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Conan der Freibeuter

Conan der Freibeuter

Titel: Conan der Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Sprague de Camp , Lin Carter
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drehte sie in den zitternden Händen, dann setzte er sie sanft auf Thoth-Amons kahlgeschorenen Schädel.
    Das krankhafte Grau von Villagros Gesicht verriet, daß er sich des Verrats seines Verbündeten voll bewußt war. Seine Finger legten sich um den Schmuckdolch an seinem Gürtel. Vielleicht gedachte er, alle Vorsicht außer acht zu lassen und dem knienden Zauberer die Klinge in den Rücken zu stoßen. Doch dann lösten sich seine Finger vom Dolchgriff, als sein Blick sich mit wahrer Besessenheit auf die Kobrakrone neben Thoth-Amon richtete. Er wußte oder glaubte zumindest zu wissen, welche Kräfte ihr innewohnten. Als Zarono sich zurückmeldete, hatte er gesagt:
    »Nach allem, was Menkara mir erzählte und was Thoth-Amon durchblicken ließ, verstärkt die Krone die Kraft menschlichen Geistes und vervielfältigt sie, so daß, wer die Krone besitzt, Seele und Verstand der Menschen beherrscht. Wie Ihr wißt, vermag Menkara, der bestenfalls ein mittelmäßiger Zauberer ist, den Geist einer anderen Person unter seine Kontrolle zu bringen – wie unseren greisen König. Thoth-Amon, ein Zauberer von weit größeren Kräften, kann den Geist mehrerer Menschen gleichzeitig beherrschen. Doch der Träger der Krone vermag, wenn er genau weiß wie, sich durch die Macht der Krone den Geist Hunderter, ja Tausender untertan zu machen. Beispielsweise würde es ihm keine Mühe bereiten, ein ganzes Regiment gegen einen weit überlegenen Gegner zu treiben, bis auch der letzte den Tod gefunden hat. Genauso kann er einen Löwen, eine Schlange oder ein anderes gefährliches Tier benutzen, um einen Feind zu töten.
    Niemand käme gegen den Träger der Kobrakrone an, denn dieser Träger kann weder durch einen Hinterhalt noch ein Attentat getötet werden, da die Krone ihm die Gedanken jener verriete, die es auf sein Leben abgesehen haben. Und keiner kommt in Katapultschußweite an ihn heran, ohne unter seine geistige Kontrolle zu geraten. Sterbliche wie Ihr und ich, o Herr, müssen immer damit rechnen, daß unsere Untergebenen versagen – so wie meine Männer die Prinzessin vom Schiff entkommen ließen. Dergleichen hat Thoth-Amon nicht zu befürchten. Wenn er einen geistigen Befehl erteilt, wird er genau ausgeführt, selbst wenn es dem Beauftragten das Leben kostet.«
    Und jetzt, um Thoth-Amons Anrecht auf den Thron zu besiegeln, setzte Ferdrugo mit eigenen Händen die alte Krone Zingaras auf des Stygiers dunklen Kopf. Deshalb war Thoth-Amon gezwungen gewesen, die Kobrakrone abzunehmen. Darin sah Herzog Villagro seine Chance.
    Mit einer Behendigkeit, die seine Jahre Lügen strafte, riß der Herzog seine Samtkappe vom Kopf und rannte die Stufen des Podiums empor. Da der Zauberer die Kobrakrone im Augenblick nicht trug, warnte nichts ihn vor der Absicht seines bisherigen Verbündeten, bis Villagro die Krone bereits in der Hand hielt und sie auf seinen eigenen Kopf setzte.
    Fast im gleichen Augenblick hörte er den gedämpften Wutschrei Menkaras. Sofort wirbelte der Herzog herum. Der hagere Setpriester kam mit einem Dolch in der knochigen Faust herbeigerannt.
    Kaum saß die Kobrakrone fest auf seinem gefärbten und gelockten Haar, überschlugen die unterschiedlichsten Empfindungen sich schier in seinem Kopf. Ihm war, als fluteten alle unausgesprochenen Gedanken jedes im Saal Anwesenden gleichzeitig in fast betäubendem Wirrwarr in sein Bewußtsein. Da Villagro kein Zauberer war, vermochte er diese Gedanken nicht zu ordnen.
    Verzweifelt konzentrierte der Herzog seine eigenen Gedanken auf den näherkommenden Menkara und streckte seine Finger aus, wie er es bei Magiern gesehen hatte, wenn sie einen Zauber gegen jemand wirkten. Mit aller Willenskraft stellte er sich vor, Menkara fiele nach hinten, wie von einer mächtigen Faust getroffen.
    Tatsächlich endete des Setpriesters Ansturm an der untersten Podiumsstufe. Er taumelte rückwärts. Der Dolch entglitt seinen kraftlosen Fingern.
    Ein grimmiger Schrei ließ Villagro erneut herumwirbeln. Thoth-Amon hatte sich erhoben und umgedreht.
    »Hund! Dafür wirst du sterben!« brüllte der Stygier.
    »Stirb selbst!« schrie Villagro zurück und deutete mit den gespreizten Fingern auf den kraftvollen Stygier.
    Doch selbst mit Hilfe der Kobrakrone war der mächtige Zauberer nicht so leicht zu schlagen – aber nur, weil Villagro aus Mangel an Erfahrung die Krone nicht richtig zu benutzen wußte. Einen angespannten Augenblick lang standen die zwei Männer einander gegenüber und maßen ihre Kräfte.

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