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Conan-Saga 10 - Conan der Wanderer

Conan-Saga 10 - Conan der Wanderer

Titel: Conan-Saga 10 - Conan der Wanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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die Stadt liegt. Sie hat es verschont, denn ohne Lebewesen, die sie zu ausgedörrten leeren Hüllen machen kann, ist sie nicht imstande zu existieren.«
    »Crom!« flüsterte Conan und leerte seinen Kelch.
    »Seit Jahrhunderten ist dieses Land nun schon eine tote, sterile Öde«, fuhr Enosh fort. »Unsere Jungen dienen dazu, den grauenvollen Durst der Göttin zu stillen, genau wie das Vieh unserer Herden. Und sie braucht täglich neues Blut. Jeden Tag wählt sie ein Opfer, und Tag für Tag wird die Zahl geringer. Möglicherweise hält ein einzelnes Opfer mehrere Tage, ja gar einen halben Mond lang durch. Ja, die stärksten und tapfersten jungen Leute überdauerten sogar bis zu dreißig Tagen, ehe ihre Lebenskraft erschöpft war und die Göttin sich ihr nächstes Opfer vornehmen mußte.«
    Conan umklammerte den Griff seines Schwertes. »Crom und Mitra, Mann! Weshalb habt ihr dieses Ungeheuer nicht getötet?«
    Der alte Mann schüttelte müde den Kopf. »Der Dämonin ist nichts anzuhaben, man kann sie nicht töten. Ihr Fleisch ist aus Materie, die sie an sich zieht und durch ihren unüberwindlichen Willen zusammenhält. Jegliche Wunde, die ein Pfeil oder eine Klinge ihr zufügt, heilt sie in Augenblicksschnelle ohne Schwierigkeit. Dazu verhilft ihr die Lebenskraft, die sie ihren Opfern entzieht.«
    »Verbrennt sie!« knurrte Conan. »Zündet den Palast über ihrem Kopf an oder zerstückelt sie zu winzigen Teilen, die das Feuer schnell verschlingen kann.«
    »Das ist unmöglich. Sie schirmt sich mit den dunklen Mächten ihrer höllischen Magie ab. Ihre Waffe lähmt alle, die sie anblickt, zur Reglosigkeit. Nahezu hundert tapfere Krieger, die in den Tempel schlichen, um ihr ein Ende zu bereiten, wurden zu starren Statuen, die nach und nach als Nahrung für das unersättliche Ungeheuer dienten.«
    Conan trat unruhig von einem Bein auf das andere. »Es ist ein Wunder, daß überhaupt noch jemand in diesem verfluchten Lande lebt«, brummte er. »Wie ist es möglich, daß die verdammte Blutsaugerin nicht bereits alles Leben im Tal aufgesogen hat? Und wieso habt ihr nicht eure Habe gepackt und seid geflohen?«
    »Wir sind nur noch wenige«, antwortete Enosh. »Sie raubt uns die Lebenskraft schneller, als die natürliche Fortpflanzung bei uns und dem Herdenvieh möglich ist. Anfangs, viele Jahrhunderte lang, gab die Dämonin sich mit dem Saft der Pflanzen zufrieden und verschonte die Menschen. Als das Land auf diese Weise zur Öde geworden war, ernährte sie sich zuerst von den Tieren, dann von unseren Sklaven und schließlich von den Akhlatim. Bald wird es uns nicht mehr geben, und Akhlat wird eine riesige Totenstadt sein. Verlassen können wir das Land nicht, weil die Macht der Göttin uns innerhalb enger Grenzen hält, die wir nicht zu überschreiten vermögen.«
    Conan schüttelte den Kopf, und seine ungebändigte Mähne streifte die breiten sonnenverbrannten Schultern. »Das ist eine schreckliche Geschichte, alter Mann. Doch weshalb erzählt Ihr sie mir?«
    »Einer uralten Prophezeiung wegen«, antwortete Enosh leise und hob die vergilbte Schriftrolle vom Tisch.
    »Welche Prophezeiung?«
    Der Alte öffnete die Rolle ein Stück und deutete auf einen so alten Text, daß Conan ihn nicht zu entziffern vermochte, obgleich er die Schrift des Shemitischen durchaus zu lesen imstande war. »Sie besagt, daß zu einer Zeit, da unser Ende naht, sich die Unbekannten Götter – von denen unsere Vorfahren sich abwandten, um die Dämonin anzubeten – erbarmen, ihren Groll vergessen und uns einen Erlöser schicken werden. Dieser Retter hat die Kraft, die Göttin zu stürzen und ihrer schrecklichen Macht zu berauben. Ihr, Conan von Cimmerien, seid dieser Erlöser ...«
     
     
    7
     
    HALLE DER LEBENDEN TOTEN
     
    Tage und Nächte lang lag Vardanes in einer klammen Verlieszelle, direkt unter dem Schwarzen Tempel von Akhlat. Er schrie und flehte, weinte, fluchte und betete, aber die Wächter im Bronzehelm mit den stumpfen Augen und den unbewegten Gesichtern achteten nicht darauf. Gleichmütig kümmerten sie sich um seine körperlichen Bedürfnisse, beantworteten jedoch keine seiner Fragen. Selbst seinen Bestechungsversuchen liehen sie kein Ohr, was ihn in höchstem Maße erstaunte, denn als typischer Zamorier konnte Vardanes sich nicht vorstellen, daß es Männer gab, die sich nicht für Reichtum interessierten. Die seltsamen Burschen mit ihrer antiquierten Redeweise und ihren antiken Rüstungen waren so wenig begierig nach den

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