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Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers

Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers

Titel: Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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öffnete sein Auto, stieg ein und brauste davon. Die Haustür hatte er halb offen gelassen.
    »Kommen Sie doch rein, Commissario!«
    Montalbano trat ein. Die junge Frau saß auf dem Klappbett-Sofa, es war zerwühlt, ein Kissen lag auf dem Boden. Sie knöpfte ihre Bluse zu, das lange schwarze Haar fiel ihr offen auf die Schultern, die Mundwinkel waren mit Lippenstift verschmiert.
    »Ich hab aus dem Fenster geschaut und Sie gleich erkannt. Entschuldigen Sie mich einen Moment.«
    Sie stand auf und brachte das Sofa in Ordnung. Sie war so elegant wie beim ersten Mal, als der Commissario sie gesehen hatte.
    »Wie geht’s deinem Mann?«, fragte Montalbano und schaute auf die verschlossene Tür des Hinterzimmers.
    »Wie soll’s dem armen Kerl schon gehen.«
    Als sie fertig aufgeräumt und sich den Mund mit einem Papiertaschentuch gesäubert hatte, fragte sie lächelnd:
    »Trinken Sie einen Kaffee mit mir?«
    »Gern. Aber ich will dir keine Mühe machen.«
    »Ach was! Sie sind echt nicht wie ein Polizist. Setzen Sie sich«, sagte sie und schob ihm einen Holzstuhl hin.
    »Danke. Ich weiß gar nicht, wie du heißt.«
    »Angela. Di Bartolomeo Angela.«
    »Haben meine Kollegen dich schon befragt?«
    »Dutturi miu, ich hab es so gemacht, wie Sie mir gesagt haben, ich hab mir was anderes angezogen, ganz schlampig, und dann hab ich die Liege rübergeschoben, ins andere Zimmer. Aber es hat alles nichts geholfen. Sie haben das ganze Haus auf den Kopf gestellt, sie haben sogar unter dem Bett gesucht, wo mein Mann drinliegt, sie haben mich vier Stunden lang Sachen gefragt, sie haben im Hühnerstall gesucht, meine Hühner sind weggelaufen, sie haben drei Körbe Eier kaputtgemacht … Und dann war da einer, so ein widerlicher Dreckskerl, Entschuldigung, als wir allein waren, hat der das ausgenutzt.«
    »Was heißt ausgenutzt?«
    »Er hat mir an die Brust gefasst. Irgendwann hab ich’s nicht mehr ausgehalten und hab angefangen zu weinen. Ich hab immer wieder gesagt, dass ich der Nichte vom Dutturi Mistretta doch nie was tun würde, weil mir der Doktor kostenlos Medikamente für meinen Mann gibt, aber es hat nichts geholfen, die wollten nichts davon hören.«
    Der Kaffee schmeckte ausgezeichnet.
    »Angila, du musst jetzt mal versuchen, dich genau zu erinnern.«
    »Für Sie mach ich das gern.«
    »Du hast doch gesagt, dass eines Nachts, nachdem Susanna entführt worden war, hier ein Auto ankam und du dachtest, es sei ein Freier?«
    »Ja.«
    »Kannst du jetzt, wo alles vorbei ist, in Ruhe überlegen, was du gemacht hast, als du das Motorengeräusch gehört hast?«
    »Hab ich Ihnen das nicht gesagt?«
    »Du hast gesagt, du wärst aufgestanden, weil du dachtest, es wäre ein Freier.«
    »Ja.«
    »Aber einer, der sich nicht angemeldet hatte.«
    »Ja.«
    »Du bist also aufgestanden, und was hast du dann gemacht?«
    »Ich bin hier rein und hab Licht gemacht.«
    Das war das Detail, nach dem der Commissario gesucht hatte. Demnach hatte sie also auch etwas gesehen und nicht nur gehört.
    »Moment. Welche Lampe war das?«
    »Die draußen, die über der Tür, die beleuchtet den ganzen Platz vor dem Haus, wenn es dunkel ist. Als mein Mann noch gesund war, haben wir im Sommer draußen gegessen. Schauen Sie, da drüben ist der Lichtschalter.«
    Sie zeigte hin. Er war an der Wand zwischen der Haustür und dem kleinen Fenster.
    »Und dann?«
    »Dann hab ich aus dem Fenster geschaut, das war halb offen. Aber da hatte das Auto schon gewendet, ich hab’s gerade noch wegfahren sehen.«
    »Kennst du dich mit Autos aus, Angela?«
    »Ich?!«, rief sie. »Da hab ich keine Ahnung!«
    »Aber du hast dieses Auto doch von hinten gesehen, hast du gerade gesagt.«
    »Ja.«
    »Kannst du dich an die Farbe erinnern?«
    Angela dachte eine Weile nach.
    »Ich weiß es nicht, Commissario. Es kann blau gewesen sein oder schwarz oder dunkelgrün … Aber eins weiß ich sicher: Es war keine helle Farbe.«
    Jetzt kam die schwierigste Frage.
    Montalbano holte Luft und fragte. Angela wunderte sich, dass sie nicht vorher daran gedacht hatte, und antwortete:
    »Ja. Stimmt!«
    Dann machte sie ein verwirrtes, erstauntes Gesicht.
    »Aber … was hat …?«
    »Gar nichts«, beruhigte der Commissario sie rasch. »Ich habe nur gefragt, weil das Auto, das ich suche, ganz ähnlich aussieht.«
    Er stand auf und reichte ihr die Hand.
    »Auf Wiedersehen.«
    Angela stand ebenfalls auf.
    »Möchten Sie ein ganz frisches Ei?«
    Bevor der Commissario antworten konnte, hatte sie schon eines aus

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