Collection Baccara Band 334
auf dem Beifahrersitz des Chevy hilflos hin und her rutschen. Sie biss sich auf die Unterlippe. Petrie hatte ihr die Arme mit Handschellen auf dem Rücken gefesselt, sodass der Schmerz zwischen ihren Schulterblättern von Minute zu Minute unerträglicher wurde. Diese Tortur musste sie jetzt schon eine ganze Stunde lang ertragen, seit sie das Bewusstsein wiedererlangt hatte.
Um sich die Qual nicht anmerken zu lassen, wandte Grace das Gesicht zum Fenster und suchte vergeblich nach einem markanten Punkt in der Landschaft. Alles, was sie sah, war ein Eichenwald, dessen dicke Stämme aus dem Unterholz herausragten. Verzweifelt kämpfte sie gegen das Gefühl der erstickenden Enge in ihrem Brustkorb.
Nach einer Weile fand Grace jedoch wie durch ein Wunder die Kraft, ruhig durchzuatmen. Sie schaute wieder nach vorn auf die Straße und ließ ihre Stimme möglichst kühl klingen. „Wohin fahren wir?“
Der Fahrer neben ihr, der frisch rasiert, mit sportlicher Bräune und Bürstenhaarschnitt einen so normalen Eindruck machte, wandte den Blick von der schmalen Landstraße ab und lächelte sie teuflisch böse von der Seite an.
„Ich habe dir doch schon mal gesagt, dass du abwarten sollst, bis wir da sind. Also halt die Klappe, wenn du mir nichts über den stinkreichen Bastard erzählen willst, der meine Frau gevögelt hat.“
Wütend kniff Grace die Augen zusammen. So ging das nun schon die ganze Zeit, seit sie, von Übelkeit und Schmerzen gepeinigt, aus ihrer Ohnmacht erwacht war. Petrie wollte ihr auch nicht sagen, wie er sie gefunden hatte. Und als Grace ihn gewarnt hatte, dass er nicht davonkommen würde, wenn er sie entführte, hatte er sie nur verächtlich angegrinst.
Von da an machte sie sich keine Illusionen mehr. Wenn keine Hilfe käme, würde Petrie sie am Ende töten, damit sie ihn nicht belasten konnte. Aber vorerst diente sie ihm als Köder für Blake.
Dabei war ich so vorsichtig, dachte sie immer wieder. Wie konnte Petrie nur von ihrer Verbindung mit Blake wissen? Und wie konnte er die Beziehung ihrer Cousine zu Blake herausgefunden haben?
Nachdem sie etwa zehn Minuten weitergefahren waren, schimmerte blaues Wasser zwischen den Eichenstämmen hindurch. Petrie bremste und bog scharf rechts ab. Insgeheim fragte sich Grace, wie er den von Grün überwachsenen Waldweg überhaupt gesehen hatte. Es gab weder ein Hinweisschild noch sonst irgendwelche markanten Zeichen, außer zwei tiefen Reifenspuren.
Die Strecke wurde immer unwegsamer und holpriger. Während der Wagen sich durch das Unterholz kämpfte, zerkratzten dornige Zweige und Ranken die Karosserie. Petrie schien das alles nichts auszumachen, aber Grace litt entsetzlich. Denn jedes Mal, wenn der Wagen über eine Wurzel oder durch ein Loch fuhr, war ihr, als stießen glühend heiße Nadeln in ihre Schultern.
Als sie endlich auf eine ebene Lichtung kamen und die Tortur nachließ, hätte Grace vor Erleichterung weinen können.
Nach etwa hundert Metern fiel das Gelände zu einem kleinen See hin wieder ab. Am Rande des Hangs stand eine mit Holzschindeln gedeckte Blockhütte, vor der Petrie anhielt. Sofort schaute sich Grace hoffnungsvoll nach weiteren menschlichen Behausungen um, entdeckte aber lediglich am anderen Ufer des Sees noch ein paar Blockhütten. Auf diese Entfernung wären ihre Hilferufe nicht zu hören.
Mittlerweile hatte Petrie den Motor ausgestellt. Grace beobachtete, wie ihr Entführer ausstieg und hinter seinem Sitz einen länglichen Lederkoffer hervorholte, der ihr bekannt vorkam. Ja, es war der Koffer für sein schweres Jagdgewehr. Sie hatte einmal in Petries Haus miterlebt, wie er die Waffe herausgenommen und auf dem Küchentisch gereinigt hatte.
Schon die Erinnerung daran flößte Grace Angst ein. Sie dachte dabei gar nicht so sehr an sich, sondern an Blake. Wenn er sie suchte und irgendwann auf ihre Spur käme, würde er direkt in Petries Gewehrfeuer laufen.
Aber es kam noch schlimmer. Nachdem Petrie den Waffenkoffer neben dem Vorderrad abgestellt hatte, nahm er aus dem Ablagefach unter dem Armaturenbrett eine blausilbern glänzende Pistole. Das konnte nicht seine Dienstwaffe sein, denn die hatte er Grace einmal voller Stolz gezeigt. Höchstwahrscheinlich hatte er diese Pistole jemandem bei einer Kontrolle abgenommen und einfach unterschlagen. Eine teuflische Idee. Wenn Petrie damit schösse, würde nichts auf ihn hinweisen.
Zufrieden lächelnd, steckte er sich die Waffe in den Gürtel und hob dann den Koffer mit links auf. Als Grace
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