hacken vor und zurück. Bevor er weitersprach, räusperte er sich. „Ich habe es schon vor ein paar Jahren gemerkt. Ich vermute, damals begann die Affäre mit Ihnen, doch es wurde offensichtlicher, als Sie nach New York kamen und bei ihm einzogen.“
Mistys Herz schlug so schnell, dass sie das Rauschen ihres Bluts in den Ohren hörte. Sie öffnete den Mund, schloss ihn wieder und schluckte, dann riss sie sich zusammen. „Es tut mir leid“, sagte sie. „Ich weiß, dass Sie Cullens Beziehung mit mir nicht gutheißen, aber …“
Patrick Elliott schüttelte den Kopf und machte ein finsteres Gesicht. Die Augenbrauen waren zusammengezogen, und die Mundwinkel zeigten nach unten. „Das meine ich nicht. Was ich Ihnen zu sagen versuche, ist, dass Cullen mit Ihnen viel glücklicher ist, entspannter. Offensichtlich liebt er Sie sehr und ist ganz aufgeregt wegen des Babys.“ Er deutete auf ihren Bauch. „Sie tun ihm gut. Selbst ein eigensinniger alter Mann wie ich kann das sehen.“
Er räusperte sich wieder, und Misty begriff, dass er nervös war. Patrick Elliott, Patriarch einer der wohlhabendsten, einflussreichsten Familien in New York war unsicher.
Sie konnte es kaum glauben, aber der gewiefte Geschäftsmann war tatsächlich in der Gegenwart eines ehemaligen Showgirls mit fragwürdigem Hintergrund, das die Geliebte seines Enkels war, angespannt.
„Ich bin froh, dass Sie ein Mitglied unserer Familie werden“, fügte er mit harscher Stimme hinzu.
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