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Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils

Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils

Titel: Commonwealth-Saga 2 - Die Boten des Unheils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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für eine Zivilisation von dieser Größe war das Wurmloch viel zu offensichtlich ein Notprojekt. Ein Akt der Verzweiflung. Wilson war absolut sicher, wohin es sie schließlich bringen würde, doch der Grund dafür war ihm schleierhaft. Was wollten sie im Commonwealth?

    Es war eine erstaunliche Landschaft. Nichts, das man nicht auf irgendeiner H-kongruenten Welt hätte finden können, nur alles wenigstens zwanzig Prozent größer. Höhere Berge, tiefere Täler, breitere Flüsse, größere Ebenen. Selbst der Himmel schien größer, auch wenn das möglicherweise am völligen Fehlen von Wolken während des längeren Tages lag.
    Was Ozzie ins Grübeln brachte war, mit was für einer Fauna sie es hier wohl zu tun bekommen würden. Ratten von Hundegröße? Hunden von Pferdegröße? Wie groß mochten erst die Elephanten sein? Wie Dinosaurier?
    Sie waren inzwischen seit acht Tagen hier, und bisher war ihnen nicht einmal eine Stechmücke begegnet. Die Pflanzen entsprachen nicht ganz der Szenerie: Sie waren ohne Ausnahme langweilig. Das Gras sah welk aus. Die Büsche waren kugelförmig mit winzigen, so dicht verflochtenen Blättern, dass es aus der Ferne aussah wie eine durchgehende Membran. Die Bäume besaßen eine einfache konische Symmetrie mit dunkelgrünen, fingergroßen Blättern. Die Botanik war offensichtlich im Gegensatz zur Geologie nicht sonderlich abenteuerlich. Tatsächlich hatte Ozzie seit ihrer Ankunft noch nicht eine einzige Blume gesehen. Vielleicht hatte die Evolution das Konzept der Bestäubung umgangen. Oder vielleicht gab es keine Insekten, die Blüten hätten bestäuben können.
    Tochee jedenfalls war das farbenprächtigste Wesen auf dem gesamten Planeten. Das große Alien hatte sich rasch von seinen Erfrierungen erholt, nachdem sie von der Welt der Eiszitadelle entkommen waren und über die neuen Pfade wanderten. Seine gummiartigen Fortbewegungskämme waren fast völlig verheilt. Einer der Pfade auf den drei Planeten, die sie seither durchwandert hatten, hatte in einer tropischen Zone gelegen. Tochee hatte es dort wirklich gefallen. Die kleinen verschrumpelten Auswüchse in seiner braunen Haut waren zu farbenprächtigem Leben erwacht und erinnerten nun an gefiederte Farnblätter, deren lebhafte Pigmentierung ihn umgab wie ein seidiger, fließender Umhang. Wellen aus Purpur, Orange, Türkis und Smaragd überzogen bei jeder noch so geringen Luftbewegung seinen Rumpf.
    »Er sieht aus wie ein pelziger Regenbogen«, hatte Orion bemerkt, als die Büschel angefangen hatten zu wachsen.
    Der Knabe war inzwischen ebenfalls munterer geworden. Viel von seiner früheren Zuversicht war zurückgekehrt, und sie wurde mit jedem Schritt stärker, den sie zwischen sich und die Eiszitadelle brachten.
    Ozzie wartete insgeheim bereits darauf, dass Orion anfing zu fragen, ob sie endlich da wären – was angesichts der gegenwärtigen Umstände eine Frage war, die er unmöglich beantworten konnte. Die Silfen-Pfade waren auf den Welten, die sie durchwandert hatten, einigermaßen deutlich zu erkennen gewesen, und der kleine Freundschaftsanhänger hatte ihnen ein paar Mal weitergeholfen, als Ozzie sich nicht sicher gewesen war. Doch bis jetzt waren sie nur durch Gegenden gekommen, wo die Bäume in den Wäldern dicht standen und lediglich ein oder zwei Täler oder Hügel die Grenzen markierten.
    Diese Welt war anders. Sie waren unter den Bäumen hervor gekommen und hatten vor sich eine weite, hügelige Ebene erblickt. Der Wald hinter ihnen füllte ein V-förmiges Tal; es gab nur den einen Pfad hindurch, am Ufer eines Wildbachs entlang, der gurgelnd durch die Talsohle sprudelte und plätscherte. Also waren sie dem Bach gefolgt. Wie sich herausstellte, war er einer von zahlreichen Quellflüssen, die einen mächtigen Strom speisten, welcher die Ebene vor ihnen teilte.
    Während fünf Tagen, in denen sie ständig weiter gewandert waren, hatten sie zahlreiche ähnliche Wälder in steilen Tälern gefunden, doch aus keinem davon hatte ein Pfad der Silfen geführt. Die Bäume trugen essbare Früchte, kugelrund und von Melonengröße mit einem faserigen Fruchtfleisch, das nach mehligen Äpfeln schmeckte. Es schien eine Konstante zu sein auf den Welten, die durch die Pfade der Silfen untereinander verbunden waren: Nichts Essbares besaß einen kräftigen Geschmack.
    Orion schlug die Früchte mit einem dicken Stock von den Ästen, und manchmal hielt Tochee ihn in seinen Tentakeln in die Höhe, damit er die Früchte an den höheren Zweigen

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