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Geboren in der Hölle

Geboren in der Hölle

Titel: Geboren in der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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»Der Tod ist das Endprodukt des Lebens!«
    Ich hätte gern auf diese philosophische Einschätzung verzichtet, wenn es nicht gerade Chief Inspector Tanner gewesen wäre, der diese Worte zu mir gesagt hatte. Selbst aus dem Munde eines Mannes, den nichts so leicht erschüttern konnte, hatten sie verdammt bitter geklungen.
    Bitter und zugleich abstoßend war das, was Suko und ich hier zu sehen bekamen.
    Die Umgebung paßte zu dem Verbrechen. Sie war grau, und selbst das Sonnenlicht hatte es nicht geschafft, ihr dieses Flair zu nehmen. Die Umgebung des Flusses, dieser Seitenarm, der sich in die Uferregion hineinstreckte, an dessen Rändern Schilf wuchs und sich auch hohe Gräser im leichten Wind wiegten, der zudem mit Pollen spielte und sie vor sich hertrieb.
    Hier lagen Boote, die auf der Themse nur mit Einschränkung fahren konnten. Alte, halb verrottete Seelenverkäufer, die trotzdem Besitzer gefunden hatten, denn auf den Booten hatte die Subkultur ihr Zuhause gefunden.
    Menschen, die sich am Rande der Gesellschaft bewegten. Oft junge Leute, vom Schicksal hart getroffen, die froh waren, ein Dach über dem Kopf zu haben. Man ließ sie hier leben. Man störte sie nur, wenn die Kollegen Razzien durchführten, denn die Decks mancher Kähne wirkten wir verwilderte Gärten, auf denen allerlei Pflanzen angebaut wurden. Dort versteckte sich dann der Mohn zwischen anderen Gewächsen, aber das interessierte weder Suko noch mich.
    Wichtig war die junge Frau. Eigentlich noch ein Mädchen.
    Vielleicht wirke sie auch nur so. Aber älter als neunzehn Jahre konnte sie kaum sein, denn auch der Tod hatte ihr Aussehen nicht entscheidend verändern können.
    Sie lag in einem brüchigen Kahn, auf dessen Planken noch das Regenwasser als Pfütze lag.
    Die junge Frau war nackt, sie war tot, und sie war gefesselt.
    Sie lag dort wie ein großes X, wobei die Fesselung locker war und wohl ein Abrutschen der Arme oder Beine von den Rändern verhindern wollte. Ihr Mund und ihre Augen standen offen. Es gab keinen Blick mehr, die Augen waren nur leer. Totenstarre hatte den Körper befallen. Das war normal, wie wir alle wußten. Nur wie die Frau ums Leben gekommen war, hatte Tanner sehr gestört, und deshalb hatte er es auch nicht versäumt, uns Bescheid zu geben.
    Ob er damit recht getan hatte, wußten wir nicht, aber die Person war nicht durch eine Kugel gestorben, auch nicht durch einen Messerstich. Man hatte sie auch nicht erwürgt, sondern auf eine Art und Weise getötet, die an einen Ritualmord erinnerte.
    Ihr gesamter Körper war von Schnitten übersät. Nicht unbedingt großen, aber dafür sehr zahlreichen. Kreuz und quer. Von oben nach unten, von rechts nach links. Auch nicht unbedingt tief, und es war auch nicht viel Blut aus den Wunden geronnen. Ein Anzeichen darauf, daß diese junge Frau wohl erst nach ihrem Ableben so brutal gezeichnet worden war.
    Das Mädchen trug das Haar lang. Ein fahles Blond, das irgendwie schmutzig aussah.
    Tartners Kollegen hatten für eine Absperrung gesorgt. Die Neugierigen standen in respektvoller Entfernung. Es waren die Bewohner der alten Boote. Zumeist junge Leute, die von Tanners Männern noch befragt werden würden.
    »Ist das hier überhaupt dein Revier?« fragte ich den Kollegen, der im Laufe der Jahre zu einem guten Freund geworden war.
    »Nein, nicht direkt.«
    »Du bist trotzdem hier.«
    Er schob die Unterlippe vor. Der Hut saß wie immer auf seinem Kopf und war leicht in den Nacken geschoben worden. Und wie immer trug er seinen grauen Anzug mit der ebenfalls grauen Weste. Nach dem Vorschieben der Unterlippe zeigte sein Gesicht einen zerknautschten Eindruck. »Ihr habt es wohl noch nicht gehört«, sprach er Suko und mich an, »aber mein hat mir innerhalb unserer Organisation noch eine zusätzliche Aufgabe gegeben.«
    »Ho, welche denn?« fragte Suko.
    »Nun ja«, brummelte er verlegen vor sich hin, »ich will nicht sagen, daß ich befördert worden bin, aber man hat mich für Sonderaufgaben heranzogen.«
    »Gratuliere.«
    »Hör auf, John. Das kann noch mehr Arbeit bedeuten. Zwar kann ich mich nicht mit euch vergleichen, aber viel fehlt nicht. Ich werde eingesetzt, wenn so etwas passiert wie das hier. Ich habe da absolute Handlungsfreiheit bekommen, kann tun und lassen, was ich will, und das ist praktisch mein erster Fall, den ich in dieser Eigenschaft bearbeite.«
    »Was sagt denn deine Frau dazu«, fragte ich vorsichtig.
    Ein strafender Blick traf mich. »Sie weiß noch nicht so richtig Bescheid,

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