Collector - Operation Vade Retro: Band 2 - Roman (German Edition)
dingung.«
Die Sequenz endete, und die Hallenwände wandelten sich zurück in ihr kaltes, gleichgültiges Weiß.
Zumi versuchte, die Fülle an Informationen zu ordnen, und fühlte sich damit überfordert. Er wusste nichts über diese Wyvers, nichts über den Zustand der Menschheit nach dem langen Krieg und dem Widerstand gegen die Collies.
Doch er verstand: Ich darf in die Freiheit! »Wie reise ich zu den Verhandlungen?«, fragte er und gestikulierte unterstützend.
Erneut erschienen auf den Wänden zusammengestückelte Bild- und Sprachfetzen.
»Wir haben dir eine Maschine besorgt. // Sie wartet im Hangar auf Sie. // Du sollst zur Erde fliegen und mit den Vertretern der Regierungen und Konzerne // sprechen«, wiesen die Männer, Frauen und Kinder aus Soaps, Nachrichten, Reportagen, Filmen und Sitcoms ihn an und wechselten in den Anredeformen. »Unterbreiten Sie Ihnen das Angebot. // Und danach kehrst du // an den Punkt zurück, den ich dir in den Navigationscomputer einprogrammiert habe. // An diesen Koordinaten erhältst du weitere Anweisungen. Die // Botschaft und genaue Instruktionen // sowie einige unserer // technischen Geräte zum Beweis unserer // Ehrlichkeit sind ebenfalls auf dem Schiffscomputer. // Studiere sie auf deiner Reise.«
Sein Collector machte einen Schritt zur Seite, damit Zumi den Kreis verlassen konnte.
»Geh, mein Freund. // Trage das Licht zur Menschheit und // erhelle sie mit unserem Wissen. // Möge die Macht mit dir sein.«
Zumi nickte deutlich, damit die Collies sahen, dass er den Auftrag annahm.
Am anderen Ende der Halle öffnete sich ein Schott.
Dahinter wurde ein kleiner Raumer sichtbar: ein äußerst seltener Starscream Mark III, der dank einer leistungsfähigen Steuerungsprogrammierung von nur einem Mann geflogen werden konnte. Der zuverlässige und vor allem vorbereitete Sprungantrieb beschleunigte Zumis Reise enorm.
Der Wert des Schiffs lag bei etwa zweihundertachtzig Millionen Tois. Trotzdem reichte es als Entschädigung für die miese Behandlung der letzten Jahre bei Weitem nicht aus.
In einer Woche bin ich auf der Erde! In Freiheit! Zumi verließ den Kreis bedächtig und zwang sich, nicht zu rennen. Er wollte raus aus dem weißen Raum, aus der Obhut seines Collies, weg von den starrenden, schwarzen Visieren, hinter denen alles Mögliche lauerte.
Mit langen Schritten durchmaß er den Raum und drehte sich nicht um, als würde ein Blick zurück alles Schöne zerstören, das in ihm pulsierte.
Das Hangarschott war keine zehn Meter mehr entfernt.
Bei jedem Herzschlag rechnete Zumi mit einem gebrummten Befehl oder mit Nachrichtensprechern auf den Wänden, die ihn verhöhnend anschrien, es sei alles ein Scherz gewesen. Um das Schoßhündchen zu ärgern.
Aber das geschah nicht.
Zumi erreichte den Hangar.
Hastiger als zuvor ging er die geöffnete schmale Laderampe hinauf und drückte mit einem langen Ausatmen den Knopf für den Schließmechanismus.
Surrend fuhr die Luke zu, klackend verriegelten die dicken Bolzen.
Zumi entfernte die Ohrenstöpsel.
Ihm kamen urplötzlich massive Zweifel an der Glaubwürdigkeit seiner Auftraggeber. Woher wollen sie wissen, dass ich meinen Job erfülle?
Oder hatten die Collies eine Bombe an Bord angebracht?
Oder biologische Kampfstoffe in den Abdeckungen verborgen?
War nicht das Angebot , sondern das Schiff das trojanische Pferd? Allmählich verstand er, welches Potenzial das Angebot besaß – und welcher Zündstoff darin schlummerte.
Überbringe ich das Angebot, werden sich die Konzerne sofort darauf stürzen , dachte er. Der 2OT sowieso.
Was im ersten Moment nach ultimativer und totaler Aufgabe der Collectors aussah, bedeutete in Wahrheit nichts anderes als ein vergiftetes Geschenk, eine Art Trojanisches Pferd, das mit Sicherheit Zwist unter den Staaten und Mega-Firmen auslösen würde. Das konnte verheerender sein als der bisherige Krieg gegen die Ahumanen. Schon allein, dass sich die Collectors auf Verhandlungen einließen, kam ihm unpassend vor.
Oder war es doch Verzweiflung – sofern sie dieses Gefühl überhaupt kannten?
Grübelnd begab sich Zumi in die schmale Kanzel des Starscreams , setzte sich und schnallte sich an.
Die Bedienelemente waren intuitiv zu verstehen, der aktivierte Bordcomputer wartete nur auf die Freigabe. Auf Knopfdruck würde er die programmierte Route abrufen. Zumi brauchte sich nach dem Übergang ins Interim lediglich zurückzulehnen und eine Woche die Zeit zu vertreiben.
Dann bin ich auf Terra .
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