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Commissario Tron 5: Requiem am Rialto

Commissario Tron 5: Requiem am Rialto

Titel: Commissario Tron 5: Requiem am Rialto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Remin
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und
grinste. «Sie werden das Vergnügen haben, Oberst Stumm
von Bordwehr im Palazzo Tron zu
begrüßen.»
    «Was bedeuten
könnte», sagte Tron, nachdem er diese Nachricht verdaut
hatte, «dass man in der Kommandantura beschlossen hat, das
Kriegsbeil zu begraben.»
    Spaur senkte
zustimmend den Kopf. «So sehe ich das auch,
Commissario.»
    Dann griff der
Polizeipräsident demonstrativ nach dem Bericht, der immer noch
vor ihm lag, und beförderte ihn — klatsch! — auf
die Ablage neben seinem Schreibtisch, zum Stapel anderer,
wahrscheinlich nie gelesener Akten. Fall erledigt sollte das
heißen. Darauf folgte ein weiterer Schluck aus der
Kaffeetasse und anschließend ein präsidiales Kopfnicken
— das Signal, dass die Unterredung beendet
war. 
    Tron stand auf,
während Spaur ungeniert die Schublade öffnete und eine
Flasche Cognac herauszog, um seinen Kaffee aufzuhübschen. Als
er auf den Flur trat, hatte er immer noch den Geruch von Spaurs
Herrenparfum in der Nase, eine Mischung von Ambra und Veilchen,
bestimmt ein Geschenk von Signorina Violetta.

52
    Er betrat die Piazza
von der Westseite durch die Alea Napoleónica, ein
mittelgroßer, unauffälliger Mann in einem schwarzen
Radmantel. Die bautta vor seinem Gesicht ließ
darauf schließen, dass er sich amüsieren wollte,
vielleicht sogar auf ein galantes Abenteuer aus war. Jetzt, am
frühen Abend, war die Piazza voller Menschen, und die meisten
waren bereits für die Nacht gerüstet, indem sie Masken
trugen, Halbmasken, Schnabelmasken, die Damen Perücken, die
Herren schwarze Dreispitze, an der Seite die obligatorischen
Kavaliersdegen.
    Eine
Fächerhändlerin näherte sich ihm, dann ein
schwarzgekleideter Mann, der seinen Mantel öffnete und ein
halbes Dutzend obszöner Fotografien entblößte, die
am Innenfutter befestigt waren. Beide verscheuchte er mit einer
Handbewegung. Er passierte Stände von Frittolini- und
Maronenverkäufern, dann solche, an denen moleche angeboten wurden, Taschenkrebse,
die lebend in siedendes Öl geworfen wurden. Unter den Arkaden
der Neuen Prokurazien sah er die a giorno erleuchteten Fenster
des Florian, auf der anderen Seite die Fenster des Quadri, davor
die unvermeidlichen Gruppen kaiserlicher Offiziere, die sich in
ihren weißen Mänteln vom Dunkelgrau des Nebels
abhoben.
    Denn heute Nachmittag
war das Wetter umgeschlagen. Niedrige, zerfaserte Wolken hatten
sich über der östlichen Lagune gebildet, sich später
zu einer kompakten Decke zusammengeschlossen, und mit dem Einbruch
der Dunkelheit war die berüchtigte venezianische nebbia über die Stadt
gekommen. Jetzt lag der Nebel wie ein grauer, luftiger Brei auf der
Piazza und schickte sich bereits an, die Gasbeleuchtung zu
verschlingen.
    Gut so, dachte er. Die
Vorstellung, dass der Nebel die Stadt noch ein paar Tage in seiner
Gewalt haben würde, gefiel ihm. Nicht dass das auch nur eines
seiner Probleme gelöst hätte. Aber dichter,
lähmender Nebel könnte die Dinge noch ein wenig in der
Schwebe halten — vielleicht so lange, bis ihm etwas
Überzeugendes eingefallen war.
    Dass er die Stadt
nicht verlassen hatte — er hätte noch in der Nacht den
Dampfer nach Triest nehmen können —, war
möglicherweise ein Fehler gewesen. Sich mit genügend
Bargeld und auch ein wenig Schmuck zu versorgen hätte ihn vor
kein Problem gestellt. Er wusste, wo beides verwahrt wurde. Den
Diebstahl würde man erst am nächsten Morgen bemerken, und
es würde dann noch ein paar Stunden dauern, bis der Verdacht
auf ihn fiel.
    Das Tier in ihm, dem
er seine fatale Lage verdankte, hatte sich schweigend vor seinen
Problemen zurückgezogen. Er hatte ohnehin nicht damit
gerechnet, dass er, wenn es hart auf hart kam, auf seine Hilfe
zählen konnte. Aber kam es jetzt wirklich hart auf hart? Ja,
wahrscheinlich. Die paar Worte, die er vor zwei Tagen gesagt hatte,
dieser unbedachte Halbsatz, waren der Strick, an dem er baumeln
würde, falls ihm nicht bald etwas einfiel. Lächerlich,
dachte er, dass ausgerechnet er einen solch albernen Fehler
begangen hatte.
    Er hatte den Campanile
passiert und wandte sich, ohne ein bestimmtes Ziel zu haben, nach
rechts. Als er auf den Molo zuging, drückte ein Wind
vom Bacino
di San Marco her eine neue Nebelbank auf die
Piazetta, eine dunkelgraue, luftige Lawine, die langsam zwischen
dem Dogenpalast und der Marciana in Richtung Piazza trieb. Er
schätzte, dass die Sicht inzwischen höchstens drei Meter
betrug. Wenn die nebbia anhielt — angeblich hatte es
Winter gegeben, in

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