Collection Baccara Band 333 (German Edition)
er die Gesichter der anderen Gäste sehen.
Shane stützte sich mit beiden Ellenbogen auf dem polierten Tresen ab. „Ein Guinness, bitte“, sagte er, als der Barkeeper zu ihm kam.
Schon wenige Minuten später schob ihm der aufmerksame Barkeeper ein perfekt gezapftes Bier mit einer dicken, cremigen Schaumschicht zu. Shane nahm das Glas, trank einen Schluck von dem dunklen, kräftigen Gebräu und sah sich in dem überfüllten Raum um. Einige Gesichter waren ihm bekannt. Jeder, der in dieser Gegend arbeitete, landete irgendwann in diesem Pub.
In einer Nische etwas abseits vom Treiben saß ein Mann, der ihm vertrauter war als der Rest. Shane steuerte auf ihn zu und wich dabei geschickt einer Kellnerin mit einem vollbeladenen Tablett aus. Er klopfte auf den Tisch und wartete, bis sein Neffe aufblickte und ihm einen Platz anbot.
Gannon Elliott war ein kräftiger Mann mit schwarzem Haar, scharfen grünen Augen und einem Dauerlächeln im Gesicht, zumindest seit einem Jahr. Mit seinen dreiunddreißig Jahren war Gannon nur fünf Jahre jünger als Shane. Die beiden waren eher wie Brüder aufgewachsen, obwohl Gannon sein Neffe war, der Sohn von Michael, Shanes ältestem Bruder.
„Ich habe nicht damit gerechnet, dich hier zu treffen, Gannon.“
Sein Gegenüber zuckte mit den Schultern. „Erika wollte ein paar Weihnachtseinkäufe erledigen“, sagte er und schob sein halb volles Bierglas auf dem Tisch hin und her. „Da war mir Hannigan’s lieber.“
„Weihnachtseinkäufe.“ Shane lehnte sich zurück. „Damit habe ich noch nicht angefangen.“
„Darf ich dir einen Vorschlag machen?“ Gannon trank einen großen Schluck. „Heirate. Ich habe festgestellt, dass Frauen das Einkaufen lieben.“
Shane musste lächeln. Zum einen über den lächerlichen Vorschlag, dass er heiraten sollte, und dann über die Veränderung, die in seinem Neffen vorgegangen war. Vor einem Jahr hätte Gannon noch bis tief in die Nacht im Büro gesessen. Wie sein Großvater Patrick und damit mehr als irgendeins von Patricks Kindern, hatte Gannon für das Familienunternehmen gelebt.
Bis Erika kam.
„Was ist mit dir? Warum sitzt du hier und trinkst mit mir?“ Gannon nahm noch einen Schluck von seinem Bier. „Warum bist du nicht mit dieser Hollywood-Schönheit unterwegs – wie war noch ihr Name, Amber oder Brownie oder so ähnlich?“
Shane runzelte die Stirn, als er an die Frau dachte, mit der er am Abend zuvor zum Dinner verabredet gewesen war. Wieder fiel ihm ihr Name nicht ein. Hätte er sie nur wie geplant getroffen. Dann wäre diese Geschichte mit Rachel nicht passiert, und er hätte diese Probleme nicht.
„Ja, wie heißt die Frau bloß?“, murmelte er. „Egal. Ich war nicht in der Stimmung.“
Gannon lachte. „Nicht in der Stimmung, mit einer tollen Frau auszugehen? Bist du krank?“
„Sehr witzig.“ Er trank einen Schluck Guinness und genoss den kräftigen Geschmack.
„Das war nicht als Witz gemeint“, erwiderte Gannon und betrachtete Shane jetzt mit scharfem Auge. „Stimmt irgendetwas nicht? Du müsstest total glücklich sein. Ich habe gehört, dass du der neue Geschäftsführer wirst.“
Erstaunt starrte Shane ihn an. „Wer hat das gesagt?“
Jemand an der Bar lachte laut, und die Musik änderte sich von einer getragenen Ballade in einen mitreißenden Rhythmus, zu dem sogar Shane den Fuß im Takt bewegte.
Gannon lachte. „Frag lieber, wer es nicht weiß. Als die Zahlen des dritten Quartals veröffentlicht wurden, konnte sich jeder ausrechnen, dass dich niemand einholen würde.“
Shane verspürte großen Stolz, doch auch der vermochte den Knoten in seiner Brust nicht zu lösen. „Danke. Doch das hätte ich niemals allein bewerkstelligt, es war eine Teamleistung. Nur zusammen konnten wir es schaffen. Alle bei The Buzz haben unermüdlich gearbeitet.“
„Deshalb noch einmal meine Frage“, sagte sein Neffe. „Du solltest unglaublich glücklich sein. Warum bist du es nicht?“
„Lange Geschichte.“
„Sehe ich aus, als wäre ich beschäftigt?“
Shane lachte. „Nein, das tust du nicht.“ Er nickte, trank noch einen Schluck, dann sagte er: „Okay, aber bevor wir zu der sehr traurigen Geschichte meines Lebens kommen … Wie geht es deiner Mom?“
Bei Gannons Mutter, Shanes Schwägerin Karen, war vor einem Jahr Brustkrebs diagnostiziert worden. Nach einer beidseitigen Brustamputation und einer kräftezehrenden Chemotherapie war die Familie jetzt voller Hoffnung, dass sie die schreckliche Krankheit
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