Collection Baccara Band 333 (German Edition)
Schande!
Im Büro hatte Chloe aufgeschnappt, wie ein paar Sekretärinnen über eine bevorstehende Ankündigung sprachen, aber etwas in dieser Größenordnung hatte sie nie und nimmer erwartet. Verstohlen blickte sie ihre Chefin an. Jeder in diesem Saal wusste, dass Patrick und Finola Elliott nicht gerade eine bilderbuchmäßige Vater-Tochter-Beziehung führten.
Fin war schon jetzt ein Workaholic. Nach Patricks Entscheidung würde sie garantiert noch mehr Zeit im Büro verbringen, also konnte sich auch Chloe auf weitere Überstunden gefasst machen.
Patrick beendete seine Rede und gesellte sich zu den Gästen. Das Gemurmel gepflegter Konversation füllte wieder den Saal.
Dann werde ich das Büro in nächster Zeit wohl kaum verlassen, dachte Chloe resigniert. Wenn jetzt noch ein Frosch meinen Weg kreuzen sollte, kann ich mich echt glücklich schätzen.
„Na, wenn das mal nicht Fab Dav ist!“
Chloe schaute in ein grünes Augenpaar, das sie spöttisch anblickte. Fab Dav – die Fabelhafte Davenport. Seit der Highschool hatte sie niemand mehr so genannt.
Der Besitzer dieser Augen trug ein außerdem noch ein grünes Hemd mit Fischgrätmuster. Teuer, registrierte Chloe.
„Ryder?“, fragte sie überrascht und unsicher zugleich.
2. KAPITEL
„Lange nicht gesehen.“ Die Antwort wurde begleitet von dem eigentümlichen Lächeln, an das Chloe sich so gut erinnerte.
„Warum trägst du Grün?“, entschlüpfte es ihr. Der Anblick dieses Mannes versetzte sie in eine andere Zeit und an einen anderen Ort.
Einen schlechten Ort, die Highschool. Man hatte sie damals tatsächlich Fab Dav genannt, allerdings nicht so sehr, weil es zu ihr passte, sondern weil halt jeder irgendeinen Spitznamen bekam. So jedenfalls sah es Chloe. Sie war schon immer davon überzeugt gewesen, dass sie nichts Fabelhaftes an sich hatte.
Jetzt stand er also vor ihr: Ryder McPhee, der Typ, der sie früher ständig gehänselt hatte. Sicher war er gerade erst gekommen, anderenfalls hätte Chloe ihn bestimmt schon längst entdeckt. Wahrscheinlich war er vorher noch auf einer anderen Party in den feinen Hamptons, vermutete sie.
Ryder senkte den Blick kurz auf sein Hemd, um gleich darauf wieder Chloe anzusehen – diesmal mit einer hochgezogenen Augenbraue. „Stimmt etwas nicht mit der Farbe Grün?“
„Nein! Nur … Grün erinnert mich an Frösche.“ Chloe kam sich ziemlich dämlich vor. „Die Farbe ist in dieser Saison out“, redete sie weiter, bemüht, das Gesicht nicht völlig zu verlieren. „Steht in sämtlichen Modemagazinen.“
„Entspann dich“, meinte Ryder amüsiert. „Die Elliotts haben irische Vorfahren, genau wie ich, und Grün ist bekanntlich die Farbe Irlands. Ich verbeuge mich sozusagen vor unserer gemeinsamen Tradition.“
Was läuft hier falsch? fragte sich Chloe entgeistert. Wie kann Ryder der Vernünftige sein, während ich daherplappere, als wäre ich nicht ganz bei Trost?
Damals in der Westchester Highschool hatte Chloe seine spöttischen Bemerkungen so geistesgegenwärtig wie möglich gekontert, um dann mit erhobenem Kopf wegzumarschieren. Normalerweise hatte Ryders Gelächter ihr durch den Schulkorridor hinterhergeschallt.
Obwohl er ein paar Klassen über ihr gewesen war, hatten sich ihre Wege auf dem Schulgelände und in Arbeitsgemeinschaften immer wieder gekreuzt. Meistens war Ryder mit ein paar Kumpels zusammen. Trotzdem hatte er auf Chloe eher wie ein Einzelgänger gewirkt. Angeblich war er sehr begabt, was sie allerdings erst richtig mitbekam, nachdem er die Schule verlassen hatte. Damals hatte seine Mom ihrer Mutter erzählt, Ryder habe einen Studienplatz an der renommierten Wharton School of Business an der Universität von Pennsylvania ergattert.
Groß war er schon damals gewesen. Heute erkannte Chloe, dass unter dem eng anliegenden Hemd und der schwarzen Hose auch ein durchtrainierter Körper steckte. Ryders Bizeps war offenbar ebenso beeindruckend wie sein Gehirn. Neben ihm fühlte sich Chloe auf einmal klein, und irgendwie sehr weiblich. Ein Schauer rieselte ihr über den Rücken.
„Was machst du denn hier?“, erkundigte sie sich wenig freundlich.
Wieder erschien das vertraute Lächeln, das sie an den Schüler von früher erinnerte. „Cullen Elliott und ich kennen uns durch gemeinsame Geschäftspartner. Er hat mich eingeladen, heute Abend zur Party seiner Großeltern zu kommen. Und du?“
„Ich arbeite für EPH.“
Er nickte. „Ach ja. Ich glaube, meine Mutter hat mal erwähnt, dass du
Weitere Kostenlose Bücher