Nicht mehr tun, was andere wollen
Ein Geständnis
Ich saß in der Sommersonne mit Pär, einem Freund, den ich viel zu selten treffe, in einem Café in der Stadt. Der Latte war ausgetrunken, das Wasser ebenfalls, und das Gespräch kreiste um Technik, das Thema, bei dem viele meiner Generation früher oder später landen.
» Mein Handy geht mir derart auf den Senkel«, sagte ich. » Im Grunde funktioniert es tadellos, aber langsam wird es echt alt. Ich kann nicht mal MMS oder so was schicken.«
Pär bekam ganz glänzende Augen. » Hier nebenan ist doch gleich ein Handyladen«, meinte er. » Lass uns doch mal kurz reingehen.« Wir mussten nicht mal nach nebenan– der Shop teilte sich die Räumlichkeiten mit dem Café. Wir schlenderten also rüber und guckten uns die ausgestellten Handys an. Mir fiel ein ziemlich cooles Nokia mit großem Display und ausklappbarer Tastatur ins Auge, während ich gleichzeitig dem Verkäufer ins Auge fiel.
» Ich brauche ein neues Telefon«, verkündete ich. » Und auch gleich einen neuen Vertrag. Der, den ich im Moment habe, ist nicht so günstig.«
» Da haben Sie sich genau das richtige Telefon ausgeguckt«, meinte der Verkäufer. » Ein Superteil. Hat jede Menge Preise eingeheimst.« Aha, dachte ich. Meine Bedürfnisse beschränken sich eigentlich auf Anrufen und manchmal Angerufenwerden, aber Preise– na, das kommt doch immer gut. Und apropos Preis, den fand ich für dieses Handy absolut vertretbar. Zwar ein Vertrag mit 18-monatiger Laufzeit, aber was soll’s. Der Verkäufer machte eine Kunstpause.
» Obwohl«, meinte er etwas leiser, » wenn Sie diese Art Handy suchen, dann würde ich ja eher dieses Modell hier empfehlen.« Damit zog er sein eigenes Handy aus der Tasche. Fast das gleiche Modell, nur ein bisschen besser. Und nur ein bisschen teurer. Klasse, dachte ich und schlug zu. Ich bekam das Handy, der Verkäufer meine persönliche Angaben, und keine zehn Minuten, nachdem wir das Geschäft betreten hatten, trat ich mit einer kleinen schwarzen Papiertüte auf die Straße. Ein Teil von mir war glücklich. Aber ein anderer Teil nagte am ersten– und der Geschmack war ungut. » Normalerweise recherchierst du doch ewig, bevor du dir irgendwelche Elektrogeräte kaufst. Du hast gerade spontan ein Handy für dreieinhalbtausend Kronen (etwa 400Euro, Anm. d. Red.) gekauft, ein Handy, über das du überhaupt nichts weißt– und obendrein hast du dich für 18Monate vertraglich gebunden. Wie konnte das denn bitte passieren?«, kam es säuerlich. » Mach halblang«, erwiderte der erste Teil. » Es geht mir super. Die Sonne scheint mir ins Gesicht, ich habe Koffein von einem doppelten Espresso im Körper, und überhaupt, musst du immer alles so furchtbar ernst nehmen?«
Der andere Teil ließ nicht locker: » Ich gebe zu, dass Sommerwetter und Chemikalien zu unüberlegten Handlungen verführen können. Aber. Irgendwas. Ist. In. Diesem. Geschäft. Passiert.« Ich ließ mir nichts anmerken, aber auf der Heimfahrt bekam ich fast ein wenig schlechte Laune.
Das Ganze liegt mittlerweile ein paar Jahre zurück. Wie sich herausstellte, war das Modell der absolute Bockmist. Ich benutze das Handy immer noch, als Erinnerung daran, was mir damals passiert ist. Ich habe es gehasst und das, wofür es steht, jeden Tag ein bisschen mehr. Aber ich spüre, dass es langsam Zeit wird, auf ein anderes umzusteigen. Es gibt da nämlich schon so einige Funktionen, die dieses Modell nicht hat.
Nachdem ich Sie dazu gebracht habe, dieses Buch zu kaufen …
Eine Art Einleitung
Dieses Buch handelt von Beeinflussung. Sie können nämlich nicht verhindern, dass Sie beeinflusst werden und Ihrerseits andere Menschen beeinflussen, während Sie durchs Leben gehen. Da Sie nicht in einem Vakuum leben, sind um Sie herum unzählige Objekte. Häuser, Bäume, Möbel, Honigtöpfe, ein leckeres Abendessen und nicht zuletzt andere Menschen. Das alles beeinflusst Sie. Es beeinflusst Ihre Gedanken und Ihre Überlegungen, und es beeinflusst Ihre Handlungen. Sie wiederum beeinflussen mit Ihren Handlungen ebenfalls Ihre Umwelt. So geht es immer rundherum. Die meiste Zeit befinden Sie sich auch in seliger Unkenntnis dessen, was Sie dazu gebracht hat, eine bestimmte Handlung auszuführen oder einen bestimmten Gedanken zu denken. In Ihrem gemütlichen Schlendrian sind Sie einfach davon überzeugt, dass Sie ganz von allein darauf gekommen sind. Das kann natürlich so sein, aber wahrscheinlicher ist doch, dass Sie von irgendetwas oder irgendjemand beeinflusst worden
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