Colours of Love - Verloren: Roman (German Edition)
ist immer noch barfuß, genau wie vorhin, und das T-Shirt, das er jetzt trägt – ein dunkelgrünes mit Polo-Kragen –, steht ihm sogar noch besser als das einfache weiße, das vermutlich irgendwo in der Eingangshalle liegt. Es lässt ihn aufgeräumter wirken als vorhin, so als würde er sich jetzt wohler fühlen, weil er wieder eine Aufgabe hat – ein Ziel. Und er weiß offensichtlich genau, was er da tut, denn seine Bewegungen wirken routiniert. Er hat ganz klar jede Menge Übung in der Küche, und ich muss gestehen, dass ich – mal wieder – beeindruckt bin.
Mein Vater kann nicht kochen und Nigel auch nicht, jedenfalls tun sie es nie, deshalb finde ich den Anblick eines Mannes, der sich so sicher am Herd bewegt, auf eine spannende Art ungewohnt. Und es ist nicht nur das – ich hätte auch einfach nicht erwartet, dass Matteo sich so selbstverständlich sein Essen selbst zubereitet – wo er sich locker rund um die Uhr Hausangestellte leisten könnte, die das für ihn übernehmen. Passt jedoch ins Bild, schließlich arbeitet er auch, obwohl er das nicht müsste. Vielleicht, weil er gerne unabhängig ist? So schätze ich ihn jedenfalls ein, und es gefällt mir.
Aber mir gefällt ja sowieso alles an ihm, gestehe ich mir mit einem leisen Seufzen ein und spüre, wie ich unaufhaltsam noch ein Stück tiefer in dieses Gefühl rutsche, das ich besser nicht zulassen sollte und das zu einem heftigen Flattern in meinem Magen wird, als Matteo aufblickt und mich bemerkt. Er lächelt und zeigt dieses unglaublich atemberaubende Grübchen, und ich rutsche noch ein Stück. Dann wandert sein Blick an mir herunter, und ein Glitzern tritt in seine Augen, als ihm auffällt, dass ich sein Hemd trage.
»An mir sieht das nicht so sexy aus«, bemerkt er, und ich grinse unwillkürlich. Der Mann hat ja keine Ahnung!
Ich öffne die Arme und blicke mit einem schiefen Lächeln an mir herunter. »Es löst auch noch nicht mein Problem – denn so kann ich immer noch nicht auf die Straße.«
»Das musst du ja jetzt auch nicht«, wiederholt er, offenbar irritiert darüber, dass ich schon wieder davon anfange. »Und wenn, dann gebe ich dir was von Adriana. Sie hat neulich ein paar Sachen hiergelassen, die dir passen könnten – ihr seid ungefähr gleich groß.« Er hebt den Pastatopf vom Herd und geht zur Spüle, gießt die Nudeln in ein Sieb – und ich starre seinen Rücken an.
»Was?« Ich bin so fassungslos, dass meine Stimme richtig kratzig klingt, und gehe sicherheitshalber die paar Schritte bis zur Kochinsel, damit ich etwas habe, mit dem ich mich gegen die unerwartet heftige Woge der Eifersucht stemmen kann, die mich ohne Vorwarnung überrollt. Adriana, die junge schwarzhaarige Studentin, die Matteo in seinem Kurs so herausfordernd angesehen hat, kann Sachen hierlassen? Und er findet das so selbstverständlich, dass er das in einem Nebensatz erwähnt? »Du warst … bist …«, ich weiß gar nicht, in welcher Zeitform ich das fragen soll, »… mit Adriana zusammen?«
Er dreht sich zu mir um und runzelt die Stirn, als verstünde er gar nicht, was ich habe. Doch als er meinen entsetzten Gesichtsausdruck sieht – ich kann das nicht verbergen, ganz unmöglich – dämmert ihm offenbar, was das Problem ist. Peinlich ist ihm das allerdings nicht, denn er grinst nur unbekümmert.
»Wir sind nicht ständig zusammen, falls du das meinst, aber in sehr regelmäßigen Abständen.« Mein Gesichtsausdruck wird noch eine Nuance fassungsloser, und Matteos Grinsen eine Spur breiter. »Und das schon seit ihrer Geburt – sie ist meine Nichte, Sophie. Ich hätte das erwähnen sollen, tut mir leid.«
Ich bin so baff, dass ich ihn nur ungläubig anstarren kann. »Deine Nichte? Aber … ist sie dafür nicht zu alt?«
»Ich bin der Jüngste – mein Bruder Luca ist vier Jahre älter als ich und war neunzehn, als Adriana geboren wurde. Das kommt schon hin«, erklärt er mir, während er mit dem Sieb voller Pasta zur Kochinsel zurückkehrt, und mir dämmern die Zusammenhänge.
»Dann ist sie gar keine Studentin?«
Er schüttelt den Kopf. »Sie geht noch zur Schule, nächstes Jahr ist sie fertig. Aber sie hat ein sehr großes Zeichentalent, das ich fördern möchte, deshalb darf sie an meinem Kurs teilnehmen, wenn sie möchte.« Er gibt die Nudeln zur Soße und sieht deshalb zum Glück nicht, dass ich rot werde.
Oh Mann, ist mir das unangenehm, dass ich schon wieder gedacht habe, er wäre mit einer Frau zusammen, die eigentlich zu seiner Familie
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