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Columbus war ein Englaender

Columbus war ein Englaender

Titel: Columbus war ein Englaender Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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Sprache war mein Metier, aber ich spürte, daß sie niemals an einen Tanz, ein Lied oder ein Gleiten durchs Wasser heranreichen würde. Die Sprache hatte viele Stärken, siekonnte als Waffe, Schutzschild oder Verkleidung dienen. Sie konnte angst machen, schmeicheln, betrügen, umgarnen und einschüchtern. Manchmal konnte sie sogar erfreuen, unterhalten, bezaubern, verführen und zärtlich sein, aber immer nur als Solo-Nummer, niemals als Tanz. Schwimmen erwies sich im nachhinein lediglich als die Fähigkeit, sich im Wasser fortbewegen zu können. Und auch als ich Klavierspielen lernte, stellte ich fest, daß es nichts mit Fliegen oder dem Vorstoß in kosmische Welten zu tun hatte. Bei der Sprache jedoch war es so, daß sie mir tatsächlich neue Türen aufstieß. Sie bescherte mir akademischen Erfolg und später auch finanzielle und gesellschaftliche Anerkennung, von der ich nie zu träumen gewagt hätte. Ich lernte mit ihr umzugehen, damit sie mich vor Drangsalierungen, Spott und Ablehnung schützte. Darüber hinaus eröffnete mir die Sprache die Chance, Dinge zu tun, auf die ich heute noch stolz bin. Ich habe wirklich keinen Grund, mich über die Sprache zu beklagen.
    Andere allerdings hatten sehr viel zu beklagen, was meine Sprache anging.
    Sie konnten mich einfach nicht verstehen.
    Während meines ersten Semesters in Stouts Hill hatte ich große Schwierigkeiten, mich überhaupt bei anderen verständlich zu machen. Es war zum Verrücktwerden: Ich sprach lupenreine Sätze und bekam immer wieder die gleiche Antwort zu hören –
    »Wie bitte? Häh? Was hat der Junge gesagt?«
    Waren die alle taub ?
    Zuletzt entdeckte ein Lehrer mit feinem Gehör mein Problem. Ich redete einfach viel zu schnell, mit einem solchen Tempo, daß niemand außer mir selbst etwas mitbekam. Die Wörter und Gedanken sprudelten ohne Punkt und Komma aus mir heraus.
    Ein Satz wie: »Sir, ist es wahr, daß es in Irland keine Schlangen gibt, Sir?« klang aus meinem Mund wie »Sriswadsirlankeinslangtsr?«
    Ich hatte keine Probleme damit und fühlte mich zutiefst gekränkt, immer und immer wieder den gleichen Rüffel zu hören.
    »Sprich bitte deutlich , Junge.«
    Zur Lösung des Problems vermittelte mir die Schule eine uralte Dame vom Schlag einer liebreizenden Margaret Rutherford, ausstaffiert mit Bernsteinketten, Lavendelparfum, wirrem Haar und einem Diplom in Spracherziehung. Jeden Mittwoch und Freitag fuhr sie mit ihrem Wagen, der aussah wie ein überdimensionierter Bayswater-Kinderwagen, von Cheltenham nach Uley, um mit mir eine Stunde lang sprechen zu üben.
    Geduldig saß sie hinter ihrem Schreibtisch und sprach mir Sätze vor, wobei sie den Kopf in die Höhe reckte und wie wild mit den Augenlidern klimperte: »Und nicht zu schnell! Und nicht zu schnell!«
    Gehorsam wiederholte ich: »Unnitznel! Unnitznel!«
    »Nein, Liebster. ›Und-ah, nicht-ah, zu-ah, schnell-ll!‹ Verstanden?«
    »Und-ah, nicht-ah, zu-ah, schnell-ll?«
    »Aber nicht doch, Jungchen. Du sollst nicht ›und-ah, nicht-ah‹ sagen. Du sollst dir bloß vergegenwärtigen, daß zwischen dem ›d‹ am Ende von ›und‹ und dem ›n‹ am Anfang von ›nicht‹ eine kleine Pause liegt, verstehst du? Also. Sag einmal ›und‹ für mich.«
    »Und.«
    Mein Gott. Hielt die mich für ein Baby ?
    »Gut. Jetzt ›nicht‹.«
    »Nicht.«
    »Und nicht.«
    »Unnich.«
    »Und-ah nicht!«
    »Und-ah nicht!«
    Zu guter Letzt schaffte es die geplagte Frau doch noch. Sie zeigte mir, wieviel Spaß man mit einer Aneinanderreihungvon Reibelauten und Vokalen haben konnte – das Kitzeln des Luftstroms an der Oberlippe war geradezu ein physischer Genuß -, indem sie mir den Spruch vom Fischfrevler Franz beibrachte, dem ein seltenes Anglerglück beschieden war. Die Geschichte ging so:
    »Fischfrevler Franz fing frech vorm Flußfall fette Fünffingerfische. Vier fichtne, feste Fischfässer faßten vollauf den Fang – viele freilich flitzten flott davon!«
    Als nächstes ging’s weiter mit »Zwei Zwitscherlinge auf den zwei Zwetschgenzweigen zwitscherten ihre Zwitscherzwatschereien.«
    Die Sache mit den Zwitscherlingen auf den Zwetschgenzweigen war kein Problem – der reinste Fliegenschiß –, aber bei den Zwitscherzwatschereien fielen mir jedesmal fast die Mandeln raus.
    »Nun gut, vielleicht ist das noch ein bißchen zu schwer für dich, Liebster.«
    Zu schwer? Für mich ? Ha! Der würde ich es zeigen.
    Das ganze Wochenende über zwitscherte und zwatscherte ich vor mich hin. In der nächsten

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