Conan der Schwertkämpfer
ausstoßend, begannen sie zu rennen, ohne auf die Befehle ihrer Häuptlinge zu hören. Die Schlacht wurde zur wilden Flucht. Die Reihen der Pikten verstreuten sich in alle Richtungen; überall sah man sie davonhasten und im Mondschein zwischen den Bäumen verschwinden.
In breiter Front trabten die Reiter durch Sumpfland und Wiese und ritten die Massen der fliehenden Pikten nieder. Die aquilonischen Lanzenträger und Bogenschützen, die hinter der Kavallerie herkamen, stießen mit Lanzen und Dolchen wie Rachegeister um sich. Und die piktische Armee löste sich nun vollends zu einem panikerfüllten Mob auf. Das Antlitz des Mondes, das der Fluß widerspiegelte, war rot vom Blut der Toten und Sterbenden.
Schließlich hielt Conan an und schrie dem Trompeter einen Befehl zu. Auf sein Signal formierten die Schwadronen sich zu Kolonnen und trabten zu dem geschützten Feld zurück, woher sie gekommen waren. Conan wußte, daß die Reiter des Nachts in einem dichten Wald nutzlos waren.
»Verfolgt sie, Glyco!« rief er. »Gebt ihnen keine Chance, sich wieder zu sammeln.«
Glyco winkte ihm zu, daß er verstanden hatte. Er und seine Leute stürmten den fliehenden Pikten in den Wald nach. Conan wendete sein geborgtes Pferd, um wieder an die Spitze der Kavallerie zu reiten. Doch plötzlich drehte sich alles um ihn, und er versank in tiefster Schwärze. Er hatte seinen Kräften alles abverlangt, was sie ihm geben konnten, und mehr.
Glyco und Flavius saßen in Conans Schlafkammer in der Kaserne von Velitrium. Mit einem Kissen im Rücken als Stütze duldete er unfreundlich die Betreuung des Armeearztes. Der alte Sura wechselte den Verband um Conans linken Arm, der vom Handgelenk bis zur Schulter ein Regenbogenmuster von roter, blauer und purpurner Verfärbung aufwies.
»Ich staunte«, sagte Glyco, »wie Ihr mit diesem Arm die schwere Axt mit dem Schädel des Hexers überhaupt noch hochhalten konntet!«
Conan spuckte aus. »Ich tat, was ich tun mußte.« Dann wandte er sich an den Arzt und fragte: »Wie lange wollt Ihr mich noch gewickelt wie einen Säugling hier festhalten, guter Sura? Ich habe viel zu tun.«
»Ein paar Tage guter Pflege werden Euch wieder auf die Beine und zu Euren Pflichten zurückbringen, General«, versicherte ihm der grauhaarige Arzt. »Würde ich Euch schon zuvor aufstehen lassen, wäre mit einem Rückfall zu rechnen.«
Conan knurrte einen barbarischen Fluch. »Wie war der endgültige Ausgang der Schlacht?«
Glyco berichtete: »Als Ihr die Besinnung verlort und von Eurem Pferd stürztet – Laodamas' Pferd, sollte ich wohl sagen –, jagten wir die bemalten Teufel, bis auch der letzte von ihnen in der Tiefe des Waldes verschwand. Wir machten noch einer Menge von ihnen ein Ende, ohne selbst mehr als ein paar Mann zu verlieren.«
»Ich muß wohl alt werden«, brummte Conan, »daß ich nur von einem Schlangenbiß, ein wenig Laufen und Reiten in Ohnmacht falle.« Er machte eine nachdenkliche Pause. »Er hat mich da ›General‹ genannt?«
»Während Ihr hier bewußtlos lagt«, sagte Flavius nun, »schickten wir einen Kurier zum König mit einem Bericht unserer Erfolge in der Provinz Schohira und einem Ersuchen, Euch zu unserem neuen Kommandeur zu machen. Alle ohne Ausnahme unterzeichneten es – obgleich wir bei Laodamas ein wenig Druck ausüben mußten. Er war sehr verärgert, weil Ihr ihm sein Pferd und seine Befehlsgewalt genommen habt. Er sprach davon, Euch zum Zweikampf herauszufordern.«
Conan lachte, daß es ihn schüttelte – ein Lachen war es, das wie der Schall von Trompeten im frühen Morgenwind widerhallte. »Es hätte mir leid getan, wenn ich den jungen Einfaltspinsel hätte zusammenschlagen müssen. Der Bursche meint es ja gut, aber ihm fehlt der Verstand.«
Jemand klopfte an der Tür, dann trat ein hagerer Mann in der engen Lederkleidung eines königlichen Kuriers herein.
»General Conan?« fragte er.
»Ja?«
»Ich habe die Ehre, Euch dieses Sendschreiben Seiner Majestät zu überbringen.« Mit einer respektvollen Verbeugung händigte der Kurier Conan eine Schriftrolle aus.
Der Cimmerier brach das Siegel, rollte das Pergament auf und starrte blinzelnd auf die Schrift.
»Bringt die Kerze herbei, Sura«, bat er. »Es ist schon zu dunkel, ohne Licht zu lesen.« Seine Freunde beobachteten ihn gespannt, während er beim Lesen stumm die Lippen bewegte.
»Mhm«, sagte er schließlich gedehnt. »Der König bestätigt meine Beförderung. Und mehr noch, er lädt mich nach Tarantia zur
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