Conan-Saga 05 - Conan und der Spinnengott
schon möglich, daß ich mit einem wie Euch fliehen würde. Doch wenn ich jetzt mit Euch ginge, könnte ich nie nach Yezud zurückkehren, denn die Priester würden mich Zath zum Fraß vorwerfen.«
Conan hob beide Hände. »Mitra beschütze mich vor intelligenten Frauen, die ihr Leben planen wie ein General eine Schlacht. Zur Würze des Lebens gehört, nicht zu wissen, was der morgige Tag bringt – ja nicht einmal, ob man sein Ende sehen wird. Aber trotzdem habe ich Euch lieber als jede andere Frau, die ich je kannte, obgleich Ihr kalt wie Eis zu mir seid.«
»Auch ich mag Euch, Nial, doch nicht so sehr, daß ich Euretwegen eine nie wieder gutzumachende Dummheit beginge. Natürlich, wenn Ihr Eure Lebensweise ändern würdet, Euch häuslich niederließet, wie man so schön sagt – aber ich will keine überstürzten Versprechungen machen. Begleitet Ihr mich jetzt zum Tempel zurück?«
Nachdem er sich von Rudabeh verabschiedet hatte, kehrte Conan in die Schmiede zurück. Aber weil ihm langweilig war und er sich unruhig fühlte, ging er schließlich hinunter nach Khesron, wo Parvez in Bartakes Wirtshaus über eine Karte gebeugt saß. Conan wandte sich an ihn:
»Mir scheint, damit unser Unternehmen gelingt, muß es von außen angepackt werden. Das Tempelinnere ist zu gut bewacht.« Er erzählte von seinem Versuch, sich in den Korridoren umzusehen und von seiner Befragung unter vermeintlicher Hypnose durch Harpagus. »Dazu«, schloß er, »brauche ich ein Seil – etwa vierzig bis fünfzig Ellen lang. Wißt Ihr, wo ich eines bekommen könnte?«
»Nein«, antwortete der Diplomat. »Aber der Wirt, vermutlich. He, Bartake!«
Der Wirt erklärte ihnen, daß es die nächste Seilerei in Kharshoi gebe, eine Ortschaft etwa acht Meilen weiter im Tal.
»Gut«, brummte Conan. »Wieviel kosten fünfzig Ellen ungefähr?« Als Bartake nach kurzem Überlegen eine Summe nannte, streckte der Cimmerier eine Hand aus und wandte sich an Parvez. »Geld für das Seil, mein Lord.«
»Ihr seid ein geschäftstüchtiger Mann«, brummte der Diplomat und kramte in seinem Säckel. »Ihr müßt mich jetzt entschuldigen.«
Mit einem säuerlichen Blick erhob sich Parvez und zog sich zurück. Conan blickte sich in der Wirtsstube um. In diesem Augenblick trat Hauptmann Catigern ein, und Conan winkte ihm zu. Sie bestellten Wein, den üblichen billigen, denn Conan sah keinen Grund, sich mit dem kyrischen an den Bettelstab zu bringen, wenn er keine holde Begleiterin hatte, mit dem er ihn hätte genießen können. Er und Catigern knobelten um kleine Summen.
Obgleich Conan mehr Wein als sonst trank, schien er keine Wirkung zu zeitigen. Nach mehreren Bechern fühlte Conan sich immer noch so ruhelos und gelangweilt wie zuvor.
Die Wirtstochter trippelte herbei, um beim Knobeln zuzusehen. Conan gähnte und sagte: »Mir reicht's, Hauptmann. Ich glaub, ich geh ins Bett.«
»Ganz allein?« fragte Mandana aufreizend. Als Conan hochblickte, blinzelte sie ihm zu und räkelte sich.
Der Cimmerier blickte sie ohne Interesse an. »Schmiedearbeit ist schwer«, brummte er. »Eine Schwertklinge zu hämmern, ist nicht weniger anstrengend, als diese Klinge im Kampf zu schwingen. Mein Beruf verlangt meine ganze Kraft.«
»Pah!« spottete Mandana. »Es gehört mehr dazu, einen Mann Eurer Statur zu ermüden. Die Wahrheit ist, daß diese Tempeltänzerin Euch den Kopf verdreht hat. Bildet Euch nicht ein, daß ich sie nicht erkannte, als Ihr sie hierhergebracht habt, auch wenn sie sich noch so sehr vermummte. Zumindest hüpfe ich nicht mit nur ein paar Perlenschnüren herum und stelle mich so zur Schau.«
Ein würgender Laut erklang von der anderen Tischseite, wo Catigern sich bemühte, nicht schallend aufzulachen. Conan funkelte den Hauptmann wütend an, dann Bartakes Tochter, knurrte ein flüchtiges gute Nacht und verließ die Wirtschaft.
Conan konnte einfach nicht einschlafen, denn Rudabeh ging ihm nicht aus dem Sinn. Ihr Bild ließ sich nicht vertreiben, obwohl er sich immer und immer wieder sagte, daß es besser wäre, nichts mehr mit ihr zu tun zu haben, weil sie eine Bedrohung für seine Freiheit und Unabhängigkeit war, die ihm über alles gingen.
Mit ihr wäre er der Welt als Kämpfer verloren. Sie würde ihn in einem klebrigen Netz der Häuslichkeit festhalten, aus dem er nicht auf ehrenhafte Weise entkommen könnte. War nicht gerade das Spinnengewebe das Symbol Yezuds? Er wäre an einen Ort und an ein Handwerk gefesselt – sein ganzes Leben lang,
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