Conan-Saga 05 - Conan und der Spinnengott
Geld achtete, wollte er diesmal doch, bei dem hohen Preis dieses edlen Getränks, jeden Schluck auskosten.
»Ein auserlesener Wein!« wisperte Rudabeh, die ihren Schleier ein wenig gehoben hatte. »Dergleichen habe ich noch nie getrunken.«
»Ich dachte mir, daß er Euch munden würde«, sagte Conan. »Wie sieht es mit den Intrigen bei Euch im Te... ich meine, an Eurem Arbeitsplatz aus?«
»Etwas tut sich zweifellos«, antwortete Rudabeh nachdenklich. »Wenn mein Herr davon spricht, das Königreich zu läutern, steckt mehr dahinter als nur Worte. Er hat einen schrecklichen Plan ins Auge gefaßt und deutet an, daß er ihn in Kürze durchführen wird – vielleicht schon innerhalb eines Monats.«
Conan beugte sich vor und murmelte: »Was ist dieser Hohepriester für ein Mensch?«
Rudabeh schüttelte sich unwillkürlich. »Wir alle fürchten ihn!« hauchte sie. »Er ist streng und unnachgiebig – gerecht auf seine eigene Weise, aber ohne Erbarmen, wenn er sich im Recht fühlt, und das tut er fast immer.«
Conan blickte das Mädchen durch leicht zusammengekniffene Lider an. »Was hat er vor?«
»Ich weiß es nicht. Und dann ist da dieser Besuch ...« Sie deutete verstohlen auf die Tische, wo die vier Männer in Schafspelzmützen und wo der einzelne Gelehrte saß.
»Was wißt Ihr über diese Männer?« erkundigte sich Conan.
»Sie kommen aus Aghrapur, im Auftrag von König Yildiz. Die Namen der vier Rohlinge kenne ich nicht, aber der vornehmere Mann ist Lord Parvez, ein turanischer Diplomat.«
Conan schlug eine Prankenhand auf seine Stirn. »Natürlich! Ich ...« Hastig unterbrach er sich, ehe er herausplatzte, daß er Parvez ja selbst in Yildiz' Palast gesehen hatte, wo er jedoch nach seiner gegenwärtigen Geschichte nie gewesen war. Um seine Verlegenheit zu überbrücken, bedeutete er Mandana, die Kelche nachzufüllen. Rudabeh, der Conans Verwirrung aufgefallen war, wisperte:
»Oh, kennt Ihr diesen Parvez?«
»Nein, aber ich hörte von ihm in Shadizar«, antwortete er. »Was kann er von Feridun wollen? Gewöhnlich schicken Könige ihre Abgesandten zu anderen Königen, nicht zu Priestern in fremden Landen.«
»Auch das weiß ich nicht, aber es könnte etwas mit der verschleierten Frau zu tun haben.«
»Verschleierte Frau? Was für eine verschleierte Frau?« Unwillkürlich war Conans Stimme scharf geworden. Am Rand des Unterbewußtseins formte sich ein Plan.
»Ehe Ihr nach Yezud kamt, kehrte der Vikar von einer längeren Reise zurück, von der er eine in bunte Schleiergewänder gehüllte Frau mitbrachte. Er hält sie im Tempel in einem verschlossenen Gemach, das nur die höchsten Priester und eine einzige Sklavin betreten dürfen. Diese Dienerin, ein dunkelhäutiges Mädchen, kommt aus einem fernen Land und spricht eine Zunge, die ich nicht verstehe.«
Conan zweifelte nicht, daß die Verschleierte Jamilah war, König Yildiz' Lieblingsfrau. Er preßte die Lippen zusammen, um nicht damit herauszuplatzen und die Entführung zu erwähnen. So gleichmütig wie möglich fragte er: »Diese Frau – könnte euer Priester sie vielleicht um eines Lösegelds wegen entführt haben?«
Rudabeh schüttelte den Kopf. »Nein, Zath und alle, die ihm dienen, sind über alle Maßen reich. Die Münzen in der Opfertruhe sind nur ein geringer Teil des ungeheuren Tempelvermögens. Die wahren Schätze Zaths – die Kelche und anderen Gefäße aus Gold und Silber und mit Diamanten und Smaragden und Rubinen besetzt, die Stapel Barren aus kostbaren Metallen, die Haufen ungeschliffener Edelsteine – werden in dreifach verschlossenen und gut bewachten Kellergewölben aufbewahrt. Neben dem Zehnten der Gläubigen und den Geschenken des Königs hat der Tempel auch die Alleinrechte über das Bitumen, das in der Gegend aus dem Boden sprudelt und sich in gewaltigen Tümpeln sammelt. Nein, so gewaltig ist der Reichtum Zaths, daß nicht einmal das Lösegeld eines Königs die Priester zu einer solch häßlichen Tat verleiten könnte. Vielleicht ist die Frau von hohem Stand und einem grausamen Gemahl geflohen.«
»Oder sie hat ihn vergiftet und sucht nun hier Asyl«, meinte Conan.
Obgleich Rudabehs Worte Conan ungemein beschäftigten, und seine Augen vor Verlangen nach dem erwähnten Reichtum glänzten, verfolgte er das Thema nicht weiter, um nicht den Argwohn seiner Begleiterin oder der Gäste ringsum zu erwecken. Zur Tarnung seiner Gedanken bemühte er sich um ein sorgloses Lächeln, leerte seinen Kelch und winkte Mandana zu, die Kelche
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