Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils
nicht mehr. Es lag in seinem Stall am Boden. Als MorningLightMountain die Transmissionssequenzen durchging, stellte es fest, dass eine davon das AlienMotile zucken ließ. Es hob seine dicke Sensorbirne. MorningLightMountain fing eine Serie von Antworten aus dem eingebauten Transceiver-Prozessor auf, die von dem Prozessor, mit dem MorningLightMountain verbunden war, automatisch bestätigt wurden. Das AlienMotile erhob sich und starrte auf die Gerätschaften, mit denen MorningLightMountains Motile experimentierten. Es stieß einen kurzen Schwall von Geräuschen aus, dann wandte es sich den Immotilen hinter der Kristallwand zu. Sein Transceiver-Prozessor emittierte eine lange, mehrere Millisekunden dauernde Serie binärer Impulse. Eine ganze Reihe eingebauter Befehlsroutinen in MorningLightMountains Gerät aktivierte sich unvermittelt, öffnete neue Verbindungen und schloss andere. Das Immotile beobachtete hilflos mit Hilfe seines Resonanzverstärkers, wie sich die Prozessoreinheit abschaltete. Sämtliche primären Quantenleitungsroutinen, aus denen das Geflecht von Verknüpfungen bestand, wurden ausgesperrt. Schlimmer noch, die Binärsequenzen, mit deren Hilfe der Befehl zur Abschaltung übertragen worden war, basierten auf einer Primzahlverschlüsselung – so viel konnte MorningLightMountain feststellen. Leider waren die meisten Primzahlen jenseits seiner mentalen Rechenkapazität. MorningLightMountain konnte den Befehl nicht rückgängig machen.
In seinem Stall streckte das AlienMotile eine der oberen Extremitäten aus und deutete auf die Immotilen hinter der Kristallwand. Es verdrehte die Extremität, ballte die Greifer und streckte den mittleren senkrecht in die Höhe. MorningLightMountain wusste, dass es eine Geste der Herausforderung war, ganz gleich, wie fremd diese Spezies auch sein mochte. Es benutzte seinen eigenen Transmitter und wiederholte die Sequenz, die das AlienMotile vorhin zum Zusammenzucken gebracht hatte. Diesmal gab es keine Reaktion.
Neue und andere Symbole tauchten in dem visualisierten Würfel auf, als MorningLightMountain zusätzliche Signalfunktionen aktivierte. Wenigstens dies war von der Transmission des AlienMotilen nicht beeinträchtigt worden. Doch ohne Kenntnis der Bedeutung, die sich hinter den Funktionen verbarg, konnte das Immotile nicht mit einer Übersetzung beginnen. Seine Chancen, eine Kommunikation mit dem AlienMotilen zu etablieren, waren um ein Beträchtliches gesunken.
Das Immotile ging seine schwindenden Optionen durch. Es gab nur noch zwei Quellen von Wissen, was die Aliens anging und die Dinge, die sich außerhalb des PrimeSystems ereigneten: das Gehirn das AlienMotilen und sein elektronischer Informationsspeicher. MorningLightMountain hatte eindeutige Beweise dafür, dass sich das AlienMotile jedem Versuch einer Kontaktaufnahme und jeder Extraktion von Informationen aus seinem Gehirn widersetzen würde. Und das kleinere AlienMotile hatte, als es begriff, was geschah, augenblicklich seinen gesamten Informationsspeicher gelöscht. Logischerweise mussten die Informationen in diesem Speicher wertvoll sein.
Ein SoldatenMotiles hob den Arm und schoss dem AlienMotilen ein Hochgeschwindigkeitsprojektil mitten durch die dicke Sensorbirne. Rote Nährflüssigkeit und klebrige Fetzen von grauem Fleisch sowie Knochen flogen auseinander und besudelten Decke, Boden und Wände des Stalls.
Das zweite tote AlienMotile wurde auf die Untersuchungsliege mit den Scannerapparaturen darüber gebracht. Klammern hielten es an Ort und Stelle, als MorningLightMountain die elektronischen Systeme lokalisierte, die unterhalb des Gehirns im Gewebe eingebettet waren. Sie waren intakt – der Schuss des SoldatenMotilen war perfekt gezielt gewesen. Die Motilen machten sich daran, die Systeme zu extrahieren.
Diesmal war der elektronische Speicher nicht gelöscht.
MorningLightMountains vorläufige Analysen ergaben, dass die Informationen im Speicher durch eingebaute Zugriffsregeln geschützt waren, welche Aktivierungssequenzen von noch höherer Komplexität erforderten als diejenigen, mit denen das zweite AlienMotile zuvor den Transceiver-Prozessor abgeschaltet hatte.
Das winzige Gerät wurde in das Elektroniklabor gebracht und ins Innere eines Quanteninterface-Detektors gelegt. Es dauerte lange Zeit, die gespeicherten Informationen Block für Block auszulesen. Wochen später war die gesamte Sequenz in MorningLightMountains Erinnerungen gespeichert.
Gleichzeitig zum Prozess des Auslesens hatte
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