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Commissario Tron 5: Requiem am Rialto

Commissario Tron 5: Requiem am Rialto

Titel: Commissario Tron 5: Requiem am Rialto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Remin
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klappte das Messer
zu, machte ein paar schnelle Schritte in die Nebelwand hinein und
konnte förmlich spüren, wie sich der Vorhang der nebbia hinter ihm schloss.
War sie aufgesprungen? Folgte sie ihm? Nein, das hätte er
gehört. Offenbar hatte sie genug Verstand, ihn nicht zu verfolgen und sich
auf ihre Schreie zu beschränken. Piazzetta und Molo waren
trotz des dichten Nebels nicht menschenleer, aber es würde
mindestens zehn Minuten dauern, bis die Polizei
auftauchte.
    Natürlich rannte
er nicht. Er ging nicht einmal besonders schnell. Als er vor sich
die Kaimauer erkannte und die Gondeln sah, die im Wasser
dümpelten, blieb er stehen. Nach kurzem Nachdenken wandte er
sich nach links. Ein ausgiebiger Spaziergang auf der Riva degli
Schiavoni, bis hin zum Arsenale und zurück, würde jetzt
genau das Richtige sein. Bereits auf dem Ponte della Paglia fiel
ihm die Lösung für sein Problem ein.

53
    Die gebratene Wachtel
wurde heute Abend mit radicchio alla
griglia serviert, und wie immer war die
Qualität der Küche im Palazzo Balbi-Valier makellos.
Allerdings hatte sich Tron - ebenfalls wie immer — mit dem
Hauptgang zurückgehalten, um noch genug Appetit für das
Dessert aufzubringen, das bereits auf der Anrichte in einem Bett
aus zerstoßenem Eis auf ihn wartete. Diesmal handelte es sich
um einen Fruchtsalat aus Ananas und einer exotischen Birne, die
sich Mango nannte und — so die
Principessa — als luxuriöse Beifracht auf englischen
Teeclippern nach Europa gebracht wurde.
    Nachdem Moussada und
Massouda abgeräumt und den Obstsalat in kleinen Silberschalen
serviert hatten, war Tron aufgestanden, ans Fenster getreten und
hatte es eine Handbreit geöffnet. Normalerweise sah man bei
Dunkelheit die erleuchteten Fenster der gegenüberliegenden
Palazzi und die kleinen Buglichter der Gondeln auf dem Canalazzo.
Doch das Einzige, was Tron heute sah, war ein dunkelgraues Nichts,
eine luftige und zugleich merkwürdig kompakt wirkende feuchte
Masse, die aus Myriaden von mikroskopisch kleinen
Wassertröpfchen bestand. Tron streckte die Hand nach
draußen, wedelte ein paarmal in diesem grauen Nichts hin und
her, und sofort waren seine Finger von einer unangenehmen, fast
klebrigen Feuchtigkeit überzogen. Er kannte diese Art von
Nebel gut genug, um zu wissen, dass jetzt keine Züge und
Dampfer mehr verkehrten. Was bedeutete, dass die Stadt, solange
die nebbia anhielt, von der Außenwelt
abgeschnitten war. Wenn Julien es versäumt hatte, den
Raddampfer nach Triest zu nehmen, saß er jetzt in der
Falle. 
    An den Tisch
zurückgekehrt, stellte Tron fest, dass sich sein Appetit auf
den Fruchtsalat in Grenzen hielt. Das war beängstigend und
vermutlich, dachte er, auf den deprimierenden Bericht
zurückzuführen, den er der Principessa während des
Essens gegeben hatte. Die war seinen Worten allerdings mit
großer Fassung gefolgt. Ob daraus zu schließen war,
dass sie inzwischen nicht mehr ganz so felsenfest von der Unschuld
Juliens überzeugt war? Tron wusste es nicht, und er
hütete sich, die Principessa direkt danach zu
fragen.
    «Hat dich Spaurs
Reaktion überrascht?», wollte sie jetzt wissen, nachdem
er wieder am Tisch Platz genommen hatte.
    Tron schüttelte
den Kopf. «Eigentlich nicht. Für ihn ist der Fall mit
Juliens Flucht erledigt. Was mich erstaunt hat, war die lahme
Reaktion Stumms.»
    Die Principessa
runzelte die Stirn. «Du meinst, Juliens Flucht kommt ihm
entgegen?»
    «Es sieht ganz
so aus», sagte Tron.
    «Was könnte
das bedeuten?»
    «Dass er
entweder selbst in die Geschichte verwickelt ist oder jemanden
deckt.»
    «Den Comte de
Chambord?»
    «Bossi hat die
Stimme des Comtes nicht wiedererkannt. Aber er hat mir heute
mitgeteilt, dass er sich nicht ganz sicher gewesen
ist.»
    «Was habt ihr
jetzt vor?», fragte die Principessa.
    Tron häufte sich
eine weitere Portion Mangosalat auf den Teller und gab ein wenig
Schlagsahne mit zerstoßenem Sahnebaiser hinzu. «Alibis
überprüfen», sagte er. «Wir müssen
herausfinden, wo sich der Comte de Chambord und der Oberst zu den
jeweiligen Tatzeiten aufgehalten haben. Das wird nicht einfach
sein, zumal wir offiziell mit dem Fall nichts mehr zu tun
haben.»
    «Wird der Oberst
trotzdem auf den Ball kommen?»
    «So habe ich ihn
verstanden.»
    «Und der Comte
de Chambord?»
    «Ebenfalls», sagte
Tron. «Genauso wie Spaur. Es werden also außer Julien
alle versammelt sein.» Ein Stück Mullbinde hatte sich
aus dem Verband gelöst und hing jetzt auf den Kragen

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