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Commissario Montalbano 01 - Die Form des Wassers

Commissario Montalbano 01 - Die Form des Wassers

Titel: Commissario Montalbano 01 - Die Form des Wassers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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und Wegen nach Vigàta führen, die einer nehmen kann, wenn er nicht gesehen werden will, ist der Wagen des Ingegnere ausgerechnet durch das ausgetrocknete Flußbett des Canneto zur Mànnara hinuntergefahren.«
    »Den Canneto hinunter? Aber der ist doch unbefahrbar?«
    »Eben nicht, ich bin den Weg selbst gefahren, und folglich kann es auch jemand anderes geschafft haben. Das Flußbett ist vollkommen trocken. Nur daß bei meinem Wagen jetzt die Stoßdämpfer im Eimer sind. Und da Sie ja nicht wollten, daß ich den Dienstwagen nehme, muß ich jetzt…» »Die zahl' ich dir, die Reparatur. Sonst noch was?«
    »Ja. Genau an der Stelle, wo es aus dem Flußbett des Canneto heraus zum Strand geht, haben die Reifen des BMW Spuren hinterlassen. Wenn wir Dottor Jacomuzzi sofort Bescheid geben, können wir einen Abdruck anfertigen lassen.«
    »Der soll bleiben, wo der Pfeffer wächst, der Jacomuzzi.«
    »Wie Sie befehlen. Brauchen Sie sonst noch was?«
    »Nein, Fazio, komm zurück. Danke.«

Fünf
    Der kleine Strand von Puntasecca, ein Streifen kompakten Sandes, der an einen Hügel aus weißem Mergel grenzte, war um diese Uhrzeit völlig ausgestorben. Als der Commissario ankam, wartete Gegè, eine Zigarette rauchend an sein Auto gelehnt, schon auf ihn. »Steig aus, Salvo«, rief er Montalbano zu, »genießen wir ein bißchen die herrliche Luft.«
    Sie standen eine Weile rauchend nebeneinander, ohne ein Wort zu wechseln. Dann drückte Gegè seine Zigarette aus.
    »Salvo, ich weiß, was du mich fragen willst. Und ich habe mich gut vorbereitet, kannst mich sogar durcheinander abfragen.«
    Bei der gemeinsamen Erinnerung mußten sie lächeln. Sie hatten sich in einer privaten Vorschule kennengelernt, und die Lehrerin war Signorina Marianna gewesen, Gegès fünfzehn Jahre ältere Schwester. Salvo und Gegè waren recht lustlose Schüler, sie lernten die Lektionen auswendig und sagten sie anschließend wie Papageien auf. Es gab aber Tage, an denen sich die Lehrerin nicht mit diesen Litaneien begnügte, sondern durcheinander abfragte, das heißt, ohne die richtige Reihenfolge der Daten zu beachten. Das war zum Heulen, denn da mußte man den Stoff verstanden, logische Zusammenhänge geknüpft haben.
    »Wie geht's deiner Schwester?« fragte der Commissario. »Ich habe sie nach Barcellona Pozzo di Gotto gebracht, da gibt es eine Spezialklinik für Augenleiden. Sieht aus, als würden die regelrechte Wunder bewirken. Sie haben mir gesagt, daß sie zumindest das rechte Auge teilweise wieder hinbekommen.«
    »Wenn du sie siehst, sag ihr alles Gute von mir.«
    »Wird erledigt. Wie gesagt, ich habe mich vorbereitet.
    Schieß los mit den Fragen.«
    »Wie viele Leute hast du an der Mànnara?«
    »Insgesamt achtundzwanzig Nutten und ein paar Strichjungen. Dazu Filippo di Cosmo und Manuele Lo Piparo. Die sind dort, um aufzupassen, daß es keinen Ärger gibt. Du weißt, die kleinste Kleinigkeit reicht aus, und ich habe ausgeschissen.«
    »Alles unter Kontrolle also.«
    »Natürlich. Du kannst dir den Schaden ja ausmalen, der mir, was weiß ich, aus einer Streiterei, einer Messerstecherei oder einer Überdosis entstehen könnte.«
    »Hältst du dich immer noch an die weichen Drogen?«
    »Ohne Ausnahme. Gras, allerhöchstens Kokain. Frag mal die Müllmänner, ob sie am Morgen auch nur eine einzige Spritze finden, frag sie ruhig.«
    »Ich glaube dir.«
    »Und dann sitzt mir Giambalvo, der Chef der Sittenpolizei, im Nacken. Er läßt mich nur gewähren - sagt er -, wenn ich keine Schwierigkeiten mache, wenn ich ihm nicht mit irgendwas Ernstem auf den Sack gehe.«
    »Ich kann ihn schon verstehen, den Giambalvo. Er möchte nicht eines Tages dazu gezwungen werden, die Mànnara zu schließen. Dann würde er all das verlieren, was du ihm unter der Hand zuschiebst. Was zahlst du ihm, ein Monatsgehalt, einen festen Prozentsatz? Wieviel zahlst du ihm?«
    Gegè lächelte. »Laß dich zur Sitte versetzen, dann weißt du's. Mich würde das sehr freuen, dann könnte ich einem armen Schlucker wie dir helfen, der nur von seinem Gehalt lebt und wie ein Lumpensammler rumläuft.«
    »Ich danke für das Kompliment. Und jetzt erzähl mal: Was war los in jener Nacht?«
    »Also, es wird ungefähr so zehn, halb zehn gewesen sein, als Milly, die gerade ihrem Job nachging, die Scheinwerfer eines Autos sah, das mit hoher Geschwindigkeit von Montelusa her am Meer entlang in Richtung Mànnara fuhr. Sie hat einen Riesenschreck gekriegt.«
    »Wer ist diese Milly?«
    »Sie heißt

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