Conan-Saga 05 - Conan und der Spinnengott
mir die Metallbeschläge im Tempel ansehe und wo nötig ausbessere.«
Harpagus runzelte sichtlich verwirrt die Stirn. Er wiederholte die Frage und erhielt die gleiche Antwort.
»Steht Ihr nun wirklich unter meinem Bann?« fragte der Vikar, »oder täuscht Ihr es nur vor?«
»Fragt, was Ihr wollt, Eure Eminenz, ich werde wahrheitsgetreu antworten.«
»Dumme Frage von mir«, murmelte Harpagus. »Versuchen wir eine andere. Erzählt mir, was Ihr für die Tänzerin Rudabeh empfindet und in welcher Beziehung Ihr zu ihr steht – aber in allen Einzelheiten.«
»Rudabeh ist die Tochter der Frau, die für mich kocht«, antwortete Conan. »Ich aß mit dem Mädchen, als sie das letztemal zu Hause war, das ist alles.«
»Ihr seid nie irgendwo mit ihr hingegangen – beispielsweise in Bartakes Wirtschaft in Khesron?«
»Nein, Eure Eminenz, das Mädchen sagte, das sei ihr als Tempeltänzerin verboten.«
»Worüber habt Ihr euch mit ihr in ihrer Mutter Haus unterhalten?«
»Über den Klatsch hier in Yezud, und ich erzählte ihr ein wenig von meinen Abenteuern.«
»Hattet Ihr intime Beziehungen zu der Tänzerin?«
»Nein, Eure Eminenz, ich hätte sie damit, dem Tempel gegenüber, in Ungelegenheiten gebracht.«
Harpagus blieb kurze Zeit sitzen und trommelte mit dem Zeigefinger leicht auf die Schreibtischplatte. Schließlich sagte er: »Gut. Wenn ich mit den Fingern schnippe, werdet Ihr erwachen und Euch nicht an diese Unterhaltung erinnern. Dann dürft Ihr gehen.«
Der Priester schnalzte mit den Fingern. Conan holte tief Luft, straffte die mächtigen Schultern und fragte: »Worüber wolltet Ihr mit mir sprechen, Eure Eminenz?«
»Oh – jetzt habe ich es doch vergessen. Kehrt an Eure Arbeit zurück.«
Conan nickte, drehte sich um und wollte das Gemach verlassen, aber der Vikar hielt ihn zurück. »Eldoc!« rief er.
Der Brythunier, der vor Harpagus' Tür Wache stand, steckte den Kopf herein. »Eure Eminenz?«
»Führt Meister Nial hinaus. Und Ihr, Nial«, fügte Harpagus streng hinzu, »scheint ständig zu vergessen, daß wir Laien nicht gestatten können, ohne Begleitung durch den Tempel zu wandern. Gebt mir keinen Grund mehr, Euch erneut darauf aufmerksam machen zu müssen.«
Auf dem Korridor fuhr sich Conan mit dem Ärmel über die schweißglitzernde Stirn und biß in unterdrückter Wut die Zähne zusammen. Er hoffte zumindest, daß er den Vikar, mit seiner Vortäuschung, hypnotisiert zu sein, hereingelegt hatte.
Als Conan an diesem Tag Amytis' Haus betrat, war Rudabeh schon vor ihm da. Da es fast Hochsommer und lange hell war, setzten sie sich nach dem Abendessen in den Garten hinter dem Haus. »Paßt auf, daß Ihr nicht auf unseren Kohl tretet«, bat Rudabeh.
Als Conan einige seiner Abenteuer zum besten gegeben hatte, fragte er: »Was ist das eigentlich, das der Hohepriester immer droht, auf die Sündigen loszulassen?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Rudabeh. »Der innere Kreis hütet seine Geheimnisse.«
»Man könnte meinen, es handle sich um eine Seuche. Ich habe schon von Krankheiten gehört, die durch Zauberei hervorgerufen wurden.«
Sie zuckte die Schultern. »Es wird sich bestimmt noch alles herausstellen.«
»Zauber kann der Kontrolle des Zauberers leicht entgleiten«, gab Conan zu bedenken. »Wer weiß, ob nicht auch wir bedroht sind.«
»Ihr könnt jederzeit anderswohin fliehen«, sagte Rudabeh.
»Und Ihr?«
Sie zuckte die Schultern. »Ich muß es nehmen, wie es kommt. Yezud ist mein Zuhause, ich bin kein Wanderer wie Ihr, dem ein Ort wie der andere ist.«
»Wenn es in Yezud zu einer Seuche kommt, habt Ihr vielleicht bald keine Verwandten mehr.«
»Dann ist das mein Kismet«, murmelte sie.
»Oh, Euer östlicher Fatalismus sei verflucht«, ärgerte Conan sich. »Warum flieht Ihr nicht mit mir?«
Sie blickte ihn fest an. »Ich fragte mich schon, wann Ihr damit kommen würdet. Wisset, Nial, daß ich nicht das Spielzeug eines Mannes sein möchte. Wenn meine Dienstzeit abgelaufen ist, werde ich einen gutaussehenden jungen Mann heiraten, für uns haushalten und unsere Kinder großziehen.«
Conan verzog das Gesicht. »Das ist ein genauso stumpfsinniges Leben, wie das in meinem Heimatdorf. Ich könnte Euch das echte Leben zeigen.«
»Zweifellos, aber die Dirne eines herumziehenden Abenteurers zu sein, liegt mir nicht.«
»Woher wollt Ihr das wissen, Mädchen, wenn Ihr es nie ausprobiert habt?«
»Wenn es sich herausstellte, daß ich das Leben als Hausfrau unerträglich finde, wäre es
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