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Computer der Unsterblichkeit

Computer der Unsterblichkeit

Titel: Computer der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Clifton , Frank Riley
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»Aber ich hätte es wohl wissen sollen. Wie Joe damals so schnell den Kode kapierte, als wir auf dem Jahrmarkt – Ich dachte, er hätte vielleicht einen Tick oder was. Ich wußte nicht, daß er ein Gehirnmensch ist.«
    Joe schaute Hoskins an und unterdrückte ein Lächeln. »Sehen Sie jetzt, was ich vorhin meinte, Doktor?« fragte er. »Carney wäre es ganz recht, wenn ich einen Tick hätte. Aber einen ausgebildeten Geist zu haben – das ist etwas, womit man sich Feindschaft zuziehen kann.«
    »Aber du bist keiner von unserer Sorte, Joe«, argumentierte Carney hitzig. »Du gehörst nicht zu uns. Und du hast mich übers Ohr gehauen.«
    Die Hilfe kam von einer unerwarteten Seite und ohne Joes Zutun.
    »Wer sind wir, Carney«, fragte Mable, »daß wir mit dem Finger auf andere Leute zeigen?«
    »Aber diese Brüder hier sind diejenigen, die die Maschine erfunden haben, mit der man die ganze Welt in die Luft jagen kann, Mable«, rief Carney erregt. »Sie haben sich dieses Ding ausgedacht, das alle Leute zu Sklaven machen wird, wenn es die Welt regiert. Sie haben Bossy gebaut!« Er warf einen furchtsamen Blick zum Werkstattraum. »Ich wette, das Ding, was sie da hinten stehen haben, ist Bossy und überhaupt keine Druckerpresse! Diese Leute wollen die Menschheit von der Erde vertilgen, und wir helfen ihnen noch dabei!«
    Billings und Hoskins wollten gegen die Unterstellungen protestieren, die Carney den wilden Schlagzeilen der Boulevardpresse nachplapperte, doch Joe brachte sie mit einem warnenden Blick zum Verstummen. Sollte Carney nur seinen Dampf ablassen. Man konnte einem Mann nicht mit Vernunft beikommen, solange er vor Wut kochte. In solchen Augenblicken waren seine Vorurteile am stärksten.
    Nur Mable schien fähig, den Konflikt beizulegen.
    »Ich habe immer gesagt«, erklärte sie, »daß ein Mensch das tut, was er tun muß. Vielleicht können Joe und die Professoren nichts dafür, daß sie so sind – genauso wenig wie wir dafür können, daß wir so sind, wie wir hier stehen.«
    Joe beobachtete sie aufmerksam. Er wußte jetzt, was er vermutet hatte. Sie eignete sich für den Verwendungszweck, den er Bossy zugedacht hatte. Es war klug gewesen, daß er sich für dieses Viertel der Gestrandeten entschieden hatte. Nur hier, unter den Opfern einer zu selbstgerechten, heuchlerischen Gesellschaft, waren jene zu finden, die noch nicht in albernem Prestigedenken und überheblicher Voreingenommenheit erstarrt waren.
    »Wir haben nicht das Recht, zu urteilen, Carney.« Mable stand da, eine formlose Gestalt in ihrem alten roten Pullover und dem fleckigen schwarzen Rock. Ihre geschwollenen Füße waren einen Meter voneinander entfernt auf den Boden gepflanzt. Die geröteten Gelenke ihrer rheumatischen Finger öffneten und schlossen sich schmerzhaft. Die Maske des Make-up auf ihrem Gesicht, aufgelegt, um die Linien der Schmerzen und des Alters zu verdecken, konnte ihre wahre Qualität nicht verbergen. Mable war ein großartiger Mensch.

6
     
     
    Fast eine Woche lang ging Joe nach Möglichkeit jedem aus dem Weg, damit die Gemüter sich beruhigen und normale Beziehungen wiedererstehen konnten. Er wußte, daß Billings und Hoskins viele lange Gespräche über seine psionische Fähigkeit führten und Hoskins sich allmählich mit dem Gedanken abfand, daß Billings doch nicht einem Schwindel aufgesessen war.
    »Ich denke«, sagte Billings einmal, »wir müssen bereit sein, über die gegenwärtigen Grenzen der Physik hinauszugehen, um Joes telepathische Begabung zu verstehen. Wir müssen uns von der Vorstellung frei machen, daß ein Ding Räder haben muß, um als wissenschaftlich anerkannt zu werden. Ich persönlich zweifle nicht daran, daß die Antwort in einer energetischen Ordnung zu suchen ist, die noch nicht erforscht wurde. Wir dürfen uns nicht mit dem papageienhaften Nachplappern der Worte von Einsteins Koordinatensystemen zufriedengeben, sondern wir müssen in den Kategorien der echten praktischen Anwendbarkeit denken.«
    »Ich wüßte nicht, wie das in diesem Fall getan werden sollte«, bemerkte Hoskins.
    »Das Auge ist nichts als ein Zellmechanismus, der von den Energiewellen aktiviert wird, die wir Licht nennen«, dozierte Billings. »Der Enzephalograph zeigt, daß das Gehirn seine eigenen Energieströme hat. Irgendein unbekannter Teil von Joes Gehirn könnte durch einen Mutationssprung so verändert worden sein, daß er dieses Energiefeld aktiviert und Gedanken unmittelbar erfassen kann, wie das Auge Licht erfaßt.

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