Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Commander Scott 07 - Das Tor Zum Paradies

Commander Scott 07 - Das Tor Zum Paradies

Titel: Commander Scott 07 - Das Tor Zum Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Kern
Vom Netzwerk:
Scott folgte dem Mönch durch den Torweg. Die Novizen kauerten auf dem Boden und scheuerten die Steinfliesen. In schmutzigen grauen Kutten, die Gesichter im Schatten der Kapuzen verborgen, arbeiteten sie stumm vor sich hin.
    Scott blieb vor einem Novizen stehen. Er fragte sich, ob Saratow und Chemile auch zu diesen Arbeitsbienen gehörten.
    »Gefällt es Ihnen hier?« fragte er einen Novizen. »Bitte!« warnte ihn der Jünger, der sofort an seine Seite trat, »es ist verboten, mit den Novizen zu sprechen!«
    »Das war doch nur eine Frage«, erwiderte Scott beleidigt. »Ich kann es nicht begreifen, was die Leute hier hält. Wie viele Novizen haben Sie eigentlich?«
    »Schweigen gehört zur Ordensregel des Tores von Gholan.«
    »Für Sie vielleicht. Aber ich gehöre nicht zu eurem Haufen.«
    Scott war nicht neugierig darauf, die Verhältnisse des Klosters zu ergründen. Er wollte sich nur bemerkbar machen, damit seine Mitarbeiter und Freunde wußten, daß er im Kloster eingetroffen war.
    »Haben wir noch weit zu gehen?«
    »Nein.«
    »Schön. Ich habe nämlich Hunger.«
     
    *
     
    Saratow hungerte. Die Riesenmaschine seines Körpers brauchte eine Menge Brennstoff, und er bekam nur einen Bruchteil davon. Verbittert betrachtete er den Brotkanten und die dünne Suppe, die ihnen einmal am Tag serviert wurde. Neben ihm schlürfte ein alter Mann die letzten Tropfen aus der Schüssel. Dann kaute er mit zahnlosem Gaumen auf einer harten Brotrinde.
    »Wirf das Brot auf den Boden, damit es weicher wird«, riet ihm der Riese.
    Sofort trat ein Jünger in olivgrüner Kutte an den Tisch und ließ seine Peitsche auf Saratows Rücken klatschen. »Schweigen ist oberstes Gebot!« Der Riese hatte inzwischen den harten Brotkanten mit der Hand zerquetscht und schob die Krümel dem Alten zu.
    »Iß das«, flüsterte er.
    Der Alte fiel darüber her wie eine verhungernde Ratte.
    Er bedankte sich nicht. Die Umgangsformen der Gesellschaft waren den Novizen schon durch den nagenden Hunger und die körperlichen Züchtigungen ausgetrieben worden. Außerdem halfen die Brotkrumen dem Alten sowieso nur, sein Leben um wenige Tage zu verlängern. Er gehörte zu der überwiegenden Mehrheit der Novizen, die den wenigen Starken als Lehrstoff dienen würden. Saratow lieferte seine leere Suppenschüssel bei einem Novizen ab und legte sich dann auf die nackte Erde. Fünf Stunden Schlaf wurde ihnen gewährt. Er hörte den rasselnden Atem seiner Leidensgenossen, einen spitzen Schrei, der nur von einem Alptraum herrühren konnte. Der Novize, der die Suppenschüsseln eingesammelt hatte, und der Jünger, der die Aufsicht führte, hatten sich zurückgezogen. Die Novizen waren allein in einer Felsenkammer, die ungefähr dreißig Meter tief unter dem Kloster lag. Die Kammer war mit einer Gittertür versperrt. Saratow rollte sich dorthin und blickte durch die Stäbe.
    Der breite Korridor vor der Kammer wurde von ein paar Keils-Lampen erleuchtet. Saratow sah ein paar Werkzeuge an der Wand lehnen, ein paar Abfallhaufen und eine feine Staubschicht, in der sich plötzlich der Abdruck eines Fußes abzeichnete. »Veem?«
    »Hier.« Chemile materialisierte vor der Gittertür. »Wie hast du mich denn entdeckt?«
    »An deinen Fußspuren im Staub, der von der Decke herunterrieselt. Paß besser auf dich auf, Veem. Wenn dir der Staub in den Kragen rieselt, bist du nicht mehr unsichtbar.«
    Chemile blickte sieh vorsichtig um. Im Korridor war keiner von den Mönchen zu sehen. »Barry ist eben eingetroffen, Penza.«
    »Gut. Hast du ihn selbst gesehen?«
    »Nein, aber ich hörte seine Stimme, als man ihn durch den Gewölbegang im Erdgeschoß führte. Ich hätte es dir schon früher gesagt, aber ich mußte warten, bis ihr mit dem Essen fertig wart.«
    »Das war kein Essen«, knurrte Saratow. »Das war nicht mal eine Füllung für einen hohlen Zahn. Kannst du mir nicht etwas aus der Küche besorgen? So scharf wird die bestimmt nicht bewacht wie die Unterkünfte.«
    »Das ist viel zu riskant, Penza.«
    »Hast du Angst?«
    »Nein, ich bin nur vorsichtig.«
    Chemile hatte seine Kutte abgelegt und war seitdem unsichtbar im Kloster herumgewandert. Es war nicht leicht gewesen, immer der Entdeckung zu entgehen. Manchmal hatte er stundenlang bewegungslos vor einer Mauer ausharren müssen, bis er sicher war, daß keiner ihn beobachtete, wenn er sich an einer Tür zu schaffen machte. Er durfte nicht die geringste verräterische Spur hinterlassen. Saratow beneidete ihn um sein Talent. Chemile

Weitere Kostenlose Bücher