Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Commissario Montalbano 01 - Die Form des Wassers

Commissario Montalbano 01 - Die Form des Wassers

Titel: Commissario Montalbano 01 - Die Form des Wassers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
Vom Netzwerk:
Familienangehörigen und Parteifreunden, die diese schreckliche Geschichte so schnell wie möglich vergessen und in Vergessenheit geraten lassen möchten. Und mit allem Recht, meiner Ansicht nach.«
    »Verstehe, Herr Richter. Aber ich würde nicht mehr als zwei Tage benötigen.«
    »Aber wozu? Nennen Sie mir einen triftigen Grund!«
    Montalbano erfand eine Antwort, eine Ausrede. Er konnte dem Richter schließlich nicht erzählen, daß sich sein Verdacht auf nichts gründete, oder besser gesagt, nur auf das dumpfe Gefühl, von jemandem - und er wußte weder wie noch warum - hereingelegt worden zu sein, der sich momentan als ihm überlegen erwies. »Wenn Sie es unbedingt wissen wollen, ich tue es, um dem Gerede der Leute vorzubeugen. Ich möchte nicht, daß nachher jemand das Gerücht verbreitet, wir hätten den Fall eiligst zu den Akten gelegt, nur weil wir der Sache nicht auf den Grund gehen wollten.«
    »Wenn das so ist, bin ich einverstanden. Ich gebe Ihnen diese achtundvierzig Stunden. Aber nicht eine Minute länger. Ich hoffe, Sie haben Verständnis dafür.«
    »Gegè? Wie geht's dir, mein Lieber? Entschuldige, wenn ich dich um halb sieben abends aufwecke.«
    »Arschgeige, verfluchte!«
    »Aber Gegè, spricht man so mit einem Vertreter des Gesetzes, gerade du? Bei dem bloßen Gedanken an das Gesetz müßte dir doch das Herz in die Hosen rutschen. Apropos Arschgeige, stimmt es, daß du's mit einem Neger von vierzig treibst?«
    »Vierzig was?«
    »Rohrlänge.«
    »Jetzt red keinen Scheiß. Was willst du?«
    »Mit dir reden.«
    »Wann?«
    »Heute am späteren Abend. Du darfst auch die Uhrzeit bestimmen.«
    »Sagen wir Mitternacht.«
    »Wo?«
    »Am üblichen Ort, an der Puntasecca.«
    »Küß' das zarte Händchen, Gegè.«
    »Dottor Montalbano? Hier ist der Präfekt Squatrìto. Richter Lo Bianco hat mir persönlich mitgeteilt, daß Sie weitere vierundzwanzig oder achtundvierzig Stunden, ich erinnere mich nicht genau, verlangt haben, um den Fall des armen Ingegnere abzuschließen. Dottor Jacomuzzi, der mich freundlicherweise über die Vorgänge auf dem laufenden hielt, hat mir mitgeteilt, die Autopsie habe zweifelsfrei ergeben, daß Luparello eines natürlichen Todes gestorben ist. Jeder Gedanke, ach, was sage ich, noch viel weniger, jede Andeutung einer Einmischung, für die es zudem keinerlei Grund gäbe, liegt mir völlig fern. Ich möchte Ihnen nur eine Frage stellen: Warum dieses Ansuchen?«
    »Mein Ansuchen, Herr Präfekt, wie ich es schon Dottor Lo Bianco erläutert habe und Ihnen gegenüber nun bekräftigen möchte, entspricht dem Wunsch nach Transparenz, um jede bösartige Vermutung über eine mögliche Absicht der Polizei, die Angelegenheit nicht restlos aufzudecken und den Fall ohne erschöpfende Ermittlungen zu den Akten legen zu wollen, im Keim zu ersticken. Das ist alles.«
    Der Präfekt gab sich mit der Antwort zufrieden. Im übrigen hatte Montalbano mit Sorgfalt zwei Verben (aufdecken und bekräftigen) und ein Substantiv (Transparenz) gewählt, die seit jeher zum bevorzugten Wortschatz des Präfekten gehörten.
    »Anna hier, entschuldige, wenn ich dich störe.«
    »Warum sprichst du so komisch? Bist du erkältet?«
    »Nein, ich bin im Büro und will nicht, daß man mich hört.«
    »Also, was ist?«
    »Jacomuzzi hat meinen Chef angerufen, um ihm zu sagen, daß du mit Luparεllo noch nicht fertig bist. Mein Chef meint, du wärst mal wieder der übliche Scheißkerl, eine Ansicht, die ich im übrigen teile und dir ja vor ein paar Stunden persönlich darlegen durfte.«
    »Und deswegen rufst du mich an? Danke für die Bestätigung.«
    »Commissario, ich muß dir noch etwas anderes sagen, was ich nach unserem Treffen erfahren habe, als ich wieder ins Büro kam.«
    »Ich stecke bis über beide Ohren in der Scheiße, Anna. Morgen.«
    »Da ist keine Zeit zu verlieren. Könnte interessant für dich sein.«
    »Ich sag' dir gleich, bis eins, halb zwei heute nacht bin ich belegt. Es sei denn, du könntest jetzt sofort vorbeikommen.«
    »Jetzt schaffe ich es nicht. Ich komm' um zwei Uhr zu dir nach Hause.«
    »Heute nacht?«
    »Ja, und wenn du nicht da bist, warte ich eben.«
    »Hallo, Liebling? Ich bin's, Livia. Tut mir leid, wenn ich dich im Büro anrufe, aber…«
    »Du kannst mich anrufen, wann und wo du willst. Was gibt's?«
    »Nichts Wichtiges. Ich habe eben in einer Zeitung vom Tod eines Politikers in deiner Gegend gelesen. Nur eine kleine Pressenotiz, in der es heißt, daß Commissario Salvo Montalbano

Weitere Kostenlose Bücher