Conan-Saga 05 - Conan und der Spinnengott
Rechenschaft ablegen zu müssen!«
In dieser Nacht staunten die Männer der Freien Kameraden, die am Tor von Yezud Wache hielten, als sie im Sternenlicht ihren Hauptmann und den Tempelschmied mit dem Arm um des anderen Schulter den steilen Pfad herauftorkeln sahen. Und dazu grölten die beiden in mächtigem Baß – und zwar jeder ein anderes Lied!
7. Wein aus Kyros
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WEIN AUS KYROS
Drei Tage später, als Conan Lar zum Abendessen nach Hause begleitete, fand er dort Rudabeh vor. Lar sagte: »Heil, Schwester! Das ist unser neuer Schmied, der mächtige Meister Nial. Er läßt mich die Sachen an den Amboß halten, während er sie schmiedet, damit ich das richtige Gespür dafür bekomme. Und heute hat er mir die Farbveränderungen des Metalls, während es erhitzt wird und abkühlt, erklärt. Ich werde doch noch ein Schmied werden.«
»Das ist sehr freundlich von Euch, Meister Nial«, sagte Rudabeh mit strahlendem Lächeln.
Conans Augen leuchteten in tiefem Blau, während er das Mädchen betrachtete. Sie war groß für eine Zamorierin und sah gut aus, doch war ihre Schönheit nicht die der Frauen, die die Könige für ihren Harem erwählten, sondern rein, gesund und offen. Selbst der einfache Kittel und die Pluderhose – die übliche Straßenkleidung der Zamorierin – vermochten nicht die geschmeidige, wohlgerundete und doch feste Figur der Tänzerin zu vertuschen. Sie fuhr fort:
»Mutter erzählte mir von einigen Eurer Abenteuer, mit denen Ihr sie unterhalten habt. Habt Ihr sie wirklich alle selbst erlebt?«
»Ja, aber möglicherweise habe ich sie ein wenig ausgeschmückt. Ihr wißt ja, ein guter Geschichtenerzähler muß das tun, um die Spannung zu heben. Sah ich Euch nicht beim letzten Gottesdienst vor Zath im Tempel tanzen?«
»Wenn Ihr unter den Andächtigen wart, dann sicher.«
»Ihr seid ein wenig wärmer gekleidet als zu dem Zeitpunkt, Mädchen.«
Sie lächelte sichtlich ungerührt. »Allerdings. Aber laßt Euch durch mein Tempelkostüm nicht zu lüsternen Gedanken verleiten. Ich habe nicht die Absicht, einer kurzen Sinnesfreude nachzugeben, nur um dann Zaths Appetit zu stillen.«
Conan knurrte: »Jeder, der versuchte, Euch diesem etwas zu groß geratenen Insekt zum Fraß vorzuwerfen, hätte mit mir zu rechnen!«
»Eure Worte sind edel und mutig, Meister Nial, doch Ihr könntet mein Geschick nicht verhindern, wenn die Priester es so beschließen würden.« Sie seufzte. »Manchmal denke ich, die heiligen Väter gehen mit der Tugend so weit, daß ein Laster aus ihr wird. Aber da ich mich für meinen Weg entschieden habe, muß ich ihn auch zu Ende gehen.«
»Wann endet Euer Tempeldienst?«
»In acht Monaten.«
»Was werdet Ihr dann tun?« erkundigte sich Conan, während Amytis den Fleischtopf auf den Tisch stellte und jedem einen großen Schöpflöffel voll Gulasch daraus auf den Teller gab.
»Irgendeinen der hiesigen jungen Männer heiraten, vermutlich. Einige bekommen jedesmal Schafsaugen, wenn sie mich sehen, aber ich habe mir noch keine großen Gedanken darüber gemacht. Meine Tempelpflichten beanspruchen meine ganze Zeit.«
»Was macht Ihr denn so, Tag für Tag?«
»Als Leiterin der Tänzerinnen übe ich die heiligen Lieder und Tänze mit ihnen und bilde die neuen Mädchen aus. Wenn wir weder tanzen noch singen, bedienen wir die Priester und reinigen die Tempelräume.
Aber das ist nicht alles. Seit der alte Verwalter starb, ernannten sie mich zur Verwalterin. Die Priester konnten sich auf keinen in ihren Reihen einigen, also wälzten sie die zusätzliche Arbeit auf mich ab.«
»Und was müßt Ihr als Verwalterin tun?«
»Ich bin für die Tempelräume über dem Erdboden mit allem darin verantwortlich. Ich zähle und poliere die Ornamente und Möbelstücke und heiligen Gefäße und dergleichen und führe Buch. Es ist so viel Arbeit, daß ich es mir kaum leisten kann, Mutter alle vierzehn Tage zu besuchen.«
»Bleibt Ihr dann bei diesen Gelegenheiten über Nacht zu Hause?«
»Nein, ich muß spätestens um Mitternacht im Tempel zurück sein.«
Eine Weile aß Conan schweigend. Als Amytis den Tisch abdeckte und Lar um Wasser zum Geschirrspülen zum Brunnen schickte, fragte Conan:
»Wart Ihr schon einmal in Bartakes Wirtshaus in Khesron, Rudabeh?«
»O ja, einmal, vor vielen Jahren, als Vater noch lebte. Er nahm uns alle dorthin mit. Aber ich erinnere mich nicht mehr sehr gut daran.«
»Sie haben einen neuen Harfenspieler, der recht gut sein soll. Darf ich Euch heute abend
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