Collection Baccara Band 334
sah, wie Petrie um die Motorhaube herum zu ihr kam, fing ihr Herz an zu rasen. Er riss die Beifahrertür auf und packte sie am Oberarm. „Gehen wir, Cousine.“
Wieder schoss der Schmerz wie mit glühend heißen Nadeln in ihre Schultern. Nur mit äußerster Kraftanstrengung gelang es ihr, nicht laut zu stöhnen, während Petrie sie zum Eingang der Blockhütte zerrte. Er tastete den oberen Türrahmen ab und holte einen Schlüssel aus einer Holzfuge, schloss auf und zog Grace in die dämmrige Hütte.
Sofort stieg ihr der üble Geruch von feuchten alten Wolldecken und schlecht gereinigtem Angelzeug in die Nase. Mit heftigem Würgereiz kämpfend, sah Grace sich im trüben Licht um. An der Wand standen zwei Etagenbetten aus Metall, vorm Fenster ein Tisch aus grobem Holz, ein durchgesessenes Sofa und ein Sessel mit verschlissenem Bezug. Es gab auch eine kleine Küche, die mit einer schmutzigen Spüle, zwei Kochplatten und einem alten Kühlschrank ausgestattet war.
„Was für ein schönes Plätzchen“, bemerkte Grace verächtlich.
„Die Hütte gehört einem Freund. Er lädt mich manchmal zum Angeln und Trinken hierher ein. Kann mir schon denken, dass es dir hier nicht gefällt. Aber für meine Zwecke ist die Hütte perfekt, Cousine.“
„Hör auf, mich Cousine zu nennen. Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben.“
„Du warst immer schon aufsässig.“ Petrie musterte Grace mit einem abschätzigen Blick, der ihr gar nicht gefiel. „Ich muss dir wohl erst Manieren beibringen, genauso wie Hope. Die hatte es auch nötig.“
„So weit wird es bestimmt nicht kommen.“
„Wart’s ab, bis ich mit dir fertig bin, Cousine. Du wirst noch um Erbarmen flehen.“
Darauf packte er Grace, stieß sie vor das erste Etagenbett und ließ sie dort mit dem Gesicht zur aufgerollten Matratze der oberen Liegefläche stehen. Sie merkte, wie er sich hinter ihr an den Handschellen zu schaffen machte. Auf einmal schnappte das Schloss auf, und ihre Arme sanken kraftlos nach unten.
Natürlich war Grace bewusst, dass sie nur ein paar Sekunden hätte, um sich zu befreien. Sie müsste sich blitzschnell umdrehen und Petrie angreifen, ihm am besten die Augen auskratzen. Aber ehe sie noch einen tauben Finger krümmen konnte, hatte Petrie sie schon unsanft herumgedreht und mit einer Handschelle an den Bettpfosten gefesselt.
„Mach es dir bequem, Cousine!“, rief er ihr höhnisch zu. „Es wird noch eine Weile dauern, bis der Spaß losgeht.“
Dann nahm er sein Jagdgewehr aus dem Koffer und legte es auf den Tisch. Grace musste zusehen, wie er es in aller Ruhe putzte, während ihre Arme immer noch kraftlos herunterbaumelten, bis sie allmählich wieder durchblutet wurden. Als sie endlich ein Gefühl in den Armen hatte, wandte sie sich seitwärts, so weit es die Handschelle erlaubte, und ließ sich auf die untere Liegefläche gegen die aufgerollte Matratze sinken.
„Okay, Jack, jetzt erzähl mir mal, wie du auf meine Spur gekommen bist“, forderte sie Petrie auf. „Darauf brennst du sicher schon.“
„Das war nicht so einfach“, gab er großmütig zu. „Seit Hope mich verlassen hat, habe ich in allen möglichen Melderegistern vergeblich nach ihr gesucht. Erst als ich dabei zufällig eine Auflistung von Eheschließungen im Bundesstaat Texas sah, bekam ich einen Anhaltspunkt. Ich habe mit der Assistentin von Richter Honeywell gesprochen, und sie erinnerte sich noch genau an die hübsche Braut Grace Templeton und den reichen Sack Blake Dalton, die in aller Stille geheiratet hatten.“
Stolz grinsend schaute er Grace an und fuhr fort: „Im Internet habe ich mich dann über den Dalton-Clan informiert. Eigentlich gab es keinen Grund für euch, heimlich zu heiraten. Deshalb kam es mir verdächtig vor, und ich habe mich in der Nachbarschaft der Daltons umgehört. Jemand erzählte mir von einem Baby, das seit Kurzem bei Mama Dalton lebt, und einer Nanny, auf die deine Beschreibung passte. Dein Kind konnte es aber nicht sein, denn du wurdest im Melderegister nicht als Mutter geführt.“
Plötzlich spiegelte sich blanke Wut in Petries Gesicht. „Hope ist die Mutter von dem Balg, nicht wahr? Die Schlampe hat ein Kind von Dalton gekriegt, und ihre liebe Cousine Grace kam ihr wie immer zu Hilfe.“
„Jack …“
„Halt die Klappe! Ich will deine Lügen nicht hören!“, schrie Petrie Grace an. „Ja, ich weiß, dass Hope in Kalifornien gestorben ist. Durch deine Schuld konnte ich meine Frau noch nicht einmal begraben.“
„Jack, bitte
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