Commander Perkins 01 - Der rote Nebel
bemerkte Peter Hoffmann und rieb sich die schmerzenden Fingerspitzen. „Den Kinderschuhen sollten Sie doch eigentlich entwachsen sein." Sie lachte.
„Ach, Sie glauben, weil ich den Drachen... ?" Ihre Augen blitzten vor Vergnügen. „Major Hoffmann, so habe ich mich also in Ihnen getäuscht."
„Sie sich getäuscht? In mir?" Peter Hoffmann schüttelte fassungslos den Kopf. „Ich verstehe überhaupt nichts mehr." Sie wurde ernst.
„Sie haben es geschafft. Sie sind mit der Space boy durchgekommen.
Jedes andere Raumschiff wäre zerplatzt. Ich nehme an, das haben Sie Ralph zu verdanken?"
„Sie wissen mehr über ihn als wir", entgegnete Commander Perkins.
„Wenn Sie meinen, daß es so ist, wird es schon so sein."
Sie ging zu dem Drachen hinüber, der auf dem Boden lag, und nahm ihn auf.
„Ich habe damit gerechnet, daß Sie kommen würden", erklärte sie und blickte nach oben. „Allerdings wird es knapp. Niemand weiß, wann sich der Nebel ganz herabsenkt. Dann ist es vermutlich aus mit uns."
Sie wandte sich an Perkins, der nur stumm nickte.
„Ich habe eine ganze Menge über dieses rote Etwas herausgefunden", fuhr die Wissenschaftlerin fort. „Mir ist nie so was begegnet. Es ist auf jeden Fall kein Lebewesen, sondern etwas, was sich zwischen toter Materie und einem lebenden Wesen bewegt. Dabei ist eindeutig, daß es sich auf lange Sicht zu einem Lebewesen entwickeln wird. Es scheint intelligent zu sein."
„Hoppla", sagte Major Hoffmann. „Ein totes Objekt kann doch nicht intelligent sein, Professor. Sie müssen sich versprochen haben."
„Irrtum, Major. Es gibt zum Beispiel Computer, die man als intelligent bezeichnen könnte. Oder wollen Sie das leugnen?"
„Hm, ich weiß nicht."
„Doch, doch, Major. Sie wissen genau, daß wir längst intelligente Computer haben, Maschinen also, die über eine gewisse Denk- und Erkenntnisfähigkeit verfügen. Und genau das hat der rote Nebel auch."
„Wie kann er dann massenweise Menschen verschwinden lassen?" rief Ralph. „So etwas ist Mord."
„Nun mal langsam, junger Mann", sagte Professor Breadshaw. „Was hat Intelligenz mit Moral zu tun? Außerdem habe ich nicht gesagt, wie hoch der Intelligenzgrad ist."
„Wollen Sie damit sagen, daß der Nebel zwar intelligent ist, im Vergleich zu uns aber doch ziemlich dumm?"
„Genau das." Die Wissenschaftlerin blickte die beiden Offiziere an. „Ich vermute, daß er ungeheuer lernfähig und lernbegierig ist. Deshalb nimmt er die Menschen in sich auf. Wahrscheinlich versucht er, sich ihr Wissen anzueignen."
„Aber das klappt nicht", stellte Perkins fest.
„Nein. Ich glaube nicht", bestätigte die Wissenschaftlerin. „Wissen zu vermitteln und Wissen in sich aufzunehmen, ist nun mal nicht leicht. Wir alle wissen, daß man noch lange nicht dadurch etwas lernen kann, daß man zum Beispiel ein Tonband verschlingt. Niemand wird die Relativitätstheorie Albert Einsteins dadurch erfassen, daß er die Seiten seines Buches aufißt, auf denen sie abgehandelt ist. Der rote Nebel ist jedoch nicht in der Lage, das zu begreifen."
„Moment mal", sagte Commander Perkins. „Professor Breadshaw, wollen Sie behaupten, daß dieses Energiewesen sozusagen zu einer Intelligenzbestie werden könnte, wenn man ihm das Wissen nur auf die richtige Art und Weise beibringen würde? Die Wissenschaftlerin lächelte.
„Sie haben es genau erfaßt."
Commander Perkins blickte zu dem roten Nebel hoch. Ein phantastischer Gedanke kam in ihm auf. Sollte es möglich sein, sich dieses Wesen zu Diensten zu machen? War es überhaupt vorstellbar, daß ein fast unbegreifliches Wesen wie dieses zu einer Zusammenarbeit mit den Menschen kommen würde?
„Bleiben Sie auf dem Teppich", mahnte Ester Breadshaw. Sie schien seine Gedanken zu erraten. „Vorläufig hängt die Existenz der Menschheit an einem seidenen Faden."
„Richtig", bestätigte Perkins und schilderte kurz, was auf Empty ge-108
schehen und wie sich das Energiewesen dort entwickelt hatte. Er schloß:
„Das Ende kam dann blitzschnell. Plötzlich senkte sich der Nebel die letzten Meter ab, und vorbei war es mit den Bewohnern von Empty. Wir wissen nicht, wie viele schließlich überlebt haben, aber es können nicht viele gewesen sein."
„Am Ende haben die letzten Bewohner vom Empty das Wesen weggelockt. Sie haben es durch den Dimensionsbrecher zur Erde geführt", fügte Major Hoffmann hinzu. „Ist so etwas nicht auch bei uns möglich?"
Professor Breadshaw nahm den Drachen auf und lief
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