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Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Prolog
     
    Nottingham Castle, Oktober 1330
     
    D as sieht dem Bengel ähnlich«, knurrte Richard de Bury. »Wo bleibt er nur?«
    Der alternde Gelehrte zog seinen feinen Wollmantel fester um sich und warf einen nervösen Blick zur schwarzen Burgmauer hinauf, an deren Fuß der kalte Herbstwind besonders schneidend zu pfeifen schien.
    »Er wird schon kommen«, sagte William Montagu beschwichtigend. Er ging ein paar Schritte auf und ab, um sich warm zu halten.
    »Herrgott, steht doch um Himmels willen still, Montagu, Euer Scheppern weckt ja die Toten auf.«
    Montagu unterdrückte ein Seufzen und trat wieder zu ihm. »Ihr meckert wie ein altes Weib, Doktor. Niemand dort oben kann meine Rüstung hören bei dem Wind. Außerdem stehen die Wachen auf der Ostseite.«
    »Woher wollt Ihr das wissen?«
    »William Elland, der Kastellan, hat es gesagt.«
    Bury brummte verächtlich. »Dann lasst uns hoffen, dass er die Wahrheit gesagt hat und kein doppeltes Spiel treibt.«
    Montagu schüttelte den Kopf. »Er ist dem König ebenso ergeben wie Ihr und ich.«
    »Dann wird er ebenso hängen wie Ihr und ich«, versetzte Bury gallig. »Lieber Gott im Himmel, warum muss ausgerechnet ich diese Torheit begehen? Ich wünschte, du hättest mich heute Nacht an einen anderen Platz gestellt. Dieser Irrsinn kann nicht gelingen; ich habe von Anfang an gesagt, es ist aussichtslos.«
    »Umso mehr ehrt es Euch, dass Ihr dennoch gekommen seid, Sir«, raunte eine leise Stimme aus der Dunkelheit. Im nächsten Moment glitt ein Schatten neben sie, eine große, dunkle Gestalt in einem wallenden Mantel. Als er vor ihnen stand, erkannten sie das schwache Schimmern seiner Rüstung.
    Die beiden Männer verneigten sich.
    »Wann wirst du lernen, pünktlich zu einer Verabredung zu kommen, Edward?«, tadelte Bury. »Pünktlichkeit, mein Junge, ist die Höflichkeit der Könige. Das habe ich dir schon hundertmal gesagt.«
    Der Neuankömmling neigte den Kopf zur Seite und lächelte schwach. »Also will ich es von heute an beherzigen. Seid Ihr bereit?«
    Montagu nickte stumm.
    »So bereit, wie ich je sein werde«, murmelte Bury.
    »Dann lasst uns gehen, ehe Ihr Euren Entschluss ändert, Sir. Geht voraus, Montagu. Der Kastellan sagt, Ihr kennt den Weg.«
    Montagu wandte sich nach links. Er führte sie am verschlossenen Haupttor der Ringmauer vorbei auf die Westseite der gewaltigen Burg, die der normannische Eroberer William auf den felsigen Hügeln über der Stadt Nottingham erbaut hatte. Unter sich sahen sie im Mondschein ein schwarzes, schimmerndes Band: den Trent.
    Die Felsen, die aus der Ferne so massiv und ehern wirkten, waren in Wirklichkeit von Höhlen und tiefen Spalten zerklüftet. Montagu führte seine beiden Begleiter einen schmalen Grat entlang, dann kletterten sie einen kurzen, steilen Hang hinab – kein ungefährliches Unterfangen bei der Finsternis, aber schließlich standen sie alle drei wohlbehalten am Eingang der mittleren von drei nebeneinander liegenden Höhlen mit beinah kreisrunden Öffnungen.
    »Hier muss es sein«, raunte Montagu.
    Allenthalben schoben sich eilige Wolken vor den fast vollen Mond. Doch Montagu hatte scharfe Augen, die sich längst auf das schwache Licht eingestellt hatten, und er erkannte das krude Löwenbildnis, welches gleich am Höhleneingang in den Fels geritztwar, weil er wusste, dass es da sein musste. »Hier ist das Zeichen, das der Kastellan uns gemacht hat. Nicht gerade ein begnadeter Künstler. Doch dies ist die richtige Höhle.«
    Sie betraten die niedrige Felsenkammer, und Bury fischte seinen Feuerstein und Zunder aus dem Beutel und entzündete die Fackel, die er trug. Die unruhige Flamme warf unheimliche Schatten an die rauen Wände, aber kein Getier kreuchte und fleuchte, wie der junge Edward insgeheim befürchtet hatte. In der gegenüberliegenden Wand befand sich eine schmale Öffnung, gerade breit genug, dass ein Mann sich hindurchzwängen konnte. »Der Geheimgang«, bemerkte Bury zufrieden.
    Edward zog sein Schwert. Er verharrte noch einen Augenblick, und Bury sah, dass er die freie Linke zur Faust geballt hatte.
    »Himmlischer Vater, steh mir bei«, murmelte der junge Mann. »Denn es ist mein Recht .«
    Dann beugte er sich vor und betrat vor seinen beiden Begleitern den niedrigen Gang.
    Der Tunnel führte zuerst geradeaus, machte dann eine scharfe Rechtsbiegung und schlängelte sich aufwärts. Er war so schmal, dass sie mit den Schultern an den Wänden entlangstreiften, und Edward und Montagu mussten ein wenig

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