Conan der Barbar
Dunst auftauchten, rief er ihnen zu: »Schnell, hierher, ehe das Feuer sich weiter ausbreitet und uns den Rückweg abschneidet!«
Sie hasteten die schmale Treppe hinunter und kamen schließlich wieder in die riesige Höhle, wo die Familien der affenähnlichen Diener Thulsa Dooms hausten. Als sie gerade die Brücke zu dieser Höhle überquert hatten, stürmte ein Trupp Wächter heraus, vermutlich, um das Feuer zu löschen. Im letzten Augenblick konnten sie sich noch hinter einer größeren Felsnadel verstecken. Zwischen Wand und Stalagmiten schlichen sie unbemerkt durch die Höhle. Valeria und Subotai voraus, Conan mit seiner bewußtlosen Last hinterher. Ungehindert erreichten sie den Spalt ins Freie. Und die ganze Zeit pochten die Trommeln ihr Doom! Doom! Doom!
Weit hinter ihnen, wo sich einst der Lustgarten im Berg befunden hatte, erlosch allmählich das Feuer und das Chaos legte sich. Die erschöpften und teils stark versengten Tiermenschen, die das Feuer bezwungen hatten, bildeten eine Gasse und blieben mit demütig gebeugten Köpfen stehen, als Thulsa Doom aus dem Festungsinnern schritt. Er trug eine prächtige Rüstung, und sein Kopf hatte wieder Menschenform angenommen. Die Augen funkelten vor unbeherrschbarem Grimm. Der Führer des Tiermenschentrupps trat vor und salutierte.
»Set sei gedankt, daß Ihr lebt, Meister!« sagte er. »Wir wußten, daß unser Gott Euch beschützen würde!«
Der Oberpriester dankte mit einem flüchtigen Nicken. Doch dann blickte er sich um, und die Wut in seinen Augen brannte noch heißer, als er fragte: »Wo ist Prinzessin Yasimina? Weshalb heißt sie mich nicht willkommen?«
Ein Schutthaufen bewegte sich, ein Ächzen war zu vernehmen. Auf Dooms Befehl räumten die Wachen die Fliesentrümmer, das verkohlte Holz der Deckenbalken und die geborstene Malachitsäule zur Seite und halfen Rexor hoch. Blutend und blau und grün geschlagen stand er vor seinem Führer.
Mit wutentbrannter Stimme fragte Doom ihn: »Weißt du, wo die Prinzessin ist?«
»Der Mann – den Ihr kreuzigen – ließet – und andere – sie töteten drei Wächter – und schleppten – sie davon – während ich hilflos unter – der Säule lag!«
»Ungläubige! Assassinen! Totschläger!« zischte der Oberpriester. »Sie haben mein Heiligtum geschändet, haben es entweiht! Dafür werden sie in ihrem eigenen Blute schwimmen! Finde sie, mein guter Rexor, und schaffe sie zu mir, lebend oder tot!«
Rexor salutierte und drehte sich auf dem Absatz um. Seine affenähnlichen Wächter folgten ihm, als er in dem noch immer aufsteigenden Rauch verschwand.
Conan seufzte erleichtert auf, als er sich mit seiner lebenden Bürde durch den Spalt gezwängt hatte, und er den freien Sternenhimmel über sich und den Wasserfall in seiner Nähe sah. Sein Tosen war eine willkommene Abwechslung von dem pausenlosen Trommelschlag in der Höhle.
Die Trennung
Die
Trennung
D IE T RENNUNG
Die frische reine Nachtluft liebkoste die geschundenen und erschöpften Leiber sowohl der Befreier als auch der gegen ihren Willen Befreiten. Eine schwache Brise spielte wie die Finger eines Liebsten mit Prinzessin Yasiminas langem Haar. Sie rührte sich leicht auf des Cimmeriers breiter Schulter.
»Mit ein bißchen Glück haben wir diesen verfluchten Ort hinter uns, ehe sie nach uns zu suchen anfangen.«
»Ich glaube, sie tun es jetzt bereits«, flüsterte Valeria, »nur einstweilen noch in den falschen Korridoren.«
Grimmig schüttelte Conan die schwarze Mähne. »Nein, ich höre das Rasseln ihrer Rüstungen in der großen Höhle. Sie sind uns bereits auf der Spur. Wir müssen uns beeilen.«
Er bürdete sich Yasimina hoch auf den Rücken und zog ihre Arme über seine Schultern. Sie war immer noch nicht ganz zu sich gekommen. »Binde ihre Handgelenke zusammen, Valeria!« bat er. »Ich muß beide Hände zum Hinunterklettern frei haben.«
Die ehemalige Grubenkämpferin öffnete ihren Gürtel und wand ihn um die schlaffen Unterarme der Prinzessin. »Wenn sie deinen Rücken hinunterrutscht, erdrosselt sie dich«, murmelte sie besorgt.
Conan grinste. »Dieses Vergnügen überlasse ich nur dir.« Er beugte die Schultern ein wenig vor und tastete nach dem nächsten Felsvorsprung der gefährlichen natürlichen Treppe, die in die Freiheit führte.
Der Barbar war mit seinem Abstieg noch nicht weit gekommen, als die Prinzessin ihr volles Bewußtsein wiedergewann. Ihre herrlichen Rauschträume machten einer Wirklichkeit Platz, die
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