Conan-Saga 05 - Conan und der Spinnengott
öffneten. Er befürchtete nicht, daß sie darüber zu den Priestern sprechen würden, denn damit verdarben sie sich möglicherweise nur ihre eigenen Freizeitvergnügen.
Der Cimmerier hatte beabsichtigt gehabt, Rudabeh direkt zur Hintertür des Tempels zu bringen, aber er dachte, wenn er sie in diesem Zustand dort ablieferte, würde er sie nur in Schwierigkeiten bringen, und vermutlich würden die Priester auch ihm unangenehme Fragen stellen. Nach kurzem Überlegen trug er sie zur Schmiede und in seine eigene Behausung.
In dieser mondlosen Nacht war Conans Gemach stockdunkel, wenn man von den paar noch schwelenden Kohlen im Feuerbecken absah. Er tastete sich zum Bett, legte Rudabeh darauf und löste ihre Schleier. Sie rührte sich leicht, erwachte jedoch nicht.
Conan zündete an den Kohlen einen Kienspan an und damit eine Kerze. Als er damit wieder ans Bett trat und der Kerzenschein auf Rudabehs Gesicht fiel, sah er erneut bewundernd, welch ein schönes Mädchen sie doch war. Seine Leidenschaft erwachte bei ihrem Anblick. Das Blut pochte in seinen Schläfen. Er stellte die Kerze ab und machte sich daran, die Gewänder des Mädchens zu öffnen. Er legte den Umhang auf einen Stuhl, denn schnürte er das Mieder auf und entblößte so Rudabehs pralle Brüste.
Der nur schwach erhellte Raum verschwamm schier vor Conans Augen, als er das Mädchen bewunderte. Er wollte damit beginnen, sich selbst auszuziehen, als ein plötzlicher Gedanke ihn innehalten ließ.
Er war stolz darauf, daß er noch nie eine Frau gegen ihren Willen genommen oder betrogen hatte. Bot sich ihm eine an, sagte er selten nein, doch nie zwang er sich einer auf oder betörte sie mit falschen Versprechungen. Rudabehs gegenwärtigen Zustand auszunutzen, wäre ein so großer Verstoß gegen seine Ehre wie eine regelrechte Vergewaltigung.
Aber seine Leidenschaft war gewaltig. Er kämpfte mit sich selbst. Als sich plötzlich das Bild seiner Mutter vor seine Augen schob, fiel seine Entscheidung. Es würde auch noch andere Chancen geben, und es war jedenfalls anständiger, Rudabehs Liebe offen und ehrlich zu gewinnen. Er beugte sich über sie und war gerade dabei ihr Mieder wieder zu verschnüren, als sie sich plötzlich rührte und die Augen öffnete.
»Was macht Ihr da?« murmelte sie.
»Oh!« sagte Conan. »Mitra sei Dank, Ihr lebt! Ich wollte gerade an Eurem Herzen horchen, ob es noch schlägt.«
»Ich glaube, Ihr hattet etwas anderes im Sinn«, flüsterte sie, als er ihr hoch half. »Uhh – mir ist übel!«
»Nicht auf den Boden«, bat Conan. »Kommt her.« Er führte sie zur Waschschüssel und half ihr, sich darüber zu beugen.
Eine halbe Stunde später, kurz vor Mitternacht, lieferte Conan Rudabeh rein und nüchtern an der nördlichen Hintertür des Tempels ab. »Ich danke Euch«, sagte das Mädchen. »Ihr hättet nur nicht ganz so großzügig mit dem Kyroswein sein sollen.«
»Das nächstemal werde ich geiziger damit sein. Wann darf ich Euch wiedersehen?«
Rudabeh seufzte. »Ehe Feridun Hoherpriester wurde, hättet Ihr nur viermal an diese Tür zu klopfen brauchen, dann hätte der alte Oxythrates aufgemacht und Ihr hättet ihm sagen können, mit welcher Tänzerin Ihr sprechen möchtet. Eine kleine Münze in seine Hand und er hätte sie geholt. Doch damit und mit vielem anderen hat Feridun ein Ende gemacht. Jetzt müßt Ihr warten, bis die Priester mir erlauben, einen Abend zu Hause zu verbringen. Wann das ist, vermöchte nicht einmal der beste Astrologe vorherzusagen. Wir werden uns durch Zufall in meiner Mutter Haus wiedertreffen.«
»Hättet Ihr dann Lust, wieder Bartakes Wirtshaus zu besuchen?«
»O nein! Ich wage mich nicht noch einmal aus der Stadt. Es war ohnedies ein ungeheures Glück, daß der Priester Darius mich nicht bemerkte. Ein solches Risiko möchte ich kein zweitesmal eingehen.«
Sie küßte ihn schnell und war auch schon verschwunden. Conan kehrte vor sich hinbrummelnd zur Schmiede zurück. Er fragte sich, ob er sich noch dümmer vorkommen würde, als er es jetzt tat, wenn er die Situation doch ausgenutzt hätte.
8. Die acht Augen Zaths
8
DIE ACHT AUGEN ZATHS
Mehrere Tage arbeitete Conan schwer in der Schmiede. Er wartete darauf, Rudabeh im Haus ihrer Mutter wiederzusehen, aber die Tänzerin kam nicht.
»Da die Priester das arme Mädchen so mit Arbeit überlasten«, sagte Amytis, »weiß man nie, wann sie wieder einmal heimkommt. Zwar stehen ihr pro Monat vier freie Abende zu, doch sie kann schon von
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