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Columbus war ein Englaender

Columbus war ein Englaender

Titel: Columbus war ein Englaender Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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Sekunden in die Augen, als wolle er die Tiefen meine Seele ergründen. Er schüttelte den Kopf, ging mit Riesenschritten an mir vorbei, riß die Tür auf und brüllte donnernd wie Krakatoa: » Bunce! Bunce! Schafft sofort Bunce zu mir!«
    »O weh«, krächzte einer der Papageien und schnippte eine Nußschale aus seinem Käfig, »o weh, o weh, o weh.«
    Ich wartete ungerührt, während ich die Rufe nach Bunce wie die Gerichtsorder zum Eintritt in den Zeugenstand durch die Schule hallen hörte.
    Beim Abendessen hatte ich immer mal wieder zu Bunces Tisch hinübergeschielt. Er hatte sich teilnahmslos geröstetes Brot in den Mund geschoben, wie ein Todeskandidat, der die falsche Henkersmahlzeit gewählt hatte. Als er aufgeblickt und sich unsere Blicke kurz getroffen hatten, war er dunkelrot angelaufen, hatte aber fest entschlossen mit dem Kopf genickt und mit seinen Lippen ein »Ja« geformt. Auf Bunce konnte ich mich verlassen. Bunce war tapfer. Bunce war ehrlich.
    Keine drei Minuten später stand Bunce neben mir auf dem Teppich in Cromies Büro, die Hände auf dem Rücken, die Lippen fest zusammengepreßt, während seine unter der kurzen Hose herausschauenden Beine hoffnungslos zitterten.
    »Bunce«, säuselte Cromie ölig, »Fry hat mir erzählt ...«
    Weiter kam er nicht.
    Der Damm brach, und wie ein Sturzbach schoß es aus Bunce heraus.
    »Sir, es stimmt, Sir. Ich war im Dorfladen, Sir. Ich war’s. Ganz bestimmt. Ich bin’s gewesen. Fry ist gegangen. Nicht ich. Ich meine, ich bin gegangen, nicht Fry. Ich bin zum Dorfladen gegangen, nicht Fry. Ich habe ihm die Süßigkeiten besorgt. Er hat keine gekauft. Ich war’s. Ich ganz allein. Ichbin im Dorfladen gewesen. Ich bin im Dorfladen gewesen. Ich bin ganz bestimmt ...«
    Die Sätze folgten mit einer Geschwindigkeit, daß Cromie verwundert mit den Augen klimperte. Zuletzt versank alles in einem schluchzenden Tränenstrom, der alle im Raum peinlich berührte.
    »Fry, vor die Tür«, sagte Cromie.
    »Sir, heißt das ...?«
    »Das heißt raus und draußen warten. Ich ruf dich dann später.«
    Als ich die Tür hinter mir zuzog, hörte ich Bunces quiekende Stimme: »Es stimmt, Sir. Ehrenwort. Ich bin im Dorfladen gewesen. Es tut mir unendlich leid, Sir, ich will’s auch nie wieder tun.«
    Im Flur trieben sich zu viele Leute herum, als daß ich mich an der Tür herumdrücken und lauschen konnte. Der laute Ruf nach Bunce hatte die ganze Schule zusammengetrommelt.
    »Was ist los, Fry?« wurde ich von allen Seiten gefragt.
    Ich zuckte mit den Schultern, als ob mich die ganze Geschichte nichts anginge, und schlenderte zum anderen Ende des Flurs zu den Schiffen.
    An der Wand über der Hood und der Dreadnought oder auch der Invincible und der Repulse oder wie immer sie hießen, hingen Holztafeln, auf denen in goldenen Lettern die Namen großer Gelehrter und anderer verdienstvoller Männer verewigt waren. Ich stellte mich davor und las: Le Poidevin, Winship, Mallett, de Vere, Hodge, Martineau und Hazell. Für einen Moment fragte ich mich, ob mein Name eines Tages auch dort hängen würde, verwarf den Gedanken aber gleich wieder. Ich wußte, es war ausgeschlossen. Die hier hingen, hatten alle mitmachen können. Sie hatten einst als Spielführer beim Rugby oder Cricket angefangen und waren später Schulleiter oder Industriekapitäne geworden. Ich fragte mich, ob sie nach einem Lieblingsausspruch von MajorDobson wohl auch Majore ihres Schicksals und Kapitäne ihrer Seele geworden waren.
    »Sind Sie denn ein Major Ihrer Seele, Sir, und ist das mehr als bloß ein Kapitän der Seele zu sein?« hatte ich ihn einmal gefragt, als er uns das Gedicht von Whitman vorgelesen hatte, woraufhin er nur geschmunzelt hatte. Ich mochte Major Dobson, weil er ein guter Lehrer war und ich ihn in einer Kindern eigenen seltsamen und unpassenden Art bemitleidete. Ich glaube, meine Mutter hatte mich als kleiner Junge zu einer Aufführung von Rattigans Separate Tables ins Maddermarket Theatre in Norwich mitgenommen, und seitdem hatte ich Majore immer in Verbindung mit Enttäuschung, Bedauern und jenem grausamen Wort »übergangen« gebracht.
    »Nicht schlecht für einen übergangenen Major«, sagt Oberst Ross zu Major Dolby in Ipcress – streng geheim .
    Inzwischen weiß ich, daß Major Dobson tatsächlich als Soldat der britischen Expeditionsstreitkräfte in Dünkirchen in deutsche Gefangenschaft geriet. Doch er konnte fliehen und kämpfte den ganzen Krieg über, bis zuletzt in Sizilien und Italien. Ganz

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